Hochschule Bremen 23.03.2012, 11:59 Uhr

Frauenstudiengang für angehende Ingenieurinnen

Wenn angehende Ingenieurinnen unter sich sind und männliche Kommilitonen vor dem Hörsaal bleiben müssen, fördert das Interesse und Leistung. Trotzdem setzt sich das Angebot an deutschen Hochschulen nicht in breitem Maße durch.

Haben Sie schon einen Computer auseinandergeschraubt? Wenn nicht, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Selbst Informatikstudenten kennen das Innenleben ihres Arbeitsgeräts oft nicht. Viele fürchten, dass sie die Hardware beim Zerlegen beschädigen oder die Teile anschließend nicht mehr richtig zusammensetzen können. „Diese Ehrfurcht vor der Technik demontieren wir bei den Frauen gleich zu Beginn des Studiums“, schmunzelt Gerlinde Schreiber, Professorin und Leiterin des Internationalen Frauenstudiengangs Informatik an der Hochschule Bremen.

Ihre Erstsemester bauen nicht nur Computer auseinander und wieder zusammen. Sie sind auch zu einer „Installationsparty“ geladen, zu der die Studentinnen ihre Notebooks mitbringen und die Software selbst installieren, die sie im Studium brauchen. Diese curricularen Freiheiten sind möglich, weil der Bremer Frauenstudiengang eigenständig und damit auch eigens akkreditiert ist.

Bremer Frauenstudiengang ist eigenständig und eigens akkreditiert

Eine Ausnahme, denn die anderen frauenspezifischen Angebote laufen parallel zu „gemischten“ Studiengängen. Dadurch steht Bremen unter besonderem Rechtfertigungsdruck. Die Hochschule Furtwangen hatte einst dem Druck nachgegeben und bietet ihren erst nur für Frauen konzipierten Studiengang heute auch koedukativ an.

Jedenfalls fangen sich die Bremer Studentinnen schon mal Sticheleien von wegen „weichgespültem Studium“ ein. „Doch heute sind das eher Rituale, mit denen die Frauen souverän umgehen“, so Schreiber. Vielleicht beneiden Männer auch ihre Kommilitoninnen, da im Frauenstudiengang Fragen explizit erwünscht ist. Schreiber: „Wer fragt, ist nicht doof, sondern will verstehen.“

Stellenangebote im Bereich Forschung & Lehre

Forschung & Lehre Jobs
Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft-Firmenlogo
W3-Professur "Life Cycle Engineering" Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft
Hochschule Kaiserslautern-Firmenlogo
Tandem-Professur (W1 LBesO) "Strömungssimulation" Hochschule Kaiserslautern
Kaiserslautern Zum Job 
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Wissenschaftliche Mitarbeiterin oder Wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Thema "Wärmepumpe für die Brennwertnutzung in Biomasseheizsystemen" (m/w/d) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
Technische Universität Berlin-Firmenlogo
Universitätsprofessur - BesGr. W3 für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik an der Fakultät V Technische Universität Berlin
Technische Universität Darmstadt-Firmenlogo
Professur (W3) "Fahrzeugantriebssysteme" Technische Universität Darmstadt
Darmstadt Zum Job 
Universität Duisburg-Essen-Firmenlogo
Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in (w/m/d) im Zentrum für NanoIntegration Universität Duisburg-Essen
Duisburg Zum Job 
Hochschule RheinMain Wiesbaden Rüsselsheim-Firmenlogo
W2 Professur "Fahrzeugtechnik: Fahrwerktechnik und mechatronische Fahrzeugsysteme" Hochschule RheinMain Wiesbaden Rüsselsheim
Rüsselsheim Zum Job 
Hochschule RheinMain-Firmenlogo
Ingenieur:in für eine W2 Professur "Fahrzeugtechnik: Fahrwerktechnik und mechatronische Fahrzeugsysteme" Hochschule RheinMain
Rüsselsheim Zum Job 
Universität Bayreuth-Firmenlogo
W3-Professur für Technische Thermodynamik und Transportprozesse Universität Bayreuth
Bayreuth Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektronik" THU Technische Hochschule Ulm
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Technische Hochschule Mittelhessen-Firmenlogo
W2-Professur mit dem Fachgebiet Anlagenautomation und nachhaltiges Energiemanagement Technische Hochschule Mittelhessen
Gießen Zum Job 
Technische Hochschule Mittelhessen-Firmenlogo
W2-Professur mit dem Fachgebiet Informatik mit Schwerpunkt Cyber-Physical Systems Technische Hochschule Mittelhessen
Gießen Zum Job 
Westfälische Hochschule-Firmenlogo
Professur Smarte Robotik und KI (W2) Westfälische Hochschule
Bocholt Zum Job 
Technische Hochschule Mittelhessen-Firmenlogo
W2-Professur mit dem Fachgebiet Konstruktiver Ingenieurbau Technische Hochschule Mittelhessen
Gießen Zum Job 
Fachhochschule Münster-Firmenlogo
Professur für "Elektrische Energietechnik" (w/m/d) Fachhochschule Münster
Steinfurt Zum Job 
Hochschule Bielefeld-Firmenlogo
W2-Professur Software Engineering Hochschule Bielefeld
Gütersloh Zum Job 
Hochschule Bielefeld-Firmenlogo
Professor (W2) Automation Technology and Mechatronics Hochschule Bielefeld
Bielefeld Zum Job 
Hochschule Bielefeld (HSBI)-Firmenlogo
W2-Professur Software Engineering Hochschule Bielefeld (HSBI)
Gütersloh Zum Job 
Hochschule Bielefeld (HSBI)-Firmenlogo
W2-Professur Elektrotechnische Gebiete der Biomedizintechnik Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM) Hochschule Bielefeld (HSBI)
Bielefeld Zum Job 

Ab dem dritten Semester können die Studentinnen in gemischten Wahlpflichtveranstaltungen beweisen, dass sie fachlich mindestens ebenso fit sind wie die Kommilitonen. Im 14-wöchigen Betriebspraktikum und im Auslandssemester an einer Partnerhochschule ist ohnehin gemischtgeschlechtlicher Alltag angesagt. „Wir dümpeln also nicht in einem Biotop“, resümiert Schreiber. „Wir machen nur einiges anders.“ Für Frauen wohl auch besser, wie die Akzeptanz beweist. Die jährlich angebotenen 30 Studienplätze sind immer besetzt.

Frauenstudiengang bietet ein motivierendes Lernklima für Frauen

Begleitstudien zeigen die Gründe: In Frauenstudiengängen erfahren Studentinnen jenes Lernklima, das sie motiviert – themenorientiert statt rollenzentriert, ohne störendes Konkurrenz- oder Imponiergehabe anderer. „Wenn Frauen zu Beginn des Studiums psychische Schützenhilfe bekommen, bauen sie ein Selbstvertrauen auf, das sie durchs ganze Studium trägt“, berichtet Ulrike Schleier, Professorin an der Jade-Hochschule Wilhelmshaven.

Sie leitet den ersten an deutschen Hochschulen etablierten Frauenstudiengang. Rund 30 Frauen wählen jährlich dieses Studium, den „gemischten“ Parallelstudiengang nur wenige. Doch die Pionierarbeit war hart, musste sie sich doch auch gegen weibliche Vorbehalte durchsetzen. Manche Frauen witterten im frauenspezifischen Angebot Verrat an der Emanzipation, einer Emanzipation, die sich im alltäglichen Kampf um Gleichberechtigung stählt.

Inzwischen sind die Fronten aufgeweicht. Schließlich belegen Evaluationen und letztlich auch Women’s Colleges in aller Welt, dass durch „Abwesenheit des zweiten Geschlechts die ständige Selbst- und Fremdverortung in den Hintergrund treten“ und sich selbstbewusste, durchsetzungsfähige Frauen entwickeln können, so Ulrike Teubner, Professorin an der Hochschule Darmstadt. Fähig sind sie allemal: Bei identischen Aufgaben schrieben Wilhelmshavener Studentinnen bessere Klausuren als Kommilitoninnen des koedukativen Parallelstudiengangs.

„Wir bringen Frauen in Naturwissenschaft und Technik“, freut sich Schleier. Und die Angebote sind flexibel. Das frauenspezifische Angebot der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin berücksichtigt die Lebensbedingungen von Frauen durch Kita-Plätze und höhere E-Learning-Anteile. Dass – bis auf Bremen – die Hochschulen nur mit Wirtschaft kombinierte MINT-Fächer für Frauen anbieten, wertet Schleier positiv: „Selbst Frauen, die gut in Mathe waren, möchten erst einmal ausprobieren, ob’s im Studium klappt.“ Wenn nicht, könnten sie von Wirtschaftsingenieur besser auf Betriebswirtschaft umsteigen. Außerdem, so die Genderforscherin Sigrid Metz-Göckel, „wollen Frauen nicht eingleisig fahren, sondern mit Verstand und Sinn studieren“.

Nur wenige Hochschulen bieten Frauenstudiengänge an

Trotzdem machen nur wenige Hochschulen mit. Universitäten fehlen völlig. Sie versuchen eher, durch Informationsveranstaltungen das Interesse von Mädchen und Abiturientinnen an Naturwissenschaft und Technik zu wecken.

Letztlich aber halten Frauenstudiengänge die Studentinnen stärker bei der Stange. „Die Initiative für frauenspezifische Angebote aber scheitert oft schon an den Kosten“, erzählt Schleier. „Und endgültig an der Angst vor einem Image-Verlust, weil das Weibliche die Hochschule abwerten könnte“ – das ultimative Argument für Frauenstudiengänge.

Ein Beitrag von:

  • Ruth Kuntz-Brunner

    Ruth Kuntz-Brunner ist Karriereautorin und schreibt über die Schwerpunkte Arbeitsleben und Arbeitssicherheit.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.