Krankenhaus: Prima Klima für Patient und Technik
Der heiße Sommer hat die Klimatechnik in Krankenhäusern auf die Probe gestellt. Neben der Witterung trug auch die wachsende Zahl an medizinischen Geräten und Computern mit ihrer Abwärme zur Wärmebelastung besonders in Behandlungs- und Untersuchungszimmern bei. Eine funktionierende und dabei effiziente Klimatisierung schützt sowohl die Gerätschaft als auch Patienten und Personal.
Die große Sommerhitze und dazu noch das vielfältige elektronische Equipment haben in diesem Jahr die Effizienz der Klimaanlagen in Krankenhäusern auf den Prüfstand gestellt. Ob für das Personal oder für die Medizintechnik – es galt für akzeptable Temperaturen zu sorgen. Für junge Gebäude mit innovativer Gebäudetechnik sicher kein Problem. Doch was ist mit älteren Gebäuden, wo die Klima- und Lüftungsanlagen auf die Nutzungsbedingungen zu Baubeginn ausgelegt sind? Häufig wurde in den vergangenen Jahren der Einsatz an medizinischen Großgeräten und Informationstechnik ausgebaut – Stromverbraucher, die ihrerseits wiederum Abwärme erzeugen.
Der Krankenhausbetreiber muss auch unter ungewöhnlichen Wetterbedingungen den Arbeits- und Gesundheitsschutz sicherstellen, mahnt Sebastian Paulus, Pressesprecher der Fachvereinigung Krankenhaustechnik FKT. „Spätestens wenn ein Großgerät aufgrund zu hoher Temperaturen ausfällt, wird man anfangen über eine Lösung nachzudenken und (teuer) nachzurüsten“, beklagt Paulus. „Das trifft in der Regel die Einrichtungen die ihre medizinischen Großgeräte wie Konsumwaren aus dem Regal zu Schnäppchenpreisen kaufen und mit rührender Naivität davon berichten, dass der Hersteller sie nicht ausreichend darauf hingewiesen hat, dass sie zum sicheren Gerätebetrieb auch den Check eines Kältefachmanns brauchen.“
Vor Kauf eines Gerätes sollte das Thema Klimatisierung mit Fachleuten abgestimmt werden. Großgeräte wie MRT (Magnetresonanztomografie/Kernspintomografie) oder CT (Computertomografie) mussten schon immer in einem begrenzten Temperaturbereich betrieben werden. Und dies wurde z. B. über interne Klimatisierung sichergestellt. Hannes Dahnke, Manager bei Philips Deutschland, nennt ein MRT als Beispiel: Im Untersuchungsraum befindet sich ein supraleitender Magnet, der mit flüssigem Helium gekühlt wird. Standard-Klimatechnik muss hingegen für ein angenehmes Raumklima für Patienten und Untersucher sorgen.
Zusätzlich zu dem statischen Magnetfeld benötigt ein MRT Zusatzmagnetfelder in drei Richtungen (Gradientenfelder), die im Messbetrieb kurzzeitig an- und ausgeschaltet werden. In dem Raum, in dem die hierfür notwendigen Gradientenverstärker sowie die Rechner stehen, die die Bilddaten verarbeiten, wird während der Untersuchung Wärme erzeugt, erklärt Dahnke. „Hier ist eine leistungsstarke Klimaanlage erforderlich.“
Die Einhaltung der Behaglichkeitskriterien im Sommer (Raumlufttemperatur) und Winter (Raumluftfeuchtigkeit) werde sehr unterschiedlich diskutiert, bemerkt Claus Händel, Referent beim Fachinstitut Gebäude-Klima. „Aus energetischer Sicht will man gerne auf Kühlung und Befeuchtung in den Bereichen verzichten, wo keine entsprechende Notwendigkeit besteht. Jedoch gibt es von Seiten des Personals und der Patienten doch zeitweise Klagen, die diese Parameter betreffen. Da diese aber in unserem Klima meist nur kurzzeitig auftreten, versucht man hier mit wenig Aufwand über die Runden zu kommen. Manchmal werden Lüftungsanlagen so aufgebaut, dass gegebenenfalls eine einfache Nachrüstung erfolgen kann. Manchmal werden Befeuchtungssysteme installiert, damit man diese in kritischen Tagen zuschalten kann.“
In der Praxis wurden öfter einzelne Laboratorien oder Behandlungszimmer mit einer dezentralen Klimaanlage (Splitgerät) nachgerüstet. Aus ein oder zwei Anlagen wurden dann schon mal über 100. Der Strombedarf und nicht zu vergessen auch der Wartungsaufwand ist entsprechend gestiegen. Hier sind die Betreiber gefordert, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten integrierte Lösungen für die gesamte Anlagentechnik zu finden.
Bei der Frage nach dem Klimatisierungsbedarf muss auch die Informationstechnik beachtet werden, ist in den vergangenen Jahren doch der Bedarf an Rechenleistung massiv gestiegen, betont Michael Nicolai, Manager bei Rittal. Krankenhausinformationssysteme seien unverzichtbar geworden, und auch die medizinischen Informationssysteme seien aus den Operationssälen nicht mehr wegzudenken. „Eine schwerwiegende Folge der stetig steigenden Zahl der IT-Anwendungen im Krankenhaus-Rechenzentrum: Die Serverschränke sind oft ‚bis obenhin’ voll, Klimatisierung und unabhängige Stromversorgung arbeiten an der Belastungsgrenze“, hebt Nicolai hervor. „Häufig sind keinerlei Redundanzen vorhanden, was natürlich zulasten von Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit geht. Hier ist vor allem in kleineren Krankenhäusern meist noch Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten.“ Für Kosteneffizienz sorgen z. B. Managementsysteme, mit denen die Kühlung bedarfsgesteuert abläuft.
Durch ihren 24-Stunden-Betrieb und hohe Anforderungen an Klima und Hygiene arbeiten Krankenhäuser energieintensiv. So verbrauchen sie in Deutschland im Durchschnitt nach Information von Siemens Building Technologies (SBT) pro Quadratmeter rund 300 kWhth jährlich und mehr als 100 kWhel.
Doch Wohlfühlen und Kosten sind nur einige Aspekte der Klimatisierung. Denn raumlufttechnische Anlagen sind im Krankenhaus auch Grundlage für die Einhaltung der Hygieneanforderungen. Bei SBT spricht man angesichts des täglichen Besucherverkehrs mit unsichtbar eingetragenen Krankheitserregern von einer „permanenten Herausforderung“. So würden 8 % bis 12 % der Krankenhausbehandlungen durch nosokomiale Effekte (durch im Krankenhaus übertragene Infektionen) erschwert. Unkontrollierte Luftströme sind daher besonders gefährlich für die Hygiene.
Raumlufttechnische Anlagen müssen also nicht nur das erforderliche thermische Raumklima aufrechterhalten, sondern gleichzeitig auch den Gehalt an Mikroorganismen, Staub, Narkosegasen und Geruchsstoffen in der Raumluft minimieren. Dies gilt besonders für Operationssäle. Hier müssen sich auch die thermischen Effekte und Druckeffekte jederzeit kontrollieren und steuern lassen. Eine Lösung bieten turbulenzarme Verdrängungsströme, bei der die Luft durch ein Deckenfeld in den Raum eingeleitet wird. ROBERT DONNERBAUER
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