1650 km durch die Nordsee 18.02.2014, 14:29 Uhr

Längstes Seekabel von Island nach Großbritannien geplant

Durch die Nordsee zwischen Island und Großbritannien soll das längste Stromversorgungskabel der Welt verlegt werden. Das 1650 Kilometer lange Stromkabel soll aus Wasserkraft und Erdwärme erzeugten Strom nach Großbritannien liefern. Knapp fünf Milliarden Euro soll das Projekt kosten. 

Mit einem hochseefähigen Kabelleger müsste das Stromkabel zwischen Island und Großbritannien auf einer Länge von 1650 Kilometern verlegt werden. Die Kosten des Projektes soll bei knapp fünf Milliarden Euro liegen.

Mit einem hochseefähigen Kabelleger müsste das Stromkabel zwischen Island und Großbritannien auf einer Länge von 1650 Kilometern verlegt werden. Die Kosten des Projektes soll bei knapp fünf Milliarden Euro liegen.

Foto: Stemat

Die Idee, überschüssigen Ökostrom aus Island auf die Insel zu bringen, stammt von Edi Truell, einem Finanzveteran aus der Londoner City. Für die Realisierung seiner Idee stellte Truell derzeit ein Konsortium zusammen, das vier Milliarden Pfund aufbringen soll, umgerechnet knapp fünf Milliarden Euro.

Island hat einen großen Überschuss an Strom

Ragnheiour Elin Arnadottir, die isländische Ministerin für Industrie und Handel, hatte schon im vergangenen Jahr eine parlamentarische Beratungsgruppe eingesetzt. Diese prüft gegenwärtig, wie sich der Stromüberschuss Islands aus Geothermie und Wasserkraft am besten exportieren oder in anderer Weise nutzen lässt. Wie reichlich es regenerative Energie in Island gibt, lässt sich auch daran ablesen, dass die Stauseen mancher Wasserkraftwerke immer wieder über die Mauern Wasser ins Tal schütten, weil die Turbinen mangels Stromnachfrage nicht laufen können.

Das Land hat kaum Industriebetriebe, die große Mengen Strom benötigen. Und da sich das in absehbarer Zeit auch nicht ändern wird, versucht das Land, den Stromexport anzukurbeln. Allerdings ist das schwierig, weil die Insel weit entfernt liegt von anderen Ländern und Industrieregionen.

Konsortium will fünf Milliarden Euro aufbringen

Truells Plan hat viele Anhänger in Großbritannien, so zum Beispiel Paul Johnson, den Vorstandschef von National Grid, jenem Unternehmen, das die Stromleitungen im Lande betreibt. Johnson würde gerne den isländischen Strom in Großbritannien verteilen.

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Zu der Aktualität des Island-Stromplans trägt gegenwärtig auch bei, dass völlig unsicher ist, wie lange der schottische Windstrom noch zur Verfügung steht. Sollten sich die Schotten bei der Abstimmung im September für ein unabhängiges Schottland entscheiden, wird London mit Sicherheit nicht mehr die bisherigen hohen Subventionen für die schottische Windenergie weiter bezahlen.

Schottland zählt zwar nur 9 Prozent der britischen Bevölkerung, produziert aber 42 Prozent des gesamten Windstroms der britischen Inseln. Da der Wind in Schottland fast ständig weht, muss National Grid immer wieder die Windparkbetreiber in Schottland dafür bezahlen, während einzelner Tageszeiten keinen Strom zu produzieren. Der isländische Strom wäre dagegen sogar grundlastfähig.

Kabel aus Aluminium oder Kupfer im Gespräch

Wie das Stromkabel von Island nach Großbritannien genau aussehen wird, steht bisher noch nicht fest. Das Kabel dürfte in den nächsten Monaten ausgeschrieben werden. Im Prinzip kommen ein Kufer- oder ein Aluminiumkabel infrage. In der Elektrizitätswirtschaft wird überwiegend davon ausgegangen, dass Aluminium als Werkstoff für das Seekabel zwischen Island und Großbritannien zum Zuge kommt. Aluminium ist deutlich billiger als Kupfer. Zugleich ist Aluminium sehr viel leichter als Kupfer, was die Verlegungskosten senken würde.

Für die Verlegung des Island-Stromkabels geht das Konsortium in London davon aus, einen Kabelleger jener Typen, die für Langstrecken-Telekommunikationskabel verwandt werden, benutzen zu können.  

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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