Airbus und US-Firma Aerion wollen neuen Überschall-Passagierjet bauen
Die Airbus Group und die amerikanische Firma Aerion haben sich zusammengetan, um ein neues Überschall-Flugzeug zu bauen. 2019 soll die Aerion AS2 fertig sein und mit maximal 1,6 Mach die Strecke von Chicago nach Frankfurt in etwas über fünf Stunden zurücklegen. Die zwölf Plätze an Bord sind Geschäftsreisenden vorbehalten.
Es soll die Wiedereinführung der Überschallflüge in der kommerziellen Luftfahrt werden, so lautet jedenfalls der Plan der beiden frisch verbündeten Partner Airbus und Aerion. Für 2019 ist der Jungfernflug des Modells Aerion AS2 geplant, die endgültige Zulassung für 2021. Das wären 18 Jahre nachdem die britisch-französische Concorde ihre Dienste eingestellt hat. Die legendäre, aber extrem laute „Königin der Lüfte“ flog mit maximal 2,23 Mach. Die AS2 soll 1,6-fache Überschallgeschwindigkeit erreichen.
Aerion forscht seit über zehn Jahren am Überschalljet
Von der Zusammenarbeit zwischen der Rüstungs- und Raumfahrtsparte der Airbus Group und seinem Unternehmen Aerion würden beide Partner profitieren, sagte Aerion-Geschäftsführer Doug Nichols. „Durch die Bestätigung des Branchenführers kann unser Programm in einen hohen Gang schalten und wir können den Überschalljet schneller bauen. Die Airbus Group bekommt dafür exklusiven Zugang zu den Ergebnissen aus über einem Jahrzehnt Forschung in der Flugzeug-Hochleistungstechnologie“, sagte Nichols.
Zunächst haben die beiden Partner den Austausch von Know-how und die Entsendung von Airbus-Mitarbeitern nach Reno, dem Sitz von Aerion im US-Bundesstaat Nevada geplant. Dort arbeitet der texanische Milliardär Robert Bass an der Idee des neuen Überschallflugzeuges, nachdem er 2004 die Aerion Corporation übernommen hatte. Gedacht ist das Flugzeug, zu dem jetzt der Prototyp gebaut werden soll, als kleiner, feiner und superschneller Businessjet.
Spezielle Flügelform erzeugt kaum Turbulenzen
Das Modell bietet Platz für zwölf Passagiere und könnte über dem offenen Meer auf eine 1,4- bis 1,6-fache Überschallgeschwindigkeit kommen. Das wäre fast doppelt so schnell wie die schnellsten zivilen Jets derzeit. Städte wie London und Seattle oder San Francisco und Tokio könnten nonstop erreicht werden. Dort, wo Überschallgeschwindigkeit nicht gestattet ist, fliegt die AS2 mit 0,99 Mach gerade unterhalb des Überschalls. Laut Aerion sind auch Geschwindigkeiten von bis zu 1,2 Mach möglich, ohne dass ein Überschallknall die Erde erreicht.
Gebaut werden soll die AS2 hauptsächlich aus leichter Karbonfaser. Eine Innovation in der Flügelform des Jets hat sich Aerion bereits patentieren lassen. Der spezielle Laminar-Flügel ist so konstruiert, dass er kaum Turbulenzen erzeugt. Der Flügel ist relativ gerade, breit und sehr dünn, so dass die Luft in Schichten vorbeiströmt und sich kaum miteinander vermischt. Das verringert den Luftwiderstand um bis zu 20 Prozent, spart Treibstoff und erhöht die Reichweite. Die Aerodynamik der Flügelform sei mit Hilfe von Computermodellen optimiert und in Windtunneln ausgiebig getestet worden, so Aerion. Das Marktpotenzial der AS2 liege bei etwa 600 Stück über die nächsten 20 Jahre. Den Stückpreis schätzen die Entwickler vage auf „über“ 100 Millionen US-Dollar.
Wettrennen um die Nachfolge der Concorde
Außer dem Gespann Airbus-Aerion sind noch weitere Unternehmen im Rennen um die Nachfolge der Concorde angetreten. Dazu gehören die amerikanischen Firmen Spike Aerospace, Gulfstream und Supersonic Aerospace. Alle Versuche, Überschall-Passagierjets auch kommerziell tauglich zu machen, sind allerdings bisher an den hohen Entwicklungs- und Betriebskosten sowie Umweltschutzbedenken wegen des Überschallknalls gescheitert.
Bei der europäischen Weltraumagentur ESA läuft derzeit das Programm LAPCAT, das die Entwicklung eines Wasserstofftriebwerkes zum Ziel hat. Damit könnten zivile Verkehrsflugzeuge Geschwindigkeiten von 6000 Stundenkilometern oder Mach 5 erreichen.
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