An der ISS wird ein aufblasbares Zimmer andocken
Wir werden sicher am Fernseher hocken, wenn am Freitag ein zusammengeklapptes Zimmer mit einer SpaceX-Rakete ins All fliegt und am Sonntag an der ISS andockt. Anschließend wird der Raum aufgeblasen und zwei Jahre lang von Astronauten getestet. So könnten künftig sogar kleine Hotels im All aufgebaut werden.
Schon 2013 hatten die Nasa und das private Raumfahrtunternehmen Bigelow Aerospace (BA) die Entwicklung eines Moduls vereinbart, das zusammengeklappt ins All fliegt und erst nach dem Andocken zur vollen Größe aufgeblasen wird. 17,8 Millionen $ hat sich die Nasa den Auftrag kosten lassen. Jetzt ist das faltbare Zimmer für Astronauten fertig.
Beam-Modul wird erst im All aufgeblasen
Die Vorteile eines Raums, der sich erst nach dem Flug im All auffalten und aufblasen lässt, liegen auf der Hand: Die Module müssen nicht erst im All montiert werden. Sie werden schon auf der Erde zusammengebaut, aber platzsparend für den Flug zusammengefaltet. Sie passen dadurch in die Frachträume der Versorgungsraketen, die die ISS regelmäßig mit Material versorgen. Am Freitag wird eine Falcon-9-Rakete von SpaceX das Raumschiff Dragon zur ISS fliegen. Die Rakete wird am 8. April um 16:43 Uhr Ortszeit von Cape Canaveral in Florida starten. Nasa TV wird die Vorbereitungen und den Start live übertragen.
Entwickelt hat das aufblasbare Modul das Unternehmen des Hotel-Milliardärs Robert Bigelow. Das Bigelow Expandable Activity Module, kurz Beam, hat zusammengefaltet einen Durchmesser von 2,4 m, ist 1,74 m lang und wiegt knapp 1,4 t. Damit belegt Beam mehr als die Hälfte der 2,5 t Nutzlast der Falcon-9-Rakete. Nach dem Auffalten im All steigt der Durchmesser auf 3,0 m, das Modul ist sogar 3,96 m lang. Also genug Platz für Astronauten.
Mitte April wird Beam an die ISS andocken
Am Sonntag wird die Dragon an der ISS ankommen. Die Astronauten Jeff Williams (Nasa) und Tim Peake (ESA) werden die Dragon am Harmony-Modul der ISS andocken. Auch dieses Manöver wird vom Nasa TV übertragen. Voraussichtlich eine Woche später wird die ISS-Crew Beam mit dem Montagearm Canadarm2 an das Tranquility Modul andocken. Im Tranquility sind die Lebenserhaltungssysteme der ISS untergebracht. Erst nach der Verbindung mit der ISS wird Beam zu einem 16 m3 großen Raum aufgefaltet.
Zwei Jahre lang wird der Raum getestet und regelmäßig von den Astronauten „begangen“. Sie werden Messungen vornehmen und überprüfen, ob das Modul den starken Belastungen des Weltraums standhält. Dabei geht es um die hohen Temperaturschwankungen, die starke Strahlung und die Kollision mit kleinsten Meteoriten und Weltraumschrott.
Beam könnte auch für den Aufbau von Hotels im Weltall dienen
Auf der Erde haben die flexiblen Wände des Beam-Moduls den Aufprall von Kleinstmeteoriten überstand. Ob dies auch im All gelingt, wird das Modul in den nächsten zwei Jahren beweisen müssen. Aus welchem Material die 30 cm dicke Außenhaut besteht, ist ein Geheimnis des Unternehmens. Derzeit bestehen die Außenwände der Raumstation ISS aus Aluminium.
Wenn Beam die zwei Jahre gut übersteht, wäre eine günstige Technik gefunden, um im erdnahen Orbit nicht nur die ISS weiter auszubauen. Man könnte sich auch den Aufbau kommerzieller Raumstationen vorstellen, die beispielsweise als Hotels dienen. Auch bei Langzeitmissionen wie dem geplanten bemannten Flug zum Mars könnten solche Module eine Rolle spielen. In Wettbewerben haben sich schon Ingenieure weltweit Gedanken gemacht, wie man eine Raumstation auf dem Mars aufbauen könnte.
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