Boeings Dreamliner hat wieder Probleme mit den Akkus
Schreckensnachricht für Boeing: Während der Vorbereitung für einen Flug der Japan Airlines nach Bangkok hat sich eine der acht Lithium-Ionen-Batterien eines Dreamliners 787 überhitzt. Weißer Rauch stieg in den Himmel. Damit setzt sich Boeings Pannenserie mit den Akkus im Dreamliner fort.
Fehlerhafte Batterien schweben seit Anfang 2013 wie ein Damoklesschwert über dem amerikanischen Flugzeughersteller Boeing. Eine neue Schreckensmeldung kam am Mittwoch von der Fluggesellschaft Japan Airlines (JAL). Während der Flugvorbereitung auf dem Flughafen in Tokio stieg aus einem Dreamliner 787 weißer Rauch auf, gleichzeitig meldete das Warnsystem ein Batterieproblem.
Ersten Ermittlungen zufolge stieg der Rauch aus einer der acht Batteriezellen. Die Zelle ist offenbar ausgelaufen. Der Hersteller der Batterien, die japanische Firma GS Yuasa, hat erklärt, den Schaden zu untersuchen.
Zum Zeitpunkt der Panne hätten sich allerdings keine Passagiere an Bord befunden. Für JAL sei der Vorfall kein Grund, vom Gebrauch des Dreamliners abzurücken, erklärt Firmensprecher Norihisa Hanyu: „Wir überzeugen uns vor dem Start von der Sicherheit eines jedes Flugzeugs. Wir werden die Flüge fortsetzen.“
Für Boeing bedeutet der Zwischenfall in Japan einen weiteren Rückschlag in einer Pannenserie, die im Januar 2013 begann. Damals überhitzten sich in einem Dreamliner in Boston die Lithium-Ionen-Batterien und gerieten in Brand. Die Maschine stand zum Glück am Boden.
Etwas kritischer war es schon bei einer 787, die in Japan während der Überhitzung bereits in der Luft war und notlanden musste. Verletzt wurde dabei niemand. Trotzdem verhängte die US-Flugaufsicht FAA ein weltweites Flugverbot für die bis dato 50 ausgelieferten Dreamliner. Das bedeutete Verdienstausfall in Millionenhöhe für acht internationale Fluglinien.
Schnell entflammbares Elektrodenmaterial wird zum Problem
Bei Boeing begann daraufhin die fieberhafte Suche nach dem Fehler in den Lithium-Ionen-Akkus. Diese bestehen aus einer positiven und einer negativen Elektrode, die durch eine Kunststoffschicht getrennt sind. Ionen wandern zwischen den Elektroden hin und her und sorgen für Spannung. Ein simpler und prinzipiell ungefährlicher Vorgang. Das Problem: Die Elektroden in den Akkus des Dreamliners bestehen aus einem schnell entflammbaren Material.
„Das hier verwendete Lithium-Kobald-Dioxid ist eines der gefährlichsten Elektroden-Materialen“, bestätigt Thomas Berger vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) in Pfinztal. Erreicht die Temperatur einen kritischen Punkt, kommt es im Akku zum unkontrollierten Ionenaustausch und reiner Sauerstoff wird freigesetzt. „Zusammen mit den organischen Stoffen im Elektrolyt ergibt sich eine brennbare Mischung.“
Verbessertes Batteriedesign sollte Pannenserie beenden
Während der Zwangspause veränderten die Boeing-Ingenieure das Design der Batterien. Sie entwickelten ein dichtes und feuerresistentes Edelstahlgehäuse. Im Inneren der Akkus vergrößerten sie den Abstand zwischen den einzelnen galvanischen Zellen, so dass diese nun besser voneinander abgeschottet sind und weniger schnell überhitzen. Integrierte Hitzesensoren sollen zudem schnell auf Probleme aufmerksam machen. Im April 2013 hat die FAA das neue Batteriesystem schließlich abgesegnet und das Flugverbot aufgehoben.
Dass Batterien plötzlich zur Gefahrenquelle werden, liegt auch an der statistischen Wahrscheinlichkeit. Denn Boeing verbaut mittlerweile deutlich mehr Akkus. Der Grund: In neuen Flugzeugen sollen elektrisch getriebene Stellmotoren schrittweise die klassischen hydraulischen und pneumatischen Systeme ersetzen. Das macht die Maschinen leichter, wartungsfreundlicher und spritsparender.
Dreamliner scheinen vorzeitig zu altern
Unterdessen gibt Spekulationen in Indien, dass das Langstreckenflugzeug vorzeitig altern könnte. Am vergangenen Samstag hatte ein Dreamliner der Air India technische Probleme mit dem Mechanismus der Landeklappen. „Boeing hat uns versichert, dass sie das Bauteil nicht nur austauschen, sondern auch modifizieren werden“, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft der indischen Zeitung Economic Times.
Offenbar kommen die Probleme mit der Mechanik häufiger vor, so Air India. Das ist bei so jungen Flugzeugen ungewöhnlich und geschieht laut Economic Times normalerweise erst nach fünf bis sieben Jahren. Das könnten Zeichen von Altersschwäche sein.
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