Mehr Passagiere und Fracht 21.01.2016, 08:12 Uhr

Russland baut Flugzeug mit ovalem Rumpf – vielleicht sogar in Deutschland

Das Runde muss ins Eckige, so einfach ist Fußball. Wenn aber Eckiges wie ein Frachtcontainer in einem Flugzeug mit kreisrundem Rumpfquerschnitt verstaut werden muss, wird der Platz knapp. Nun baut das russische Rosavia-Konsortium das erste Flugzeug mit elliptischem Querschnitt, um mehr Passagiere und Fracht unterzubringen. Vielleicht wird das Flugzeug sogar in Deutschland gebaut.

Der russische Frigate Ecojet ist das erste Verkehrsflugzeug mit ovalem Rumpf. Dadurch können mehr Passagiere und Fracht untergebraucht werden. Möglicherweise wird das Flugzeug sogar in Deutschland gebaut.

Foto: Frigate Ecojet

Foto: Frigate-Ecojet.Project

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Foto: Frigate-Ecojet.Project

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Foto: Frigate-Ecojet.Project

Foto: Frigate-Ecojet.Project

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Schon seit Jahren tüfteln Ingenieure des russischen Rosavia-Konsortiums mit Unterstützung von ThyssenKrupp an einem Großraum-Verkehrsflugzeug mit elliptischem Rumpfquerschnitt. Jetzt hat das Konsortium, hinter dem der russische Staat, die Fluggesellschaft Aeroflot, der Flugzeugbauer Tupolew und private Investoren stehen, den Bau des Flugzeuges „Frigate Ecojet“ beschlossen.

Der Prototyp und die ersten Serienmaschinen sollen aber nicht in Russland, sondern in einem Land der EU gebaut werden. Rosavia hat angekündigt, dass der Produktionsstandort im Februar dieses Jahres bekannt gegeben wird. Anschließend soll möglichst kurzfristig mit der Produktion begonnen werden.

Ovaler Rumpf erlaubt günstigere Unterbringung von Passagieren und Fracht

Der elliptische Rumpf sieht aus, als ob ein herkömmlicher Flugzeugkörper plattgedrückt worden sei. Mit der neuen Form wollen die russischen Ingenieure das Verhältnis von Nutzraum zu Innenraum des Flugzeuges wesentlich verbessern. Ein kreisrunder Rumpfquerschnitt bietet zwar in punkto Stabilität einige Vorteile, allerdings um den Preis, dass bei sehr großen Flugzeugen viel Innenraum im Frachtraum und in der Passagierkabine verschenkt wird. Bei der ovalen oder elliptischen Bauart kann der Innenraum dagegen ganz auf den Bedarf zugeschnitten werden.

Der Frigate Ecojet vor der Skyline von Moskau: Schon im Februar will das russische Rosavia-Konsortium mitteilen, wo der Großraumjet gebaut wird.

Der Frigate Ecojet vor der Skyline von Moskau: Schon im Februar will das russische Rosavia-Konsortium mitteilen, wo der Großraumjet gebaut wird.

Quelle: Frigate Ecojet

Der nun fertig entwickelte Frigate Ecojet soll bis zu 352 Passagiere in mehrklassiger Ausführung und bis zu 400 Passagiere in reiner Economy-Bestuhlung aufnehmen können. Der Frachtraum ist auf die Beförderung von LD-3-Standard-Luftfrachtcontainern zugeschnitten. Mit einem maximalen Startgewicht von nur 123 t ist das zweimotorige Düsenverkehrsflugzeug auf maximal 4500 Kilometer Reichweite bei 24,7 t Nutzlast oder als Gegenpol 2340 Kilometer Reichweite bei 33,4 Tonnen Nutzlast konzipiert.

Auffällig ist die erforderliche Länge der Startbahn von immerhin 2375 m. Für die Landung wird eine nahezu gleichlange Bahn benötigt. Die maximale Reisegeschwindigkeit soll 80 % der Schallgeschwindigkeit erreichen. Das wären grob rund 900 km/h.

Bau des Prototyps möglicherweise in Deutschland

Die Entscheidung zum Bau des Prototyps und der ersten 15 Serienflugzeuge in einem Land der EU ist der russischen Flugzeugindustrie mit Sicherheit nicht leicht gefallen. Dass sich Rosavia dennoch dazu entschieden hat, erklärt sich nach Angaben des russischen Konstrukteurs Alexander Klimov daraus, dass die für Absatz und Betrieb des Flugzeugs unumgängliche westliche Zulassung durch die European Aviation Safety Agency um wenigstens ein Drittel schneller und kostengünstiger ist als wenn das neue Flugzeug erst in Russland und anschließend noch einmal in Westeuropa zugelassen werden müsste.

Der Großraumjet bietet Passagieren durch seine plattgedrückte Form deutlich mehr Platz.

Der Großraumjet bietet Passagieren durch seine plattgedrückte Form deutlich mehr Platz.

Quelle: Frigate Ecojet

Sergey Grachew, Marketingchef des Frigate-Ecojet-Programms, betont sogar, dass Bau und Zulassung des Flugzeugs in Russland überhaupt nicht möglich seien. Von der Produktion in der EU verspricht man sich zugleich auch die Integration eines modernen westlichen Cockpits, dass eine teure Umschulung westlicher Piloten auf ein russisches Cockpit überflüssig machte.

Auch Deutschland ist im Rennen um die Standortwahl 

Nachdem schon ein Teil der Tests im Windkanal für das Frigate-Ecojet-Flugzeug in Deutschland vorgenommen wurden, ist die Bundesrepublik nach russischen Angaben eines der drei Länder mit den besten Chancen für die im Februar fallende Standortwahl. Die beiden anderen Länder mit ähnlich guten Chancen sind die Tschechische Republik und die Slowakei.

Von Rosavia vorgesehen sind die Fertigstellung des Prototyps schon im Jahr 2018 und die Flugerprobung 2019. Sicher ist voerst der Bau von 15 Serienmaschinen in der EU. Inoffiziell heißt es jedoch, dass sogar die ersten 45 Maschinen im gleichen Werk in der EU gefertigt werden könnten.

Fest in das Bauprogramm eingebunden ist ThyssenKrupp. Schon seit 2013 beraten Ingenieure von ThyssenKrupp die russischen Partner in der Produktionsplanung. Beim Bau werden Komponenten und Module von Zulieferern aus mehr als zehn Ländern zusammenlaufen.

Entwicklung des Frigate Ecojets hat lange Vorgeschichte

Die Entscheidung der russischen Flugzeugindustrie zum Bau eines Verkehrsflugzeugs mit elliptischem Rumpfquerschnitt hat eine lange Vorgeschichte. Das Projekt wurde schon 1991 im damaligen Tupolew-Entwicklungsbüro angegangen. Im Zuge der Neuordnung der russischen Flugzeugindustrie ging das Vorhaben dann 2004 auf das Rosavia-Konsortium über und wird hier von Alexander Klimov, dem Sohn des ehemaligen Tupolew-Chefingenieurs Valentin Klimov, geleitet. In westlichen Ländern ist ebenfalls immer wieder der Gedanke eines ovalen Rumpfquerschnitts aufgekommen, aber bislang nicht weiterverfolgt worden.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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