Größtes Schiff der Welt soll Ölplattformen auf den Rücken nehmen
Es ist 382 Meter lang, 124 Meter breit, verdrängt 900.000 Tonnen Wasser und kann Öl- und Gasplattformen Huckepack nehmen: das gigantische Doppelrumpfschiff Pieter Schelte, das die Daewoo-Werft derzeit für die Anrainerstaaten der Nordsee baut. Diese müssen bis 2040 einen Großteil der 600 Förderplattformen abbauen.
In der Nordsee arbeiten derzeit mehr als 600 Förderplattformen für Öl und Gas. Doch sobald die Bohrungen versiegen, müssen die Anrainerstaaten die großen Plattformen allesamt abbauen. Das soll bis zum Jahre 2040 geschehen und bis zu 42 Milliarden Euro kosten.
Die Anrainerstaaten können sich allerdings auf Hilfe freuen: Gegen Ende dieses Jahres soll vom südkoreanischen Schiffbauer Daewoo das bislang größte Schiff der Welt als Rohbau nach Rotterdam kommen. Im Alexia Hafenbecken von Rotterdam wird das Riesenschiff namens Pieter Schelte dann für seine Aufgaben in der Nordsee ausgerüstet. Allein die äußeren Abmessungen des Schiffs muten schon gigantisch an. Die Länge beträgt 382 Meter und die Breite des Doppelrumpfschiffs 124 Meter. Der Tiefgang beträgt 30 Meter, die Wasserverdrängung nahezu 900.000 Tonnen.
Portalkräne an Bord der Pieter Schelte heben 48.000 Tonnen
Das Doppelrumpfschiff ist so konzipiert, dass die beiden parallelen Rumpfelemente unter die überstehenden Teile der Plattform fahren. Deren Verbindung zur Stahl- oder Betonbasis wird gelöst, vom Schiff aus wird der Oberbau der Plattform dann abgehoben. So genannte Portalkräne an Bord der Pieter Schelte vermögen Lasten bis zu 48.000 Tonnen zu heben und Lasten von bis zu 25.000 Tonnen zu stemmen. Das ermöglicht es, Unterbauten kleinere Plattformen gewissermaßen mit einem Griff aus dem Wasser zu haben und an Bord abzusetzen.
Die Pieter Schelte befördert diese Lasten in einige spezielle Häfen, wo die Anlagen entweder komplett demontiert oder für andere Verwendungszwecke umgebaut werden. Es gibt allerdings auch eine Vielzahl sehr großer Förderplattformen, die das Schiff nicht aus dem Wasser heben kann. Für sie wird derzeit in der gleichen koreanischen Werft ein weiteres Schiff gebaut, das noch um einiges größer als die Pieter Schelte sein soll. Letztere kann zwischen den Rückbauaufträgen übrigens auch als Pipelineverleger eingesetzt werden. Dabei kann sie mehr als 2000 Tonnen an Rohren an Bord nehmen und verlegen.
90 Prozent der Plattformen müssen abgebaut werden
Über 90 Prozent der Anlagen in der Nordsee müssen in den nächsten Jahrzehnten demontiert und an Land geschafft werden. Bei den restlichen 10 Prozent der Anlagen, die jeweils aus besonders großen Beton- oder Stahlelementen bestehen, ist nicht in allen Fällen klar, ob der Rückbau möglich und vor allem ohne Gefährdung von Mensch und Umwelt bewerkstelligt werden kann. All das schreiben die Lizenzverträge für die Fördergebiete vor.
Insgesamt geht es um über 600 Plattformen. Davon stehen 470 Plattformen in der britischen Nordsee, die übrigen in den Gewässern der anderen Nordseeanrainer. Begonnen hat die Förderung von Öl und Gas vor etwa 40 Jahren. Mehr und mehr der alten Anlagen nähern sich dem Ende ihrer Nutzbarkeit. Ähnliches gilt auch für Teile der mehr als 10.000 Kilometer Pipelines, die die Plattformen untereinander und mit dem Festland verbinden. Die heute fördernden Anlagen müssen überwiegend bis 2040 rückgebaut sein. Dabei entwickelt sich der Rückbau der Anlagen in der Nordsee inzwischen zu einer eigenständigen Industrie.
Die in der Schweiz ansässige Gesellschaft Allseas, die die beiden Mammutschiffe in Auftrag gegeben und später auch betreiben wird, spricht davon, dass mit ihnen der Rückbau von Offshore-Anlagen revolutioniert wird. Allseas verlegt bislang vor allem Unterwasser-Pipelines und beschäftigt dazu in aller Welt rund 2500 Mitarbeiter.
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