Strom- und Gaszähler mit Datenbrille ablesen
Bei jedem Strom- oder Gaszähler muss der Ableser mühsam die Zahlen auf seinen Notizblock übertragen. Das ist zeitraubend und fehleranfällig – Zwickauer Forscher haben nun eine Datenbrille entwickelt, die die Arbeit viel schneller und sicherer machen soll.
Elektronische Strom- oder Gaszähler, deren Daten per Fernübertragung ausgelesen werden, sind eher noch die Ausnahme in deutschen Haushalten. Die Regel ist, dass der Ableser im Keller den Verbrauch jedes einzelnen Haushalts ganz klassisch abschreiben muss. Und es wird noch Jahre dauern, bis diese analogen Geräte alle ausgetauscht sind. Wissenschaftler der Fakultät Elektrotechnik der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) entwickeln deshalb gemeinsam mit der pixolus GmbH aus Köln eine Datenbrille, die bei diesem Vorgang bis zu 70 Prozent der Zeit einsparen soll.
Wie das funktioniert, erklärt Prof. Rigo Herold von der WHZ: „Mit der Datenbrille blickt der Ableser auf den Zähler und gleichzeitig erfasst die in der Brille integrierte Kamera mithilfe von Erkennungsalgorithmen die Zählernummer und den Zählerstand. Diese Angaben bekommt der Ableser dann in die Datenbrille eingeblendet. Ein virtuelles Zielfenster, welches dem Ableser zum realen Zähler eingeblendet wird, dient dazu, den richtigen Zähler auszuwählen. Dieses Zielfenster kann man mit der Vorschau oder dem Viewfinder von Digitalkameras vergleichen.“
Hände bleiben frei
Die Erkennungsalgorithmen hat das Kölner Unternehmen entwickelt. Wurden die Daten richtig erfasst, werden sie dem Ableser virtuell angezeigt. Außerdem können sie zeitgleich in die Datenbank des Energieversorgers übertragen werden.
Zusätzlich werde die Fehleranfälligkeit im Vergleich zum manuellen Verfahren erheblich reduziert, sagt Herold. Natürlich ließe sich dies auch mit einem herkömmlichen Scanner erreichen. Die Datenbrille habe aber den zusätzlichen Vorteil, dass sie dem Mitarbeiter beide Hände frei lassen, etwa um Kästen aufzuschrauben. Auf der Sächsischen Industrie- und Technologiemesse (SIT) in Chemnitz stellen Mitarbeiter der Zwickauer Hochschule die Entwicklung ab 14. Mai erstmals öffentlich vor.
Digitale Zähler können umgangen werden
Für die Energieversorger ist das Verfahren möglicherweise auch deshalb interessant, weil es Einsparungen ermöglicht und dabei aber größere Sicherheit garantiert. Seit der Einführung der so genannten „smart meter“, die ihre Daten elektronisch übertragen und seit 2010 bei Neubauten Pflicht sind, ist immer wieder über einfache Manipulationsmöglichkeiten berichtet worden. So stellten Forscher der FH Münster in einem Versuch fest, dass der digitale Zähler sich leicht von der Übertragung abkoppeln ließ. Die Datenleitung wurde mit einem gewöhnlichen Computer verbunden, über den Fantasiedaten eingegeben werden konnten. Inzwischen bieten Hersteller für die digitalen Zähler auch SSL-Verschlüsselung an – die aber bekanntermaßen vor Hackern auch nicht hundertprozentig sicher ist.
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