Sieht auch noch gut aus: Pavillon aus geschredderten Getränkekartons
Schön bunt hier, mögen sich die Besucher des Ideas City Festivals in New York gedacht haben, als sie unter dem Pavillon der ETH Zürich herschlenderten. Dass dieser elegante Bogen aus geschredderten Getränkekartons bestand, haben wohl die wenigsten gleich erkannt.
Der ETH-Pavillion erstreckte sich zwischen zwei Häuserzeilen im New Yorker East Village. Als Seitenwände dienten aufgeschichtete Holzpaletten. Über sie spannte sich ein gewölbtes, wasserdichtes Dach, das aus einem Material des amerikanischen Herstellers ReWall angefertigt worden war.
Diese Platten werden aus geschredderten Getränkekartons produziert, die selbst wiederum aus Karton, Plastik und Aluminium bestehen. Weltweit werden jährlich rund 180 Milliarden Getränkekartons verbraucht. Ein Rohstoff, der oft nur auf Deponien oder Verbrennungsanlagen landet.
Das Materialgemisch aus Papier (74 %), Polyethylen (22 %) und Aluminium (4 %) lässt sich jedoch gut trennen. ReWall tut das und stellt aus dem Material Platten für Innen- und Außenverkleidungen her.
Sogar die Befestigungselemente stammen aus Müll
Aus diesen Platten einen Pavillon zu konstruieren, das war die Idee der Professoren Dirk E. Hebel und Philippe Block vom ETH-Institut für Architektur und Bau in Zürich. Beide entwarfen den Pavillon, um zu zeigen, wie man aus Abfallmaterial und durch geschickten Einsatz eindrucksvolle, tragende Strukturen errichten kann.
Bislang wird das Material nur als Innenverkleidung und Ersatz für gängige Gipskartonplatten im Innenausbau produziert. Da sich die Platten leicht verformen und weder auf Zug, noch auf Biegung besonders gute Eigenschaften aufweisen, haben die Züricher Ingenieure in New York eine 90 Quadratmeter überspannende Schale aus 40 einzelnen, vorgespannten Bögen zusammengesetzt. „Die einzelnen Bausteine mit dreieckigem Querschnitt vergrößern die statische Höhe, reduzieren das Gewicht der Struktur und ermöglichen deren Vorfertigung”, schildert Prof. Hebel.
Sogar die Befestigungselemente zwischen den Platten und anderen Teilen wurden aus Abfallmaterial gefertigt. Statt Klebstoffen oder Metallverbindungselementen nutzten die Schweizer jene Plastikbänder, die in der Industrie häufig um Kartons gezogen werden.
Ganz besonders spannend ist die Oberfläche der wasserfesten Recyclingplatten. Sie spiegeln nämlich wider, welche Kartons recycelt wurden. Platten aus Orangensaftkartons schimmern orange, Milchkartons beispielsweise in blau.
Sogar Drohnen produzierten auf dem New Yorker Festival
Unter den rund 20 Veranstaltungen, die die drei Tage des New Yorker Festivals bis Ende Mai füllten, gab es Vorträge von Bürgermeistern und Stadtplanern, Künstlern und Wissenschaftlern aus aller Welt. Zu den ungewöhnlichsten Terminen zählte dabei die “Drone Painting Performance”, in der sich Drohnen als malende Künstler betätigten. Mehrere Unternehmen waren hier engagiert.
Die Politik war mit einem Vortrag von Julian Castro vertreten, der gegenwärtig in Washington Minister für Wohnbau und Stadtentwicklung ist. Castro sammelte seine Ideen, die er in New York präsentierte, als langjähriger Bürgermeister der amerikanischen Großstadt San Antonio. Untermalt wurde die Veranstaltung von rund 100 Organisationen aus Manhattan, die auf dem Festival mit ihren Vorführungen dazu beitrugen, New York als „City of Ideas“, also als Stadt der Ideen, wirken zu lassen.
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