Fledermäuse können Windräder mit großen Bäumen verwechseln
Fledermäuse können Windräder mit hohen Bäumen verwechseln. Vor allem bei langsamen Rotorbewegungen ähneln die Luftströmungen denen großer Bäume, weshalb die Fledermäuse, die in Bäume leben, gezielt auf die Windkraftanlagen zufliegen. Das haben US-Forscher herausgefunden.
Dass Windräder für Fledermäuse regelmäßig zu tödlichen Fallen werden, ist seit Jahren bekannt und wird von Umweltschützern immer wieder kritisiert. Über die genauen Zahlen gibt es noch keine Einigkeit, aber eine deutsche Studie von 2013 ergab, dass durchschnittlich zwölf Fledermäuse an jeder Windkraftanlage pro Jahr zu Tode kommen. Jetzt hat sich ein amerikanisches Forscherteam mit der Frage beschäftigt, warum es zu bestimmten Jahreszeiten bei manchen Fledermausarten besonders häufig zu den tödlichen Kollisionen kommt.
Manche Fledermausarten fliegen die Windräder gezielt an
Ausgangspunkt für die Feldstudie von Paul Cryan vom US Geological Survey im Bundesstaat Colorado und seinem Forscherteam waren zwei auffällige Beobachtungen im Zusammenhang mit den Fledermaus-Unfällen. Zum einen sterben besonders viele Fledermäuse bei eher schwachem Wind. Zum zweiten gehören rund drei Viertel der getöteten Tiere zu den Arten, die in Bäumen wohnen und diese daher gezielt anfliegen.
Hier hatten die Forscher bereits vorher einen Zusammenhang vermutet, der sich nach der Studie nun bestätigt hat: Offenbar verwechseln die Fledermäuse die Windräder mit hohen Bäumen, weil die Luftströmungen um sie herum ähnlich sind.
Für ihre Studie hatten Cryan und sein Team drei Windturbinen in Indiana mit automatischen Nahinfrarotkameras, Ultraschallmikrophonen, Radarmessgeräten und thermischen Überwachungskameras ausgerüstet. Von Ende Juli bis Ende September 2012 beobachteten die Wissenschaftler das Verhalten der Tiere in der Nähe der Windräder. In manchen Nächten wurden die Rotoren trotz Wind angehalten, in anderen Nächten liefen sie normal weiter.
Bei schwachem Wind wurden besonders viele Fledermäuse angezogen
In dieser Zeit wurden knapp 1000 Annäherungen von Fledermäusen beobachtet. In 88 Prozent der Fälle registrierten die Forscher, dass die Tiere aktiv auf die Windräder zuflogen oder dafür sogar ihren vorherigen Kurs änderten.
Während andere Vögel die Anlagen eher zu meiden schienen, flogen die Fledermäuse darauf zu und flatterten dort längere Zeit in der Nähe des Turmes herum. Wenn der Wind nur schwach wehte oder die Rotorblätter sich gar nicht drehten, schienen die Fledermäuse besonders stark angezogen zu werden und näherten sich von der windabgewandten Seite. Bei stärkerem Wind und schnelleren Rotorbewegungen flogen deutlich weniger Tiere auf die Windräder zu.
Die Forscher zogen daraus den Schluss, dass die Fledermäuse von den Windrädern angezogen werden, weil sie sie mit Bäumen verwechselten, in denen sie Unterschlupf, Insekten oder Paarungspartner finden.
Bei schwachem Wind sei die Verwechslungsgefahr besonders groß, so die Forscher, weil dann Luftströmungen erzeugt würden wie bei großen Bäumen. Bei starkem Wind sei diese Gefahr geringer. Hinzu komme, dass die Fledermäuse auch optisch die hohen Windturbinen nicht von Bäumen unterscheiden können, vermuten die Forscher.
Empfehlung der Forscher: Windräder bei schwachem Wind abstellen
In den zwei Monaten, in denen die Studie lief, starben an den Windrädern zwölf Fledermäuse. Diese Fallzahl sei zu gering, um eindeutige Aussagen zu machen, erklärte Cryan. Aber nach Ansicht der Wissenschaftler kann auch jetzt schon etwas getan werden, um die Zahl der Todesfälle zu verringern. Sie empfehlen, die Windräder bei schwachem Wind, wenn es für die Tiere am gefährlichsten ist, abzuschalten. Die Ergebnisse der Studie stellten die Forscher in der Fachzeitschrift der Akademie der Wissenschaften der Vereinigten Staaten vor.
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