Wie man in Island Server im Wolkenkratzer mit Wind kühlen könnte
Wohl selten ist der Entwurf für ein Gebäude für die massenhafte Speicherung von Daten so elegant geraten wie der „Data Tower“ zweier italienischer Architekten. Bei voller Auslastung könnte der Turm auf 300 m Höhe 400.000 Server beherbergen. Für die Kühlung sorgt der isländische Wind.
Die Datenmenge, die weltweit durchs Netz rauscht, nimmt rasant zu und verlangt nach immer mehr Speicherkapazität auf Smartphones, Tablets, Computern und vor allem in zentralen Datenzentren. Bisher waren diese physischen Speicherorte, in denen die Server vieler Firmen stehen, architektonisch reine Zweckbauten. Schön sind sie nicht. Das wollen zwei junge italienische Architekten mit ihrem Entwurf für einen Data Tower ändern.
Modular aufgebauter Datenturm wächst mit dem benötigten Platz
Im jährlichen Wettbewerb für die besten konzeptionellen Hochhausentwürfe, den das amerikanische Magazin eVolo ausrichtet, haben Valeria Mercuri und Marco Merletti damit den dritten Preis geholt. „Die größten Datenzentren der Welt sind zwischen 35.000 und 100.000 qm groß und nehmen eine Menge Platz weg“, meinen die Architekten und haben ihr Datenzentrum deshalb in die Vertikale geplant.
Ausgehend von der Idee eines Motherboards, das zu einem Zylinder zusammengerollt wurde, entstand die Form eines Turmes, der im Inneren hohl ist. Stabilität bringen 24 Stahlpfeiler, an die Hardware-Komponenten angedockt werden können. Weil die Turmarchitektur modular aufgebaut ist, kann das Gebäude zunächst recht niedrig sein und mit zunehmendem Platzbedarf immer weiter wachsen und zusätzliche Etagen aufnehmen. Voll ausgewachsen wäre der Turm 300 m hoch und könnte 400.000 Servern Platz bieten.
Die Wärmestrahlung der Server wird automatisch nach oben abgeleitet
Der Schacht im Inneren des Turmes hat zwei Funktionen. Zum einen können die einzelnen Server zwecks Wartung oder Austausch über kleine Fahrstühle direkt erreicht und nach unten zum Kontrollzentrum gebracht werden. Zum anderen wirkt der Schacht wie ein riesiger Kamin, in dem die Wärmestrahlung der Server automatisch nach oben geführt wird.
Zum Teil wird diese Wärme abgefangen und zum Beheizen der Labors, Büros und kleineren Gewächshäusern in unmittelbarer Nähe verwendet. Weil von außen reichlich kühle Luft auf den Turm trifft, können die hohen Kosten, die in herkömmlichen Flächen-Datenzentren für die notwendige Kühlung der Rechner entstehen, wesentlich gesenkt werden.
Als idealen Aufstellungsort für einen oder mehrere Datentürme stellen sich Mercuri und Merletti Island vor. Hier sei „die Energie sauber und der Kostenfaktor niedrig“. Die gesamte benötigte Elektrizität würde über Islands Netz aus geothermischen und hydroelektrischen Anlagen bezogen. Darüber hinaus befindet sich im Kellergeschoss des Turmes ein zusätzliches Kühl- und Energiesystem, das im Notfall anspringt oder auch in besonders heißen Sommern, wenn die natürliche Kühlung nicht ausreicht.
1. und 2. Platz im Hochhauswettbewerb belegen Projekte für New York
Neben dem Datenturm in Island haben zwei Hochhausprojekte in New York die beiden ersten Plätze im Skyscraper-Wettbewerb gewonnen. Den 1. Platz belegt eine kühne Vision einer vertikal verlaufenen Hochhausarchitektur rund um den Central Park. Für ihr Projekt „New York Horizon“ wollen die amerikanischen Architekten Yitan Sun und Jianshi Wu den Park absenken und in eine dramatische Landschaft verwandeln, auf die von der umgebenden Hochhaus-Architektur heruntergeschaut werden kann.
Für ihren „Hive“ erhielten die Amerikaner Hadeel Ayed Mohammed, Yifeng Zhao und Chengda Zhu den zweiten Platz. Das Projekt ist ein vertikales Kontrollterminal, das die Infrastruktur liefert, um die Verwendung von Drohnen in den Alltag der New Yorker Bürger einzubinden. Im Zentrum steht ein Kontrollturm, der als Knotenpunkt für den Drohnen-Verkehr dient.
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