Elektroautos mit Redox-Flow-Batterie können wirklich fahren
Diese Elektroautos können wirklich fahren: Das Liechtensteiner Unternehmen NanoFlowCell hat jetzt die Fahrtüchtigkeit seiner revolutionären Elektroautos demonstriert. Sie sind mit einer Redox-Flow-Batterie ausgestattet. Diese Technik bringt eine sensationelle Reichweite. Und Ladezeiten im Minutenbereich.
Als Nunzio La Vecchia vor gut zwei Jahren das Elektroauto Quant E vorstellte, das inzwischen Quant FE heißt, hielten sich Begeisterung und Skepsis die Waage. Die Reichweite sollte, so der Entwicklungschef des Liechtensteiner Jungunternehmens NanoFlowCell, wenigstens 600 km betragen, möglicherweise sogar 1000 km. Das Fahrzeug sollte eine Spitzengeschwindigkeit um die 300 km/h erreichen und war futuristisch gestylt. Ob es fahrtüchtig war, blieb offen, so dass die Skepsis schließlich überwog.
Jetzt schlägt das Pendel in die andere Richtung aus. Quant FE fährt. Ebenso sein kleiner Bruder Quantino. Journalisten durften die beiden ungewöhnlichen Autos jetzt bei einem Pressetermin in Zürich fahren. Eine Tankstelle hatte NanoFlowCell gleich mitgebracht: Zwei Großbehälter, die die Elektrolyte enthalten, das sind die chemischen Speicher der Redox-Flow-Batterie, die die Motoren der Elektroautos mit Strom versorgt.
Wenn die Energievorräte an Bord erschöpft sind, werden lediglich die Flüssigkeiten ausgetauscht. Dann sind wieder 600 km drin, oder eben auch 1000. Nach den technischen Daten, die das Unternehmen veröffentlicht, sind es allerdings nur 350 bis 400 km. Die Batterie hat eine Kapazität von 70 kWh. Pro 100 Kilometer verbraucht der Quant FE 20 kWh.
Tankstellennetz lässt sich schnell aufbauen
„Fakt ist: Nach einem unglaublich teuren Fake sieht das Ganze beileibe nicht aus“, schreibt Alexander Bloch, Redakteur bei auto motor und sport, der die Autos testen konnte. Von den Fahreigenschaften war er restlos begeistert: „Ein Tritt aufs Fahrpedal und der FE peitscht nach vorne wie ein gut gelauntes Tesla Model S 90 D. Da ist richtig Zug auf der Elektrokette.“
Wolfgang Gomoll vom Magazin Focus geht noch weiter: „Neben dem Flusszellen-Auto sieht sogar Tesla alt aus.“ Flusszelle ist ein anderer Ausdruck für Redox-Flow. Die übrigen Fahreigenschaften, etwa das Lenkverhalten, überzeugten allerdings noch nicht. Doch das ist normal bei Prototypen. Auf dem Weg zur Serienreife lassen sich diese Macken noch ausbügeln.
Die Kritik, es gebe kein Tankstellennetz für die Elektrolyte, lässt Vecchia nicht gelten. Die Flüssigkeiten würden drucklos gelagert und seien ungiftig. Man brauche also nur einfache Tanks und Pumpen. Nötig sind vier: Zwei für aufgeladene und zwei für verbrauchte Flüssigkeiten. Dazu kommt noch eine Ladeeinheit, die die abgeschlafften Flüssigkeiten wieder mit Energie versorgen.
Wie sich die Elektrolyte zusammensetzen, ist ein Geheimnis des Unternehmens, das die Zellen selbst entwickelt hat. Sicher ist nur, dass die Basis aus einer Salzlösung besteht.
Elektronen pendeln zwischen den Elektrolyten
Bei Aufladen der beiden 250-Liter-Tanks wird eine der beiden bi-ION genannten Flüssigkeiten mit Elektronen angereichert, der zweiten werden Elektronen entzogen. Im Fahrbetrieb wandern die Elektronen als elektrischer Strom durch die Motoren in die zweite Flüssigkeit. Um Bremsenergie zu speichern, sind Supercaps an Bord, also Hochleistungskondensatoren.
Der Schnellste schafft Tempo 300
Der Quantino ist mit einem zentralen Elektromotor ausgerüstet, der bei einer Spannung von 48 Volt arbeitet. Das ist bisher nur bei Kleinstwagen und Elektrofahrrädern üblich. Der flotte Quant FE hat Nabenmotoren, die mit 735 Volt versorgt werden. Bei einer maximalen Leistung von rund 1000 PS schafft er eine Spitzengeschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde. Wie teuer die beiden Elektroflitzer sein werden steht noch in den Sternen, ebenso der Preis für die Elektrolyt-Lösungen und der Verkaufsstart.
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