Hydrostor aus Kanada 02.12.2015, 09:14 Uhr

Ingenieure speichern Energie in riesigen Unterwasserballons

Windparks könnten überschüssige Energie zukünftig in großen Unterwasserballons speichern. Ein entsprechendes Pilotprojekt ist jetzt im kanadischen Lake Ontario an den Start gegangen. Lesen Sie hier, wie es funktioniert. 

Hydrostor hat eine Pilotanlage im Lake Ontario in Betrieb genommen. Dort wird sich zeigen, wie effektiv die Energiespeicherung mit Unterwasser-Ballons funktioniert.

Hydrostor hat eine Pilotanlage im Lake Ontario in Betrieb genommen. Dort wird sich zeigen, wie effektiv die Energiespeicherung mit Unterwasser-Ballons funktioniert.

Foto: Toronto Hydro

Betreiber von Windparks kennen das Problem: In stürmischen Zeiten produzieren Windräder so viel Energie, dass man sie auf dem Markt nur zu Schleuderpreisen los wird. Wirtschaftlicher ist es daher, die Energie zwischenzuspeichern. Hier hat sich das kanadische Unternehmen Hydrostor eine erstaunliche Alternative zu Batteriespeichern einfallen lassen: riesige Unterwasserballons, die überschüssige Energie speichern.

Sechs Ballons sind am Grund des Lake Ontario verankert

Hydrostor hat eine Pilotanlage am Grund des Lake Ontario in der Nähe von Toronto aufgebaut. Sie funktioniert folgendermaßen: 2,5 km von der Küste entfernt befinden sich in einer Wassertiefe von 55 m sechs Ballons aus stabilem Nylongewebe, die normalerweise bei der Bergung gesunkener Schiffe zum Einsatz kommen.

Die riesigen Ballons werden für den Abtransport fertig gemacht. 

Die riesigen Ballons werden für den Abtransport fertig gemacht. 

Quelle: Hydrostor

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Die Ballons sind über Rohre mit einer Kompressorstation an Land verbunden. Steht Energie im Überschuss zur Verfügung, springen die Kompressoren an und füllen die Ballons mit Luft. Dabei ist es dank des hohen Wasserdrucks möglich, die Luft stark zu komprimieren, ohne dass die Ballons zu stark belastet werden. Und wie gewinnt man die Energie zurück? Indem die Ballons die Luft ausströmen lassen – und zwar durch eine Turbine, die Strom erzeugt. Nach einem vergleichbaren Prinzip arbeiten Pumpspeicherkraftwerke.

Pilotanlage könnte 330 Haushalte mit Strom versorgen

Für Hydrostor gelangt das Pilotprojekt jetzt in eine spannende Phase. Denn es wird sich unter anderem herausstellen, wie hoch der Energieverlust bei der Umwandlung tatsächlich ist.

Was tun mit Überschussenergie? Große Ballons mit Druckluft füllen. Sie kann später Turbinen für die Stromproduktion antreiben. 

Was tun mit Überschussenergie? Große Ballons mit Druckluft füllen. Sie kann später Turbinen für die Stromproduktion antreiben. 

Quelle: Hydrostor

Eine Maßnahme haben die Ingenieure schon in die Wege geleitet, um ihn zu reduzieren: Sie haben einen Wärmetauscher installiert, der die bei der Kompression entstehende Wärme nutzbar macht – die Luft kann sich nämlich auf mehrere Hundert Grad Celsius erhitzen. Laut Hydrostor könnte die Anlage derzeit mit einer Kapazität von 660 kWh rund 330 Haushalte mit Strom versorgen.

Ballon-Speicher sind angeblich wirtschaftlicher als Großspeicherbatterien

Wenn alles gut läuft, startet Hydrostor in die nächste Phase: „Wir wollen die Technologie jetzt kommerzialisieren, um unsere grüne Energiespeicherlösung in die Länder der Welt zu bringen“, sagt Geschäftsführer Curtis VanWalleghem.

Hydrostor nutzt Ballons, die auch für die Bergung gesunkener Schiffe zum Einsatz kommen. Sie sind dank einer Nylonhaut besonders robust.

Hydrostor nutzt Ballons, die auch für die Bergung gesunkener Schiffe zum Einsatz kommen. Sie sind dank einer Nylonhaut besonders robust.

Quelle: Toronto Hydro

Der Lockvogel für Kunden: Die Ballon-Speicherlösung kostet angeblich nur die Hälfte vergleichbarer Großspeicherbatterien und hat eine doppelt so lange Lebensdauer. Besonders profitabel könnte sie für Betreiber von Offshore-Windanlagen sein, die häufig einen Überschuss an Strom produzieren und ohnehin im Wasser stehen.

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

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