Ingenieure speichern Energie in riesigen Unterwasserballons
Windparks könnten überschüssige Energie zukünftig in großen Unterwasserballons speichern. Ein entsprechendes Pilotprojekt ist jetzt im kanadischen Lake Ontario an den Start gegangen. Lesen Sie hier, wie es funktioniert.
Betreiber von Windparks kennen das Problem: In stürmischen Zeiten produzieren Windräder so viel Energie, dass man sie auf dem Markt nur zu Schleuderpreisen los wird. Wirtschaftlicher ist es daher, die Energie zwischenzuspeichern. Hier hat sich das kanadische Unternehmen Hydrostor eine erstaunliche Alternative zu Batteriespeichern einfallen lassen: riesige Unterwasserballons, die überschüssige Energie speichern.
Sechs Ballons sind am Grund des Lake Ontario verankert
Hydrostor hat eine Pilotanlage am Grund des Lake Ontario in der Nähe von Toronto aufgebaut. Sie funktioniert folgendermaßen: 2,5 km von der Küste entfernt befinden sich in einer Wassertiefe von 55 m sechs Ballons aus stabilem Nylongewebe, die normalerweise bei der Bergung gesunkener Schiffe zum Einsatz kommen.
Die Ballons sind über Rohre mit einer Kompressorstation an Land verbunden. Steht Energie im Überschuss zur Verfügung, springen die Kompressoren an und füllen die Ballons mit Luft. Dabei ist es dank des hohen Wasserdrucks möglich, die Luft stark zu komprimieren, ohne dass die Ballons zu stark belastet werden. Und wie gewinnt man die Energie zurück? Indem die Ballons die Luft ausströmen lassen – und zwar durch eine Turbine, die Strom erzeugt. Nach einem vergleichbaren Prinzip arbeiten Pumpspeicherkraftwerke.
Pilotanlage könnte 330 Haushalte mit Strom versorgen
Für Hydrostor gelangt das Pilotprojekt jetzt in eine spannende Phase. Denn es wird sich unter anderem herausstellen, wie hoch der Energieverlust bei der Umwandlung tatsächlich ist.
Eine Maßnahme haben die Ingenieure schon in die Wege geleitet, um ihn zu reduzieren: Sie haben einen Wärmetauscher installiert, der die bei der Kompression entstehende Wärme nutzbar macht – die Luft kann sich nämlich auf mehrere Hundert Grad Celsius erhitzen. Laut Hydrostor könnte die Anlage derzeit mit einer Kapazität von 660 kWh rund 330 Haushalte mit Strom versorgen.
Ballon-Speicher sind angeblich wirtschaftlicher als Großspeicherbatterien
Wenn alles gut läuft, startet Hydrostor in die nächste Phase: „Wir wollen die Technologie jetzt kommerzialisieren, um unsere grüne Energiespeicherlösung in die Länder der Welt zu bringen“, sagt Geschäftsführer Curtis VanWalleghem.
Der Lockvogel für Kunden: Die Ballon-Speicherlösung kostet angeblich nur die Hälfte vergleichbarer Großspeicherbatterien und hat eine doppelt so lange Lebensdauer. Besonders profitabel könnte sie für Betreiber von Offshore-Windanlagen sein, die häufig einen Überschuss an Strom produzieren und ohnehin im Wasser stehen.
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