Unfassbarer Stunt 12.11.2014, 08:33 Uhr

Herzrasen inklusive: Franzose beschleunigt mit Raketenfahrrad auf 333 km/h

Das hat die Welt noch nicht gesehen: Francois Gissy hat einen Raketenantrieb an sein Fahrrad montiert und damit auf 333 km/h beschleunigt – in nur 4,8 Sekunden. Ein Ferrari wirkt im Vergleich wie eine lahme Ente. 

Drei Raketentriebwerke sorgen für Schub: Als Treibstoff kommt 90-prozentiges Wasserstoffperoxid zum Einsatz – ein gefährliches Gemisch, das zu unkontrollierter Zersetzung neigt. 

Drei Raketentriebwerke sorgen für Schub: Als Treibstoff kommt 90-prozentiges Wasserstoffperoxid zum Einsatz – ein gefährliches Gemisch, das zu unkontrollierter Zersetzung neigt. 

Foto: Exotic Thermo Engineering

Das Video aus Frankreich sorgt für offene Münder: Es gibt einen lauten Zisch, gefolgt von einer riesigen Staubwolke – wie bei einem gigantischen Feuerlöscher. Und schon brettert der Franzose Francois Gissy mit seinem Raketenfahrrad davon. In 4,8 Sekunden erreicht er 333 km/h. Seinen Konkurrenten auf der der Rennstrecke bei Castellet, ein Ferrari F430, kann die Kamera nach wenigen Sekunden nicht mehr einfangen, so groß ist der Abstand. Auch der Rettungswagen braucht noch eine ganze Zeit, um Gissy nach seiner rund 1,5 Kilometer langen Raketenfahrt zu erreichen. 

Gissy: Spaß hat das nicht gemacht

Die Sanitäter haben zum Glück nicht viel zu tun, Gissy hat die Beschleunigung unversehrt überstanden. Doch Spaß habe es nicht gemacht, sagte der Speedjunkie dem französischen Online-Magazin corsematin. Das starke Herzklopfen sei eine Herausforderung gewesen.

Der Ferrari F430 sah gegen das Raketenfahrrad auf der Rennstrecke bei Castellet alt aus: Der Sportwagen beschleunigt auf 100 km/h in 3,6 Sekunden, in 4,8 Sekunden war das Fahrrad schon bei 333 km/h. 

Der Ferrari F430 sah gegen das Raketenfahrrad auf der Rennstrecke bei Castellet alt aus: Der Sportwagen beschleunigt auf 100 km/h in 3,6 Sekunden, in 4,8 Sekunden war das Fahrrad schon bei 333 km/h. 

Quelle: Exotic Thermo Engineering

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„Der Spaß kommt, wenn sie die folgenden Zahlen sehen“, sagt Gissy. Und die sprechen für sich: 333 km/h in 4,8 Sekunden – so schnell war noch nie ein Mensch mit dem Fahrrad unterwegs. Offiziell bestätigt ist der Rekord allerdings nicht.

90-prozentiges Wasserstoffperoxid als Raketentreibstoff

Doch was für eine Höllenkonstruktion ermöglicht eine solche Beschleunigung? Antwort: drei Raketentriebwerke, die der Schweizer Arnold Neracher mit seiner Firma Exotic Thermo entwickelt hat. Sie arbeiten mit 90-prozentigem Wasserstoffperoxid – eine Flüssigverbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff, die als Treibstoff heute fast nur noch bei Rekordversuchen in Kleinraketentriebwerken zum Einsatz kommt.

Denn Wasserstoffperoxid neigt zu unkontrollierter Zersetzung, wie der deutsche Raketenpionier Kurt Wahmke erfahren musste. Er starb 1934 bei der Explosion eines Raketentriebwerks, das er mit einem 90-prozentigen Wasserstoffperoxid-Alkohol-Gemisch betrieben hatte. Der Franzose Gissy bringt also einiges an Mut mit.

Michelin hat Spezialreifen gefertigt 

Das Fahrrad selbst ist eine Spezialkonstruktion: Gemeinsam mit Freunden hat Gissy in Spanien einen langen Rahmen konstruiert, so dass er sich während der Fahrt in Liegeposition bringen kann. Nur so kann er das Geschoss auf der Straße halten und vor dem Abheben bewahren.

Die Reifen hingegen sind eine Spezialanfertigung von Michelin. Der französische Reifenhersteller hat sie eine Stunde lang einer Belastung von 200 Kilogramm bei 300 km/h ausgesetzt. Die Bremsen hingegen sind keine Spezialanfertigung. Das Fahrrad kommt mit herkömmlichen Bremsklötzen aus.

Nächstes Ziel: 400 km/h in zwei Sekunden

Der Adrenalinkick hat anscheinend nicht lange angehalten. Denn Francois Gissy plant schon die nächste Rekordfahrt – und die soll noch gewagter werden. Gissy: „Wir können es in weniger als zwei Sekunden von 0 auf 400 km/h schaffen. Aber um ein noch stärkeres Velo zu fertigen, brauchen wir Sponsoren.“

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

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