3D-Filme gleichen Hirnaktivität der Kinozuschauer an
3D-Filme sorgen dafür, dass sich die Hirnaktivitäten der Zuschauer angleichen, haben Berliner Forscher mit Magnetresonanztomographen herausgefunden. Bei allen findet ein vergleichbares neuronales Feuerwerk statt, das im Vergleich zu herkömmlichen 2D-Filmen für mehr Spannung sorgt. Mit den Erkenntnissen könnten Filmemacher in Zukunft noch mehr Erlebnis ins Kino bringen.
Eine Blüte öffnet sich langsam, ein Mensch gleitet sanft am Fallschirm zu Boden oder einer Achterbahn rast über die Schienen: Solche Filmsequenzen schauten sich in einem Experiment an der TU Berlin 25 Probanden in einem Magnetresonanztomografen an. Und zwar einmal in 2D und einmal in 3D. Die Reihenfolge der jeweils 40 Sekunden langen Filme war dabei völlig zufällig und auch bei jeder Person anders.
Wissenschaftler um Prof. Klaus-Robert Müller schauten den Probanden dabei in die Gehirne. Das überraschende Ergebnis: Die Hirnaktivität aller Versuchspersonen war beim Ansehen der 3D-Filme viel ähnlicher als bei Ansehen der gleichen Filme in 2D. Diese Ähnlichkeit war besonders ausgeprägt in bilateralen Hirnarealen der visuellen Bewegungswahrnehmung. Auch zwei Gehirnregionen wiesen auffallend große Ähnlichkeiten im Neuronenfeuerwerk auf, die die Forscher mit Sprachprozessen sowie ichbezogener Verarbeitung in Verbindung bringen. „Die Erkenntnisse könnten in der Unterhaltungsindustrie angewendet werden, zum Beispiel bei der Optimierung von Filmen“, sagt Klaus-Robert Müller.
Forscher messen Hirnaktivität an 100.000 Stellen
Während die Filme liefen, zeichneten die Wissenschaftler die Hirnaktivitäten der Zuschauer mit der funktionellen Magnetresonanztomografie fMRT auf. Das Wortungetüm ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem aktive Hirnareale mit hoher räumlicher Auflösung dargestellt werden. Wissenschaftler können mit dieser Methode den Versuchspersonen somit ein wenig beim Denken zuschauen. So war es den Forschern möglich, die Synchronisation der Hirnaktivität beim Anschauen von Filmen in 3D nachzuweisen.
Das Messen der Hirnaktivität mit der fMRT ist sehr datenintensiv. Alle zweieinhalb Sekunden hatten die Forscher pro Gehirn an 100.000 Stellen über einen Zeitraum von 30 Minuten die Gehirnaktivität gemessen. Die Forschergruppe um Müller beschäftigt sich mit der Entwicklung und Anwendung intelligenter Algorithmen, mit denen sich große und komplexe Datenmengen analysieren und verarbeiten lassen. Aus den Daten konnten die Wissenschaftler dann auch den Rückschluss ziehen, ob ein Betrachter die 2D- oder die 3D-Version eines Films gesehen hatte.
3D sorgt für intensiveres Filmerlebnis
Mit Befragungen fanden die Wissenschaftler zudem heraus, dass die Versuchspersonen die Filme stärker erlebt hatten, wenn die dritte Dimension dabei war. Die Forscher vermuten, dass ein Zusammenhang zwischen dem intensiveren Erleben von 3D-Filmen und der Synchronisation der Hirnaktivität besteht.
Professor Albert Augustin, Direktor der Augenklinik Karlsruhe, warnt allerdings davor, Kinder über längere Zeit 3D-Filme ansehen zu lassen. „Das wir überhaupt dreidimensional sehen liegt daran, dass die Augen leicht unterschiedliche Bilder ans Gehirn senden und an der Augenstellung. Im Kino funktioniert das ähnlich. Zwei versetzt laufenden Filme werden von der Leinwand reflektiert. Mit Brille sieht jedes Auge nur eine der beiden Filmspuren und dadurch wird dem Gehirn ein 3D-Effekt vorgetäuscht. Kinderaugen haben das aber noch nicht richtig gelernt. Deshalb kann es schaden.“
3D-Fernseher können epileptische Anfälle auslösen
Bei den beliebten 3D-Fernsehern ohne Brille ist dieser Effekt sogar noch stärker. „Da diese Technik noch jung ist, liegen dazu keine Studien vor. Ausgehend von unserem Wissen über die Entwicklung des Sehsinns bei Kindern kann jedoch angenommen werden, dass die unphysiologische 3D-Darstellung potenziell gefährliche Komplikationen wie Epilepsie und Wahrnehmungsstörungen in der Realität, vor allem bei entsprechend veranlagten Kindern, hervorrufen kann“, warnt Augustin.
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