WannaCry: Und das soll Nordkorea gewesen sein?
Erstaunlich: Ein Land, in dem es kaum Computer und kein richtiges Internet gibt, soll für den weltweiten WannaCry-Angriff verantwortlich sein. Darauf deuten Programmcodes hin, die schon einmal in der nordkoreanischen Attacke auf Sony Pictures enthalten waren. Unterdessen scheint die Verbreitung der Ransomware gestoppt.
Die IT-Experten von Sicherheitsfirmen wie Symantec und Kaspersky haben in den Quellcodes der WannaCry-Software Passagen gefunden, die schon in der Ransomware enthalten war, mit der im November 2014 Sony Pictures erpresst worden war.
2014 griffen koreanische Hacker Sony Pictures an
Hacker hatten die gesamte IT-Infrastruktur bei Sony Pictures für mehrere Tage lahmgelegt. Auf den Arbeitsplatzrechnern erschien die Meldung, die Geräte seien von einer Gruppe namens Guardians of Peace gekapert worden. Die erbeuteten Daten – mehrere Terabyte – landeten anschließend im Internet. Neben Filmen erschienen dort auch Gehaltslisten und E-Mails. Auch ein noch unveröffentlichtes Drehbruch für einen James-Bond-Film erbeuteten die Hacker damals.
Zudem forderten die Angreifer, dass Sony Pictures die Nordkorea-Komödie „The Interview“ stoppt. Der Film war gerade angelaufen. In dem Film wird sich über die nordkoreanische Regierung lustig gemacht. Darin bekommen TV-Journalisten ein Interview mit Machthaber Kim Jong-un und werden beauftragt, ihn zu töten. Damals geriet Nordkorea in den Verdacht, hinter der Attacke zu stehen – der Staat, in dem es nur 28 Webseiten gibt.
Frühere Programmzeilen in WannaCry aufgetaucht
Teile des damals verwendeten Codes sind also jetzt auch in WannaCry wieder aufgetaucht. Manche Experten halten es allerdings für gewagt, deshalb Nordkorea für den weltweiten Angriff ins Visier zu nehmen.
Denn genau so gut können andere Hacker die Passagen kopiert und in ihre Schadsoftware eingebaut haben, um Spuren zu verwischen und von sich abzulenken. Die Code-Schnipsel wurden auch schon bei anderen Angriffen gesichtet, beispielsweise auf die Zentralbank in Bangladesch 2016 und eine Bank in Polen vor drei Monaten.
Chaos zum Wochenbeginn ist ausgeblieben
Unterdessen ist das befürchtete Chaos zum Wochenbeginn nicht eingetreten. Obwohl mehr als 200.000 Unternehmen, Organisationen und Privatrechner weltweit befallen sein sollen, hat sich der Trojaner nicht mehr weiterverbreitet. Dafür hatte am Wochenende ein erst 22 Jahre alter IT-Spezialist in Großbritannien gesorgt.
Eigentlich hatte der Brite frei, setzte sich aber an seinen Rechner, als er von der WannaCry-Attacke hörte. Er entdeckte gemeinsam mit Kollegen, dass der Programmcode eine URL enthält, die noch nicht registriert war. Wenn WannaCry sich mit der URL in Verbindung setzte, löste das eine Fehlermeldung aus, was zur Weiterverbreitung führte. Nachdem der Brite die Webadresse registriert hatte und es keine Fehlermeldungen mehr gab, wurde die Weiterverbreitung gestoppt. WannaCry ist tot.
Frühere Windows-Programme unbedingt aktualisieren
Deshalb blieb es bislang ruhig, massive Schäden gab es in Deutschland nicht, soweit sich das überblicken lässt. Allerdings dürfte es eine ganze Reihe von Computern geben, die noch vor Abschaltung des Trojaners das Programm als E-Mail-Anhang aktiviert haben und deren Daten nun verschlüsselt sind.
Nach bisherigen Informationen nutzt die Zahlung des geforderten Lösegeldes nichts – die Rechner bleiben verschlüsselt. Da hilft meist nur, Betriebssystem und Software neu aufzuspielen – und dabei auch das Sicherheitspaket von Microsoft unbedingt herunterzuladen. Denn betroffen von WannaCry sind nur Versionen des Windows-Betriebssystems von XP bis 8.1, die nicht im März upgedatet wurden. Hier noch einmal der Link zum Update.
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