Schmutzigste Städte: Smog fordert 3,3 Mio. Todesopfer im Jahr
Die Zahlen erschrecken: Jedes Jahr sterben weltweit 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen verschmutzter Luft – bis 2050 könnten es 6,6 Millionen sein, prognostizieren Forscher der Max-Planck-Gesellschaft. Besonders schlimm ist die Luft in den großen Städten – weltweit und auch in Deutschland. Die dickste Luft hierzulande herrscht laut WHO in Dresden.
„3,3 Millionen Menschen sterben jedes Jahr vorzeitig aufgrund der Luftverschmutzung, das ist eine Riesenzahl“, sagt Johannes Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Er und sein Team berechneten mithilfe eines globalen Modells für Atmosphärenchemie die weltweite Verteilung von Ozon und Feinstaubpartikeln und kombinierten sie mit epidemologischen Daten der Länder.
Das Ergebnis im Detail: In China sterben jährlich 1,4 Millionen Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung, in Indien 650.000. Auch in der EU führt Smog jährlich zu 180.000 Todesfällen, davon 35.000 in Deutschland. Bleiben die Schadstoff-Emissionen auf gleichem Niveau, sieht es 2050 noch schlimmer aus: Dann könnte sich die Zahl der jährlichen Smog-Toten auf 6,6 Millionen erhöhen.
Die Städte mit der größten Feinstaubbelastung weltweit
|
Stadt (Land) |
Feinstaub in mg/qbm Luft/Jahr |
1 |
Peking (China) |
121 |
2 |
Sarajevo (Bosnien-Herzegowina) |
117 |
3 |
Shanghai (China) |
81 |
4 |
Antalya (Türkei) |
77 |
5 |
Jerusalem (Israel) |
60 |
6 |
Istanbul (Türkei) |
59 |
7 |
Hongkong (China) |
50 |
8 |
Turin (Italien) |
47 |
9 |
Sevilla (Spanien) |
45 |
10 |
Mailand (Italien) |
44 |
Quelle: WHO
Die meisten Opfer sterben an Schlaganfällen und Herzinfarkten
Knapp drei Viertel der Sterbefälle sind auf Schlaganfälle und Herzinfarkte zurückzuführen, 27 % auf Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs. Dafür verantwortlich sind besonders Ozon und Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 µm.
Die mikroskopisch kleinen Teilchen dringen tief in Lunge und womöglich sogar in Blutgefäße ein. Es gibt Hinweise darauf, dass sie dort zur Bildung von Plaques beitragen und dadurch das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Lungenkrebs erhöhen. Ozon hingegen ruft Lungenerkrankungen wie chronischen Husten und Atemnot hervor.
Doch wer zählt eigentlich zu den schlimmsten Smogverursachern? Die Forscher untersuchten in ihrer Studie erstmals, wie sich unterschiedliche Emissionsquellen auf die Sterberate auswirken – etwa Industrie, Verkehr, Landwirtschaft, Kohle- und Gaskraftwerke und sogenannte häusliche Kleinfeuer.
Kleinfeuer sind in Indien und China größte Smogverursacher
Und dabei gab es einige Überraschungen. „Meist wird ja angenommen, dass Industrie und Verkehr die schlimmsten Luftverschmutzer sind, aber weltweit ist das offenbar nicht der Fall“, sagt Lelieveld. In Indien und China verursachen beispielsweise Kleinfeuer einen Großteil des Smogs – dazu zählen kleine Öfen, stark qualmende Holzfeuer und Dieselgeneratoren. „Das sind zwar nur kleinskalige Aktivitäten, aber wenn ein Großteil der Bevölkerung das macht, kommt einiges zusammen.“ In der Tat: Ein Drittel der Smogopfer sterben an den Folgen dieser ineffizienten Verbrennung.
Die Städte mit der größten Feinstaubbelastung in Europa
|
Stadt (Land) |
Feinstaub in mg/qbm Luft/Jahr |
1 |
Sarajevo (Bosnien-Herzegowina) |
117 |
2 |
Turin (Italien) |
47 |
3 |
Sevilla (Spanien) |
45 |
4 |
Mailand (Italien) |
44 |
5 |
Athen (Griechenland) |
41 |
6 |
Paris (Frankreich) |
38 |
7 |
Rom (Italien) |
35 |
8 |
Nizza (Frankreich) |
33 |
9 |
Warschau (Polen) |
32 |
10 |
Dresden (Deutschland) |
31 |
Quelle: WHO
Und wie sieht es im Rest der Welt aus? In Europa, Russland, der Türkei, Japan und im Osten der USA ist Hauptverursacher der Luftverschmutzung überraschenderweise die Landwirtschaft. Durch die übermäßige Verwendung von Düngemitteln und die Massentierhaltung gelangt Ammoniak in die Atmosphäre. Dort wandelt er sich in Ammoniumsulfat und Nitrat um. Diese Stoffe wiederum tragen maßgeblich dazu bei, dass sich überhaupt Feinstaubpartikel bilden können.
Global gesehen ist die Landwirtschaft für 20 % aller Smogopfer verantwortlich. In der Ukraine, Russland und Deutschland liegt der Anteil sogar bei 40 %. Weiterer Verursacher sind fossile Kraftwerke, Industrie, die Verbrennung von Biomasse und der Straßenverkehr. Sie verursachen zusammen ein weiteres Drittel der vorzeitigen Mortalität.
Deutscher Straßenverkehr fordert jährlich 7000 Smogopfer
Deutschland macht der Straßenverkehr besonders zu schaffen: Während Forscher dem Straßenverkehr weltweit nur 5 % der Todesfälle zuschreiben, schlägt er hierzulande mit 20 % zu Buche – das sind knapp 7000 Menschen pro Jahr. Zum Vergleich: Bei Verkehrsunfällen sterben ungefähr 3500 Menschen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO zeichnete 2014 ein noch düstereres Bild: Nach ihren Schätzungen sind 2012 rund sieben Millionen Menschen weltweit an Erkrankungen gestorben, die mit verschmutzter Luft zusammenhängen.
Warum liegt diese Zahl so hoch? Im Unterschied zur Studie der MPG-Forscher sind in dieser horrenden Zahl auch die Fälle enthalten, bei denen Menschen infolge verschmutzter Innenraumluft gestorben sind – dabei handelt es sich vor allem um Menschen, die in Asien in Häuser und Wohnungen mit Holz und Kohle kochen und heizen. Die Zahlen der MPG-Forscher beziehen sich nur auf die Folgen verschmutzter Außenluft.
Die Städte mit der größten Feinstaubbelastung in Deutschland
|
Stadt
|
Feinstaub in mg/qbm Luft/Jahr |
1 |
Dresden |
31 |
2 |
Düsseldorf |
29 |
3 |
Stuttgart |
28 |
4 |
Dortmund |
27 |
4 |
Essen |
27 |
6 |
München |
26 |
6 |
Bremen |
26 |
6 |
Berlin |
26 |
9 |
Aachen |
24 |
9 |
Bonn |
24 |
11 |
Nürnberg |
23 |
11 |
Köln |
23 |
11 |
Hamburg |
23 |
14 |
Hannover |
22 |
14 |
Frankfurt/Main |
22 |
16 |
Kiel |
21 |
17 |
Wolfsburg |
17 |
Quelle: WHO
Ein Beitrag von: