Laser misst Alkoholgehalt in der Autoluft beim Vorbeifahren
Wer mit Alkohol im Blut Auto fährt, wird künftig kaum unentdeckt bleiben. Die Universität Würzburg hat ein Lasersystem entwickelt, das kleinste Spuren von Alkohol in der Luft eines Autos auch während der Vorbeifahrt misst. Der Laser kann aber auch in Raffinerien die bei der Destillation von Rohölen entstehenden Gase in Echtzeit analysieren.
Alkohol am Steuer sorgt immer noch für viel zu viele Tragödien: Bei 4,8 % aller Unfälle mit Personenschäden in Deutschland (2013) war Alkoholeinfluss einer der Ursachen. Kamen Menschen zu Tode, war der Anteil alkoholbedingter Unfälle mit 9,4 % schon doppelt so hoch. Doch Alkoholkontrollen im Straßenverkehr sind aufwendig – und die Gefahr erwischt zu werden nicht hoch genug. Dass allerdings dürfte sich in Zukunft ändern.
Alarmsystem erkennt von weitem kleinste Alkoholmengen im Fahrgastraum
Forscher der Universität Würzburg haben ein lasergestütztes Verfahren entwickelt, das automatisch und aus Entfernung erkennen kann, ob im Fahrgastraum eines vorbeifahrenden Autos Alkohol in der Luft liegt. Und diese Lasermessung ist erstaunlich genau: Das System schlägt Alarm, sobald im vorbeifahrenden Auto eine Person sitzt, die mindestens 0,1 Promille Alkohol im Blut hat. Allerdings schlägt der Alarm auch dann an, wenn der Fahrer stocknüchtern ist und der Rest der Truppe sternhagelvoll in den Sitzen hängt.
„Die Polizei könnte das System aber für eine Vorauswahl nutzen, verdächtige Wagen aus dem Verkehr ziehen und sie dann genauer überprüfen“, sagt Martin Kamp, Physiker der Universität Würzburg, der die neue Interbandkaskaden-Lasertechnologie gemeinsam mit Professor Sven Höfling am Lehrstuhl für Technische Physik entwickelt hat.
Basis des neuen Alkoholmess-Systems ist die lasergestützte Stand-Off-Detektion. Dabei geht es darum, aus großer Entfernung beispielsweise an Flughäfen gefährliche Substanzen sicher zu detektieren.
Lasersystem lässt sich auch in der Petrochemie einsetzen
Nun will das Forscherteam aus Würzburg seinen Speziallaser auch in der Petrochemie einsetzen. „Der Laser könnte in Sekundenbruchteilen feststellen, woraus die bei der Destillation von Rohöl entstehenden Gase bestehen. Damit könnte er für die Qualitätssicherung und die Prozesskontrolle in der Petrochemie genutzt werden“, sagt Kamp. Er betreut für die Universität Würzburg das von der EU mit gut 5,5 Millionen Euro geförderte Projekt „in-line Cascade laser spectrometer for process control“, kurz iCspec.
Unter anderem mit Kooperationspartnern wie Siemens wird im Projekt iCspec ein neuer Laser entwickelt, der in Raffinerien helfen soll, die genaue Zusammensetzung von Gasen zu untersuchen. Dieser neuartige Laser soll sich schon bald unter realen Bedingungen in der Praxis bewähren. In der Raffinerie des schwedischen Kooperationspartners Preem Petroleum AB soll er während einer Destillation Kohlenwasserstoffe wie Methan, Ethan oder Propan erkennen. Martin Kamp glaubt an seinen Laser: „Diese Laser könnten die Messtechnik revolutionieren.“
Wer zu wenig trinkt, fährt genauso unsicher wie unter Alkohol
Gegen eine andere gefährlich Unsitte im Straßenverkehr hilft auch der neue Superlaser aus Würzburg allerdings nicht: Britische Forscher der Universität Loughborough haben jetzt herausgefunden, dass Autofahrer, die zu wenig Flüssigkeit aufnehmen ebenso viele Fahrfehler machen wie die alkoholisierten Autofahrer.
Dazu ließen sie männliche Testpersonen an zwei verschiedenen Tagen zwei Stunden lang im Fahrsimulator eine monotone Strecke fahren. An einem der Testtage bekamen die Fahrer stündlich 200 Milliliter Wasser zu trinken, am anderen Tag nur 25 Milliliter. Fazit: „Fahrer, die nicht genug getrunken haben, machen genauso viele Fehler wie diejenigen, die über der Promillegrenze sind“, fasst Ron Maughan, Professor für Sporternährung, seine Studie zusammen.
Und wer nicht glaubt, dass er auch schon mit kleinsten Mengen Alkohol im Blut schlechter fährt, der sollte sich mal den Trunkenheitsanzug von Ford anziehen. Denn der simuliert, wie sich das Fahren unter Alkohol anfühlt – wenn man nüchtern ist.
Ein Beitrag von: