Öko-Institut fordert Recyclingsystem für Seltene Erden
Wann immer in Deutschland eine Festplatte oder ein DVD-Player auf dem Müll landet, gehen Metalle der Seltenen Erden verloren. Für das Öko-Institut ist diese Verschwendung nicht hinnehmbar. Es fordert ein Recyclingsystem für den teuren Rohstoff.
Der Begriff Seltene Erden ist zwar missverständlich, hat sich aber schon lange eingebürgert. Eigentlich geht es um Oxide – die früher Erden genannt wurden –, die in einer Gruppe von 17 Elementen natürlich in der Erdkruste vorkommen. Dazu gehören zum Beispiel Cer, Yttrium und Neodym. Abgebaut werden Seltene Erden vor allem in China, das in der Mongolei das weltweit größte Vorkommen besitzt.
Heute kommen die Seltenen Erden in vielen Schlüsseltechnologien zum Einsatz. Sie tauchen in Polituren, Spezialgläsern, in Leuchtstofflampen, Röhren- und Plasmabildschirmen auf. Zum Einsatz kommen sie bei der Herstellung der Dauermagnete, die in modernen und hocheffizienten Elektromotoren eingesetzt werden. Das Öko-Institut, ein privates Umweltforschungsinstitut mit Sitz in Freiburg, hat nun in einer Studie das Recyclingpotenzial für Seltene Erden untersucht.
Für die Studie hatte das Öko-Institut im Auftrag des baden-württembergischen Umweltministeriums mehrere Hundert Industrieunternehmen in Baden-Württemberg befragt. Das Fazit: „Das Potenzial zur Rückgewinnung der Seltenen Erden ist nicht gehoben und muss dringend erschlossen werden.“ Europäische Unternehmen hätten 2012 bis zu zwei Millionen Elektromotoren mit Permanentmagneten für industrielle Anwendungen hergestellt, heißt es in der Studie.
Seltene Erden stecken in Hochleistungsmagneten der Festplattenmotoren
Rund die Hälfte dieser Permanentmagnete, die etwa 30 Prozent Seltene Erden enthielten, würde in Deutschland gebaut. „Rund ein Fünftel der Gesamtförderung an Seltenen Erden wird aktuell für die Herstellung der Hochleistungsmagnete insbesondere in kleinen Motoren etwa in Festplatten oder optischen Laufwerken von Unterhaltungselektronik eingesetzt.“ Schon jetzt werde fast die gesamte Förderung des Seltene-Erde-Elements Dysprosium für die Fertigung von Magneten verwendet. Die Preise für Dysprosium seien von 150 US-Dollar pro Kilogramm im Jahr 2009 auf 660 Dollar im Jahr 2013 gestiegen. Und der Bedarf werde weiter wachsen.
Aber noch immer würden solche Industriemotoren an ihrem Lebensende nicht gesondert gesammelt und entsorgt, beklagen die Autoren der Studie. „So landen die Dauermagnete nach spätestens 30 Jahren im Stahl- oder Kupferschrott oder werden sogar über den Hausmüll entsorgt. Damit gehen der Industrie in Deutschland schon heute rund 35 bis 40 Tonnen Neodym-Eisen-Bor-Magnete verloren – Tendenz für die Jahre 2025/2030 stark steigend.“
Öko-Institut empfiehlt Aufbau des Recyclingsystems bis 2030
Ein System sei laut Öko-Institut aber bisher noch nicht in Sicht, das eine effektive Rückführung dieser Magnetschrotte in eine Kreislaufwirtschaft sicherstellen könne. Hierzu müsse erst ein Absatzmarkt aufgebaut werden, damit sich das Recycling des Magnetschrotts lohne. Dem frühzeitigen Aufbau eines Sammel- und Rücknahmesystems komme daher eine strategische Bedeutung zu, da sich entsprechende Ansätze positiv auf Investitionsentscheidungen im Bereich Magnetrecycling auswirken würden.
Ein solches Sammelsystem, das idealerweise EU-weit konzipiert werden sollte, könne auch von der Industrie aufgebaut werden. „Spätestens wenn im Jahr 2030 rund 100 Tonnen Neodym-Magnete entsorgt werden, muss die Infrastruktur für die Sammlung, Trennung und das Recycling für Magnetschrotte stehen“, fordert Matthias Buchert, der die Studie am Öko-Institut leitete.
Ein Beitrag von: