Leipziger City-Tunnel wird eröffnet
960 Millionen Euro für 5,3 Kilometer: Der U-Bahn-Tunnel unter der Leipziger Innenstadt ist doppelt so teuer geworden wie geplant. Kommenden Sonntag (15. Dezember) soll er nun den City-Verkehr deutlich entlasten.
„Himmelfahrtskommando!“ Deutlicher kann man Probleme auf einer Großbaustelle wohl kaum kommentieren. Das Wort stammt vom sächsischen Verkehrsminister Sven Morlok, der vor drei Jahren vor „Kettenreaktionen“ warnte und die Baufirmen im Leipziger City-Tunnel mahnte, ihre Arbeiten völlig neu zu koordinieren. Die Schwierigkeiten hatten sich so gehäuft, dass der 2003 begonnene Bau zeitweise gar nicht mehr voranging. Fehlende Genehmigungen, auftretende Risse in Nebengebäuden, unsicherer Baugrund und eine Klage gegen die Vergabe des Innenausbaus verzögerten die Arbeiten um drei Jahre.
Nun aber soll am Samstag endlich die Eröffnung gefeiert werden, zum Fahrplanwechsel am Tag darauf startet der Betrieb über die sechs neuen Stationen, von denen vier unterirdisch liegen. Fast 50.000 zusätzliche Bahnfahrten werden dann erwartet. Die Fahrtzeit für Pendler, Touristen und Geschäftsreisende soll sich auf einigen Strecken um bis zu 40 Minuten verkürzen. Dadurch würden rund 43 Millionen Pkw-Kilometer pro Jahr vermieden, rechnet die Deutsche Bahn vor, die neben dem Freistaat Sachsen Bauherr des Projektes ist.
65 Meter lange Bohrmaschine
Neben dem Tunnel selbst wurde auch das umgebende Netz ausgebaut. Davon soll auch der Fernverkehr auf der Achse Berlin-Leipzig-Nürnberg profitieren. Unter anderem würden Flughafen und Messe besser an die Innenstadt angebunden, heißt es. U- und S-Bahn sollen im Fünf-Minuten-Takt fahren. Mit der Eröffnung des Tunnels wird der gesamte Nahverkehr in der Region neu organisiert, S-Bahn- und Regionalbahnlinien zusammengeführt.
Der City-Tunnel besteht aus zwei eingleisigen Röhren, die mittels Schildvortrieb hergestellt wurden. Dafür wurde eigens eine 65 Meter lange Tunnelbohrmaschine gebaut, die sich mit ihrem Schneidrad durch Kies, Sand und Sedimente fräste und zugleich die Röhren aufbaute. Die zwei Tunnelröhren haben einen Innendurchmesser von 7,9 Meter und verlaufen in bis zu 22 Meter Tiefe. Zur Schalldämpfung wurde im Innenstadtbereich ein Masse-Feder-System integriert.
Land Sachsen trägt Hauptlast
Die Kosten für das gesamte Projekt übernimmt etwa zur Hälfte das Land Sachsen, jeweils rund 200 Millionen Euro steuern der Bund und die EU bei.
Der Beitrag der Stadt liegt bei nur 7,2 Millionen Euro. Verkehrsminister Morlok hofft, dass die Kritiker des Projektes dann endlich verstummen: „Die Menschen in und um Leipzig sollen erleben können, was der Tunnel für sie bringt.“
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