Zimt und Medikamente: Diese Wechselwirkungen sollten Sie kennen
Vorsicht bei Diabetes, Asthma oder Bluthochdruck: Nahrungsergänzung mit Zimt birgt Risiken bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme.

Was in der Küche für Aroma sorgt, kann im Körper unerwartete Effekte haben. Besonders in konzentrierter Form kann Zimt den Arzneimittelstoffwechsel beeinflussen.
Foto: PantherMedia / serezniy
Zimt ist aus der Küche vieler Haushalte kaum wegzudenken. Ob im Kaffee, Gebäck oder Müsli – das warme, süßlich-würzige Aroma erfreut sich großer Beliebtheit. Doch Zimt ist mehr als nur ein geschmackliches Highlight. In der traditionellen Medizin spielt er seit Jahrhunderten eine Rolle – etwa zur Senkung des Blutzuckerspiegels oder zur Unterstützung der Herzgesundheit. Nun zeigt eine aktuelle Studie: Zimt kann im Körper Prozesse beeinflussen, die auch für die Wirkung von Medikamenten entscheidend sind.
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Studie zeigt: Zimtaldehyd beeinflusst Abbau von Medikamenten
Ein Team des National Center for Natural Products Research an der University of Mississippi hat eine Untersuchung zu einem bestimmten Inhaltsstoff von Zimt durchgeführt: dem sogenannten Zimtaldehyd. Dabei handelt es sich um die Verbindung, die für das typische Aroma verantwortlich ist.
Veröffentlicht wurde die Studie im Fachjournal Food Chemistry: Molecular Sciences. Die Forschenden konnten zeigen, dass Zimtaldehyd bestimmte Rezeptoren aktiviert. Diese sogenannten xenobiotischen Rezeptoren regulieren im Körper den Abbau von Medikamenten. Die Folge: Arzneistoffe könnten unter Umständen schneller abgebaut und dadurch weniger wirksam werden.
„Gesundheitliche Bedenken könnten auftreten, wenn übermäßige Mengen an Nahrungsergänzungsmitteln ohne Wissen des Arztes oder Apothekers eingenommen werden“, erklärte Shabana Khan, leitende Wissenschaftlerin am Forschungszentrum.
Zimt in der Nahrung: Unproblematisch – als Zusatzmittel: kritisch
Das gelegentliche Bestreuen eines Cappuccinos mit etwas Zimt dürfte keine gravierenden Folgen haben. Doch bei der Einnahme von hochkonzentrierten Zimtkapseln oder Extrakten sieht die Sache anders aus. Wer solche Produkte regelmäßig einnimmt – etwa zur Unterstützung des Blutzuckerspiegels – sollte sich über mögliche Wechselwirkungen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten bewusst sein.
„Eine übermäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln könnte zu einer schnellen Ausscheidung des verschreibungspflichtigen Medikaments aus dem Körper führen“, so Khan weiter. Dies könne die Wirkung des Medikaments deutlich verringern.
Trotz seiner vielseitigen Anwendungen ist über den Weg von Zimtaldehyd im Körper bislang wenig bekannt. „Trotz seiner vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten gab es nur sehr wenige Berichte, die das Schicksal seines Hauptbestandteils – Zimtaldehyd – beschrieben“, so Khan. Man wisse noch nicht genau, wie gut der Stoff vom Körper aufgenommen werde, wie er verstoffwechselt werde und wie er mit den genannten Rezeptoren interagiere.
Cassia-Zimt: Höherer Cumaringehalt birgt zusätzliche Risiken
Nicht jeder Zimt ist gleich. In den meisten Supermarktregalen findet sich Cassia-Zimt. Diese Sorte stammt vor allem aus Südchina, ist günstiger – und enthält deutlich mehr Cumarin. Cumarin ist ein natürlich vorkommender Pflanzenstoff, der in größeren Mengen leberschädigend wirken kann und blutverdünnende Eigenschaften besitzt.
„Die gerinnungshemmenden Eigenschaften von Cumarin können für Personen, die Blutverdünner einnehmen, gefährlich sein“, warnte Amar Chittiboyina, stellvertretender Direktor des Forschungszentrums. Wer Medikamente zur Blutgerinnung einnimmt, sollte Cassia-Zimt meiden oder zumindest in sehr geringen Mengen konsumieren.
So sieht es bei Ceylon-Zimt und Zimtöl aus
Anders sieht es beim sogenannten Ceylon-Zimt aus, auch als „echter Zimt“ bekannt. Dieser stammt aus Sri Lanka und enthält deutlich weniger Cumarin. Dennoch gilt auch hier: Bei Nahrungsergänzungsmitteln sollte vor der Einnahme ärztlicher Rat eingeholt werden.
Zimtöl, das etwa in Kosmetikprodukten, in der Aromatherapie oder in Lebensmitteln als Geschmacksstoff verwendet wird, scheint weniger problematisch zu sein. Chittiboyina erklärt: „Zimtöl birgt fast kein Risiko für Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.“ Allerdings bezieht sich diese Aussage vor allem auf die äußere Anwendung und sehr geringe Dosen.
Medizinische Beratung bei Nahrungsergänzung empfohlen
Bis eindeutige klinische Studien vorliegen, bleibt Vorsicht geboten. „Wir wissen, dass Zimtaldehyd diese Rezeptoren aktivieren kann, was ein Risiko für Wechselwirkungen mit Medikamenten darstellt“, sagte Bill Gurley, ein weiterer leitender Wissenschaftler des Zentrums. Was genau bei einer gleichzeitigen Einnahme von Zimtpräparaten und Medikamenten passiert, sei jedoch noch nicht abschließend geklärt. „Das könnte passieren, aber wir wissen nicht genau, was passieren wird, bis wir eine klinische Studie durchgeführt haben.“
Forschende empfehlen daher insbesondere chronisch kranken Menschen, Nahrungsergänzungsmittel mit Bedacht zu verwenden. Dazu zählen etwa Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes, Krebs, Arthritis, Asthma, Adipositas oder psychischen Erkrankungen wie Depressionen.
„Unser bester Rat ist, vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in Verbindung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten mit einem Arzt zu sprechen“, so Khan. Nahrungsergänzungsmittel seien nicht zur Behandlung oder Heilung von Krankheiten gedacht – und könnten im schlimmsten Fall sogar schaden.
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