BIM gestützte strukturdynamische Analyse mit Volumenelementen höherer Ordnung
Building Information Modeling ermöglicht die automatisierte Erstellung von Simulationsmodellen und schafft somit eine wichtige Grundlage, Zeit und Kosten einzusparen sowie die Qualität der Planung von Gebäuden zu erhöhen. Die Art des Simulationsmodells hängt jedoch wesentlich von der konkreten Problemstellung ab.
Für Schwingungsanalysen bei Massivholzkonstruktionen ist eine mechanisch korrekte Beschreibung der Stoßstellen zwischen den Bauteilen von großer Bedeutung. Dafür eignen sich Modelle aus hexaedrischen finiten Elementen erheblich besser als Schalenelemente. Ein konformes Hexaedernetz kann allerdings mit verfügbaren Netzgeneratoren nur bei bestimmten Gebäudegeometrien automatisch erzeugt werden und weist an Stoßstellen eine große Anzahl von Elementen auf, was zu einem hohen Rechenaufwand führen kann. Im vorliegenden Beitrag wird deshalb ein alternatives Verfahren vorgestellt, mit dem ein hexaedrisches Finite-Elemente-Modell automatisch aus einem Bauwerksinformationsmodell (BIM) abgeleitet werden kann. Die im BIM definierten Bauteile werden dabei getrennt voneinander vernetzt und deren Verbindungen zueinander mithilfe der Mortar-Methode abgebildet. Eine große Recheneffizienz wird durch die Verwendung von Ansatzfunktionen höherer Ordnung in Kombination mit einem relativ groben Netz erreicht. Nach der Beschreibung des Verfahrens wird seine Anwendbarkeit an einem mehrgeschossigen Massivholzgebäude demonstriert.
1 Einleitung
Building Information Modeling (BIM) wird zunehmend in Bauvorhaben eingesetzt, um die Planungssicherheit und Qualität zu erhöhen sowie Kosten und Zeit einzusparen. Untersuchungen von Projekten zeigen deutlich die Vorteile durch die Planung mit BIM [1]. In einigen Ländern, wie zum Beispiel den USA und Großbritannien, schreiben öffentliche Auftraggeber bereits die Verwendung von BIM vor. In Deutschland erproben derzeit das Bundesbau- und Bundesverkehrsministerium den Einsatz von BIM in Pilotprojekten. Darüber hinaus plant das Bundesverkehrsministerium die regelmäßige Anwendung von BIM ab dem Jahr 2020 [2]. Es wird erwartet, dass sich BIM in den nächsten Jahren zum Standardverfahren in allen Bereichen der Bauwirtschaft entwickelt.
Ein Bauwerksinformationsmodell ist ein umfassendes digitales Abbild eines Bauwerks. Es erfasst sowohl die dreidimensionale Geometrie seiner Bauteile als auch wesentliche semantische Informationen, wie zum Beispiel Materialeigenschaften. Da die Daten im Bauwerksinformationsmodell miteinander verknüpft sind, können zahlreiche Arbeitsschritte im Planungsprozess automatisiert werden. Beispielsweise ist es möglich, alle technischen Zeichnungen widerspruchsfrei aus dem räumlichen Modell abzuleiten sowie Kollisionskontrollen und Mengenermittlungen rasch durchzuführen. Durch die automatisierte Anbindung von Simulationsmodellen entfallen ebenfalls aufwendige und fehleranfällige Neueingaben. Außerdem können verschiedene Varianten bereits in der Entwurfsplanung unter Einbeziehung von Simulationen eingehend untersucht werden, weil der Planungsaufwand durch BIM in die frühen Phasen verlagert wird [3].
Es gibt bereits ausgereifte Softwarelösungen für die Anbindung dimensionsreduzierter strukturmechanischer Simulationsmodelle auf Grundlage der Finite-Elemente-Methode (FEM), also solcher Modelle, die beispielsweise Schalen- und Balkenelemente beinhalten [4], [5], [6]. Diese werden in der Tragwerksplanung häufig verwendet, weil sie durch ihren eingeschränkten Verformungsansatz zu einem geringen Berechnungsaufwand führen und für die meisten Standsicherheits- und Gebrauchstauglichkeitsnachweise ausreichend genau sind. Modelle aus Hexaederelementen hingegen werden im Hochbau wegen des höheren Modellierungs- und Berechnungsaufwands kaum eingesetzt. Sie erweisen sich jedoch beispielsweise gemäß [7] für Schwingungsanalysen von Massivholzkonstruktionen im Frequenzbereich von 20 Hz bis 150 Hz als gut geeignet, weil sie eine korrekte Abbildung des räumlichen Verformungszustands sowie eine realitätsnahe Modellierung der Stoßstellen, gegebenenfalls einschließlich einer Elastomerschicht, ermöglichen. Es wird daher ein Verfahren präsentiert, das die automatisierte Erzeugung eines recheneffizienten hexaedrischen FE-Modells aus einem Bauwerksinformationsmodell ermöglicht. Bei dieser Methode werden die einzelnen Bauteile getrennt voneinander vernetzt, um Netzverfeinerungen an Bauteilstößen zu vermeiden. Allerdings entsteht hierdurch ein nicht konformes Netz, in dem Bauteilverbindungen zunächst nicht berücksichtigt sind. Die Verbindungen werden deshalb mithilfe der Mortar-Methode gemäß [8] abgebildet. Durch dieses Vorgehen kann die Berechnung auf Grundlage eines groben Netzes durchgeführt werden, wobei eine genaue Lösung mit einer relativ geringen Anzahl von Freiheitsgraden durch den Einsatz finiter Elemente höherer Ordnung erreicht wird.
Der Beitrag ist wie folgt aufgebaut: In Abschnitt 2 wird das Grundkonzept der Industry Foundation Classes (IFC) erläutert. Sie bilden als standardisiertes Austauschformat für Bauwerksinformationsmodelle den Ausgangspunkt für das vorgestellte Verfahren. In Abschnitt 3 wird die Anbindung des hexaedrischen FE-Modells anhand eines Decken-Wandanschlusses dargestellt. Abschnitt 4 enthält eine kurze Beschreibung der p-Version der FEM sowie der Mortar-Methode. In Abschnitt 5 wird die Anwendbarkeit des Verfahrens an einem mehrgeschossigen Massivholzgebäude demonstriert. Abschnitt 6 fasst den Beitrag zusammen.
2 Industry Foundation Classes
Die IFC sind eine offene und international standardisierte Datenrepräsentation, mit der Bauwerksinformationsmodelle in objektorientierter Form gespeichert und zwischen verschiedenen Anwendungsprogrammen ausgetauscht werden können [9], [10], [11]. Die am häufigsten verwendete Version ist derzeit IFC 2×3. Sie wird von vielen BIM/CAD-Programmen, wie Autodesk Revit, SOFiSTiK, Allplan und Tekla Structures, unterstützt [12].
Im IFC-Datenmodell, das in der Datenmodellierungssprache Express [13] beschrieben ist, werden Räume, Bauteile, Öffnungen und Materialien sowie deren Beziehungen zueinander durch Objekte abgebildet. Die Objekte besitzen Attribute, deren Namen und Datentypen in den Klassen des IFC-Datenmodells angegeben sind. In der Klasse IfcWall wird zum Beispiel definiert, dass die Dicke eines Wandobjekts mit dem Namen Width und dem Datentyp IfcQuantityLength beschrieben wird. IfcQuantityLength wiederum ist eine weitere Klasse, deren Objekte Längenangaben sind. Die Werte der Attribute werden bei der Erzeugung eines Objekts festgelegt. Durch die Erstellung mehrerer Objekte können somit gesamte Gebäude oder Teile davon modelliert werden. Eine Wand mit Öffnung wird beispielsweise repräsentiert durch ein Wandobjekt der Klasse IfcWall, ein Öffnungsobjekt der Klasse IfcOpeningElement und ein Beziehungsobjekt der Klasse IfcRelVoidsElement, dessen Attribute das Wand- und Öffnungsobjekt sind.
Der vollständige Beitrag ist erschienen in:
Bauingenieur 4.2018, Seite 160-166
Literatur
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Felix Frischmann, M.Sc. Locis GmbH Ritter-Hilprand-Straße. 9, 82024 Taufkirchen felix.frischmann@locis.gmbh
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