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Behrens-Ufer in Berlin 13.08.2024, 00:00 Uhr

Ein besonders nachhaltiger Gewerbestandort

Im Südosten Berlins entsteht aktuell mit dem Projekt Behrens-Ufer – kurz: BE-U – auf einem riesigen Gelände zwischen Ostendstraße und Spree ein modernes und nachhaltiges Stadtquartier. Für drei Hochhäuser hatte der in Berlin ansässige Bauherr DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG, kurz DIEAG, einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Die drei Gewinnerbeiträge stehen nun fest.

Visualisierung des Behrens-Ufer. Grafik: DIEAG

Visualisierung des Behrens-Ufer. Grafik: DIEAG

Auf einer Mietfläche von insgesamt 235 000 Quadratmetern sollen sich in historischen und neuen Gebäuden Gewerbetreibende primär aus den Bereichen Life-Science, Labor und Leichtindustrie ansiedeln. Geplant sind außerdem ein umfassendes Kunst-, Kultur- und Freizeitangebot sowie Gastronomie direkt am Spreeufer und Einzelhandel. „Das Behrens-Ufer soll ein zukunftsfähiges Gewerbequartier mit internationalem Vorbildcharakter werden. Das konsequent nachhaltige Konzept als Gewerbestandort als auch als Raum für Gemeinschaft setzt den Fokus auf die Bedürfnisse des Menschen“, sagt Robert Sprajcar, CEO des Unternehmens DIEAG. Das war auch der Schwerpunkt des ausgelobten Architekturwettbewerbs für die drei Hochhäuser. „Ziel war ein architektonisch durchdachtes Konzept für das jeweilige Gebäude, welches die Potentiale des Standorts ausschöpft und die Architektur des Behrens-Ufers bereichert“, so Sprajcar. „Es soll eine qualitativ hochwertige Architektur entstehen, die sowohl den funktionalen Ansprüchen als auch den Anforderungen an ein zukunftsweisendes Gebäude gerecht wird.“ Diesen Ansprüchen sind die drei Gewinnerbeiträge mehr als gerecht geworden.

Gewinner der 1. Preise

Für das Solitär Hochhaus A1.3 in exponierter Lage am Wasser mit vorgesehener Hotelnutzung auf rund 15 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche belegen Matter Schmidt Fach Architekten und Stadtplaner sowie Kuula Landschaftsarchitekten den ersten Platz. Kleihues & Kleihues Gesellschaft von Architekten wurden für die Hotel- und Büro-Blockbebauung emit Hochpunkt A3.1 in der Mitte des Quartiers, das inklusive Sockel rund 33 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche umfasst, auf den ersten Platz gewählt. Die Blockbebauung mit Hochpunkt direkt am Wasser für Vertical-Farming mit ergänzenden Laborflächen auf rund 28 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche gewinnt der Entwurf von Architekturbüro Henn und Landschaftsarchitekten Aplantis.

Drei Hochhäuser gleichzeitig im Fokus

15 Architekturbüros, verteilt auf drei Objekte, waren eingeladen, in ihren Entwürfen die anspruchsvollen Zielvorgaben zum energieeffizienten und nachhaltigen Bauen zu berücksichtigen sowie das bestehende städtebauliche Konzept und dessen Vorgaben entsprechend zu integrieren. Der Architekturwettbewerb wurde dabei gleichzeitig für alle drei Hochhäuser des Projekts durchgeführt, um den Quartiersgedanken des Areals in den Fokus zu setzen. Für die Planung und Durchführung des Wettbewerbs wurde Drees & Sommer beauftragt. „Aufgrund der Komplexität des Wettbewerbs sowie der Anzahl der Beiträge wurde die Preisgerichtssitzung auf zwei Tage aufgeteilt“, so Drees & Sommer-Projektleiter Roman Rafikov. „Aufgabe der Jury war es, in den gelieferten Entwürfen die bestmögliche Vereinbarkeit der übergeordneten, gesamtstädtischen Vorgaben und Empfehlungen des Hochhausleitbildes des Landes Berlin mit der Vision des Gesamtquartiers zu identifizieren.” Alle Gebäude sind mit ergänzenden Gastronomieflächen versehen.

Besetzung der Preisgerichte

Die Jury (Preisgericht) bestand aus einem Sachpreisgericht und einem Fachpreisgericht. Das Sachpreisgericht war wie folgt besetzt: Robert Sprajcar (DIEAG), Prof. Regina Zeitner (HTW) als Vertreterin von Prof. Stefanie Molthagen-Schnöring (HTW), Anina Böhme (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen) als Vertreterin von Senatsbau-Direktorin Prof. Petra Kahlfeldt (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen), Ulrike Zeidler (Stadtentwicklungsamt Berlin) und Till Ackers (ZÜBLIN). Das Fachpreisgericht bestand aus folgenden Experten: Dieter Eckert (ENS Architekten BDA), Prof. Silvia Malcovati (FH Potsdam), Prof. Dogan G. Yurdakul (GfP – Gesellschaft für Planung), Reinhard Busch (Fugmann Janotta und Partner) und Prof. Jórunn Ragnarsdóttir (Lederer Ragnarsdóttir Architekten).

Energieautark, nachhaltig und innovativ

„Das Behrens-Ufer ist eines der Leuchtturmprojekte der Berliner Stadtentwicklung“, sagt Drees & Sommer-Expertin Paula Cibis. Ein ehemaliges Industrieareal entlang der Spree werde als offenes und modernes Gewerbestadtquartier revitalisiert. Wichtig dabei: das gesamte Gelände soll energieautark werden. Gelingen soll dies unter anderem mithilfe von Tiefengeothermie, Photovoltaik-Fassadenelementen und Regenwasserrückhaltung. Vorgesehen sind auch Ladestationen für Elektromobilität.

Hocheffizient gebaut

In enger Partnerschaft mit Gasag Solution Plus sollen am Behrens-Ufer innovative Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft entstehen. So soll nachhaltig produzierte Energie direkt auf dem Gelände erzeugt werden. „Es entsteht eines der nachhaltigsten und innovativsten Quartiere der Welt“, betont Cibis. „Das BE-U wird so in Zukunft weitestgehend Energieautarkie und Versorgungssicherheit für Produktion, Forschung und Entwicklung bieten. Möglich wird diese zukunftsfähige Energieversorgung auch durch die hocheffiziente Bauweise der Gebäude des BE-U.“ Hier werden neben smarter Gebäudetechnik unter anderem Technologien wie wasserführende Lehmdecken in nachhaltigen Holzkonstruktionen eingesetzt.

Lebendiges Areal direkt am Spree-Ufer

Auf dem Gewerbeareal sollen künftig etwa 12 000 Menschen arbeiten. Das städtebauliche Gesamtkonzept sieht eine Mischung aus denkmalgeschütztem Bestand und modernem Neubau mit einzelnen markanten Hochpunkten, neuen Durchwegungen und öffentlichen Plätzen vor. In einer attraktiven Mischung aus historischen und neuen Gebäuden bietet das BE-U auf insgesamt 235 000 Quadratmetern Mietfläche großzügige und hochflexible Gewerberäume für Unternehmen. Neben den Gewerbetreibende aus den Bereichen Life-Science, Labor und Leichtindustrie sollen ein umfassendes Kunst-, Kultur- und Freizeitangebot sowie Gastronomie direkt am Spreeufer das neue Stadtquartier zu einem lebendigen Areal machen. Dazu soll auch ein 550 Meter langer öffentlicher Uferweg beitragen, der nahtlos an den Weg auf dem benachbarten Grundstück der Hochschule für Technik und Wirtschaft anschließt und so eine echte Uferpromenade entlang der Spree begründen soll.

Hauptmieter produziert Halbleiterproduktionsanlagen

„Prosperierende Unternehmen technologie- und forschungsorientierter Branchen werden als Mieter Raumangebote vorfinden, die flexible Nutzungsmöglichkeiten zulassen“, so DIEAG-Vorstand Sprajcar. Ein Ankermieter ist bereits gefunden. So hat sich das niederländische Unternehmen ASML, Weltmarktführer bei Halbleiterproduktionsanlagen, mehr als 10 000 Quadratmeter Fläche gesichert – neben Produktions- und Laborflächen auch Büroräume im denkmalgeschützten Peter-Behrens-Bau beziehen. Vor Ort bleiben wird zudem die WIMA Innovations GmbH & Co. KG, ein weltweit führender Hersteller hochwertiger Folienkondensatoren für den Einsatz in der Elektronik.

Industriefläche wird Technologiestandort

„Das BE-U ist ein richtungsweisendes Transformationsprojekt einer ehemaligen Industriefläche in einen Technologiestandort, wo Forschung, Entwicklung und Produktion mit dem städtischen Leben, Kunst und Kultur zusammenfinden“, sagt Rojda Nevra Ucar Senior Projektleiterin von Drees & Sommer. Das Areal wird vom ehemaligen Industriegelände zu einer neuen sozialen, kulturellen und infrastrukturell ergänzenden Lebenswelt für Oberschöneweide transformiert. Das BE-U soll der Öffentlichkeit zu jeder Zeit zugänglich sein. In der Gestaltung des Quartiers unterstreichen die Öffnung der Sichtachsen hin zur Spree und die breite Promenade direkt an der Spree das offene, einladende Konzept.

Der Mensch im Mittelpunkt

In dem nachhaltigen, innovativen Gewerbestadtquartier würden die Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt gestellt. „Das BE-U soll zugleich Arbeitsplatz, Stadtquartier, urbaner Lebensraum, Reallabor sowie Bildungs- und Kulturstätte sein – ein Technologiestadtquartier für zukunftsfähiges Wirtschaften zukunftsorientierter Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologien, Life Sciences und Kreativwirtschaft, das verbindet und Menschen zusammenbringt“, so Ucar. Diesen Anspruch würden auch die Gewinnerbeiträge des Architekturwettbewerbs widerspiegeln. Denn die ambitionierte Vision des BEU erfordere besonderes Expertenwissen auch mit Blick auf die Architektur, um die Aktualität und stetige Weiterentwicklung der innovativen Quartierslösungen sicherzustellen.

Besondere Lage im wachstumsstarken Südosten Berlins

Auch die Lage des BE-U ist dabei besonders: Inmitten des wachstumsstarken Investitionskorridors Berlin Süd-Ost, knappe 20 Autominuten vom Flughafen BER entfernt, liegt das neue Gewerbestadtquartier im Berliner Wirtschafts- und Technologiebezirk Treptow-Köpenick. Auf dem weitläufigen Gelände wurden vor mehr als einem Jahrhundert bereits die ersten Elektrofahrzeuge entwickelt und hergestellt. Während des Zweiten Weltkriegs waren es dann Radarröhren, zu DDR-Zeiten Fernsehröhren. Vor dem Mauerfall arbeiteten dort 9 000 Menschen.

Ein nachhaltiger Standort mit Fokus auf dem leichten Produktionsgewerbe

Nun soll das Gelände zu neuem Leben erwachen – und das auf besonders nachhaltige und zukunftsfähige Art und Weise. „Mit dem Behrens-Ufer leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft, indem wir zeigen, dass ein Konzept für einen ökologisch und sozial nachhaltigen Gewerbestandort mit Fokus auf das leichte Produktionsgewerbe funktioniert und angenommen wird“, betont DIEAG-Vorstand Sprajcar. Der Mensch steht dabei jederzeit im Mittelpunkt – auch durch den hohen Freizeit- und Erholungswert im Quartier und einer für den gesamten Stadtteil gesteigerten Lebensqualität. „Durch die Zusammenführung von Wissenschaft und Unternehmertum, Bildung und Innovation an einem menschzentrierten, innovationsfördernden Ort wird das Behrens-Ufer den Herausforderungen der Zukunft begegnen“, betont Sprajcar. „Die von den drei prämierten Architekturbüros entworfenen Gebäude werden dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“

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Von Von Drees & Sommer / Melanie Schulz