Klimaschutz beim modularen Bauen
Es ist einer der Trends in der Baubranche in Deutschland: Modulbau. Wie modulares Bauen mit einem anderen wichtigen Thema der Baubranche, dem nachhaltigen Bauen zusammenpasst, darüber haben wir mit Dipl.-Ing. Olaf Bade, Manager Deutschland bei Jan Snel Daiwa House, gesprochen.
Das modulare Bauen hat in Deutschland in den letzten Jahren einen anderen Stellenwert eingenommen und wird für die Baubranche immer interessanter. Doch neben der optimalen Planbarkeit von Bauprojekten, der Vorfertigung, und der zügigen Bauabwicklung bietet das modulare Bauen auch Vorteile beim Thema nachhaltiges Bauen. Aber wie genau sieht kreislaufbasiertes Bauen im Modulbau aus?
Dem Modulbau wohnt im Grunde schon der Gedanke des kreislaufbasierten Bauens inne, denn für das kreislaufbasierte Bauen ist es wesentlich, alle Produkte, Materialien und Rohstoffe nach Ablauf ihrer Nutzung wiederzuverwenden – und genau das ist mit dem Modulbau möglich. Da der größte Teil des Gebäudes in einer Werkshalle gefertigt wird und die einzelnen Komponenten erst auf der Baustelle zusammengesetzt werden, können sie wiederum auch demontiert und bei Bedarf an anderer Stelle wieder eingesetzt werden. So kann aus einem Einfamilienhaus in kürzester Zeit problemlos ein Studentenapartment entstehen und die Module und Materialien nachgenutzt werden, auch wenn sich die Anforderungen an ein Gebäude verändern. Auf diese Art und Weise ermöglicht der Modulbau kreislaufbasiertes Bauen in vollem Umfang.
Mit kreislaufbasiertem Bauen in Richtung Nachhaltigkeit
Welche Vorteile bietet das kreislaufbasierte Bauen?
Wir sehen in Deutschland momentan eine deutliche Entwicklung hin zu einem größeren Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewusstsein. Gleichzeitig ist die Baubranche noch immer einer der wesentlichen Treiber von CO2-Emissionen und zudem auch für einen Großteil der Abfallproduktion verantwortlich. Um die europäischen Klimaziele einhalten zu können, besteht hier dringend Handlungsbedarf. Kreislaufbasiertes Bauen ist dabei ein wichtiger Ansatz und ein großer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Mit dieser Baumethode haben wir die Möglichkeit, Gebäude zu errichten – und nach ihrer Nutzungsdauer rückzubauen – ohne Schutt oder Abfall zu produzieren. Zudem behalten die Materialien durch die Wiederverwendung ihren Wert. Kreislaufbasiertes Bauen bietet also auch wirtschaftliche Vorteile.
Wiederverwendung der eingesetzten Materialien
Welche Materialien können nochmals eingesetzt werden?
Ein großer Vorteil des Modulbaus ist es, dass selbst komplette Gebäude zurückgebaut werden können und dementsprechend alles auch wieder demontierbar und wiederverwendbar ist. Das beinhaltet nicht nur die Grundmodule mit Böden, Wänden und Tragkonstruktion, sondern auch einzelne Elemente wie Fassaden- und Wandelemente, Fensterrahmen, Türen, Duschkabinen, Waschtische oder Armaturen. Diese werden dann in neuen Gebäuden wieder eingesetzt. Dort, wo eine Nachnutzung nicht möglich ist, werden die Rohstoffe getrennt und dem Recyclingkreislauf zugeführt.
Gibt es Materialien, die recycelt werden, aber danach einem ganz anderen Zweck zukommen als am Bau?
Das ist mir bisher nicht bekannt. Unser Ziel ist es allerdings, möglichst alle Materialien ohne Qualitätsminderung für neue Projekte wiederzuverwenden. Zurzeit werden bereits 80 Prozent aller Elemente und Materialien nach ihrer Nutzungszeit wieder für neue Projekte eingesetzt, in den kommenden Jahren streben wir 100 Prozent an. Um hier aber vollständig zirkulär arbeiten zu können, ist es notwendig, alle Geschäftsprozesse genau zu betrachten: Vom Materialeinsatz über die Abfallströme bis hin zu den Lieferanten und dem Transport.
Bauen mit recycelten Bauelementen
Werden beim Bau von Modulen bereits recycelte Materialien eingesetzt? Wenn ja, welche sind es, und unterliegen diese besonderen Prüfungen?
Neben der bereits erwähnten Nachnutzung von Elementen ist die vollständige Wiederverwendung von Dämmmaterialien ein gutes Beispiel dafür, wie das kreislaufbasierte Bauen in Verbindung mit dem Modulbau optimal genutzt werden kann. Wir sammeln den Dämmstoffabfall und schicken ihn an den Hersteller zurück, der daraus neue Platten fertigt, die dann von uns wiederverwendet werden können. Durch die erneute Nutzung des Dämmmaterials sparen wir nicht nur Rohstoffe, sondern vermeiden auch Abfälle. Gleiches gilt auch für die Stahlrahmen: dort kann bis zu 95 Prozent Recyclingstahl eingesetzt werden. Aber nicht nur die Wiederverwendung von Materialien ist von großer Bedeutung – dort, wo ein Einsatz von recycelten Materialien nur eingeschränkt möglich ist, legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Herkunft dieser Produkte. Schon heute sind 100 Prozent des von uns verwendeten Holzes nachhaltig zertifiziert. Um auch im Wiederaufbereitungsprozess eine gleichbleibend hohe Qualität zu garantieren, wird jedes Modul sorgfältig überprüft, bevor es das Werk verlässt. Wenn einzelne Elemente durch Regen oder andere Witterungsbedingungen in Mitleidenschaft gezogen wurden, werden sie ausgetauscht.
Im Planungsprozess Ressourcenschonung berücksichtigen
Muss bereits bei der Planung auf das kreislaufbasierte Bauen geachtet werden?
Hinsichtlich der Module kann durch die Verwendung von Standardgrößen der Planungsaufwand reduziert werden: Die standardisierten Größen ermöglichen auch nach Abschluss des Projekts eine größtmögliche Flexibilität, sodass Gebäude problemlos erweitert oder wieder zurückgebaut werden können. Dennoch ist es sinnvoll, schon bei der Planung die Wiederverwendung der Materialien zu berücksichtigen – das beinhaltet nicht nur die Wiederverwendung der einzelnen Module, sondern aller Materialien und Rohstoffe. Mithilfe von Softwareprogrammen wie Ecochain kann die CO2-Bilanz der Projekte konkret aufgezeigt werden. Dabei werden unter anderem die Emissionen der benötigten Materialien oder auch die Transporte der Materialien zur Fabrik dokumentiert. Diese Analysen bieten die Grundlage, auf der sich die Umweltbilanz des Produktionsprozesses weiter optimieren lässt. Auf diese Weise lässt sich effizient und langfristig ein geschlossener Kreislauf erreichen und wir können schon mit Beginn des Planungsprozesses die Ressourcenschonung in den Vordergrund stellen und so während des gesamten Prozesses Abfall vermeiden und CO2 einsparen.
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Zur Person Dipl.-Ing. Olaf Bade ist Manager Deutschland bei Jan Snel Daiwa House und seit Eröffnung der deutschen Niederlassung 2019 verantwortlich für die Projektentwicklung. Der Marktführer für Modulbau in Benelux gestaltet unter Leitung von Bade nun auch in Deutschland die nachhaltige Zukunft der Baubranche mit. Die deutschlandweiten modularen Projekte, die das Unternehmen umsetzt, sind vielfältig und geeignet für die Bereiche Wohnen, öffentliche Einrichtungen, Gesundheit und Industrie. Foto: Jan Snel