Bauprozesse digital ausgeführt
Bei einem neuen Bürogebäude in Ludwigsburg kommen BIM, Lean Management und die App „BPO Projektsteuerung“ zum Einsatz. Die digitalen Bauprozesse ermöglichen dem Bauteam flexibel zu arbeiten. Zudem können sie sich leichter abstimmen. In Teil 1 zeigen wir die Einsatzmöglichkeiten von BIM.
Digitales Bauen
Weg vom Denken in Unikaten, hin zum Denken in Prozessen: So lautet eine der zentralen Strategien des Stuttgarter Bauunternehmens Wolff & Müller. Das Ziel dieser Strategie ist es die Qualität, Termin- und Kostensicherheit von Bauprojekten zu verbessern. Die Bauprozesse werden zuerst in der analogen Welt analysiert und optimiert und dann mithilfe verschiedener Methoden digitalisiert. Beim Bauprojekt in der Wilhelm-Fein-Straße in Ludwigsburg setzt das Bauunternehmen drei innovative Methoden und Werkzeuge ein. Eine davon ist Building Information Management (BIM).
Individuelle Fachmodelle ergeben BIM-Gesamtmodell
Im August 2019 starteten die Bauarbeiten für das neue Bürogebäude in der Ludwigsburger Weststadt. Das Bauwerk entsteht auf einem rund 3 600 Quadratmeter großen Grundstück. Ursprünglich war das Gelände mit Lager- und Werkstatthallen aus den 1960er-Jahren bebaut. Diese wurden vor Beginn der Bauarbeiten abgebrochen. Das Projekt Wilhelm-Fein-Straße wurde von DQuadrat Real Estate entwickelt. Wolff & Müller ist mit dem Schlüsselfertigbau beauftragt. Das Bürogebäude soll Anfang 2021 an den künftigen Mieter übergeben werden. Die Bruttogeschossfläche von rund 5 000 Quadratmetern besteht aus drei Geschossen. Im September 2018 begann die Planung des neuen Bürogebäudes. Von der dritten Leistungsphase (Entwurfsplanung) an kam BIM zum Einsatz. Vorab legten Bauunternehmen, Architekten und Fachplaner gemeinsame Ziele fest und definierten BIM-Prozesse. Das Team einigte sich auf ein Open-BIM-Projekt. Das bedeutet, dass verschiedene Softwarelösungen für die Modellierung zur Anwendung kamen. Das Büro AMP Architekten, die Tragwerksplaner (Ingenieurgemeinschaft Gölkel IGG), die Fachplaner für Heizungs-, Lüftung-, Sanitär- und Klimatechnik (Schreiber Ingenieure) sowie die Elektroplaner (IBB Burrer Deuring Ingenieurbüro) erstellten jeweils die Modelle ihrer Fachdisziplin mit der Software ihrer Wahl. Die einzelnen Fachmodelle wurden dann zu einem BIM-Gesamtmodell über das gemeinsame Austauschformat Industry Foundaction Classes (IFC) zusammengeführt. Alle Beteiligten arbeiten im gleichen Datenraum.. Sie haben zur gleichen Zeit Zugriff auf dieselben Informationen. Ihre Informationsquelle ist das zentrale BIM-Modell als Single Source of Truth. Das macht Prozesse effizient und das gesamte Team kann sich besser abstimmen.
BIM während der Planungs- und Ausführungsphase
Das Datenmodell wird vom Projektteam je nach Planungs- oder Bauphase für unterschiedliche Zwecke genutzt. Dafür hat Wolff & Müller sogenannte BIM-Anwendungsfälle definiert. Um sicherzustellen, dass das Team mit den Anwendungsfällen vertraut ist und die Methodik in der Praxis gut funktioniert, wurden alle beteiligten Bau- und Projektleiter frühzeitig geschult. Im Gebäudedatenmodell ist außer der 3D-Geometrie und Bauteil-Eigenschaften wie Aufbau und Materialien auch der Faktor Zeit digital hinterlegt. Während der Planung kam das Modell bei Baubesprechungen mit den Fachplanern und dem Bauherrn zum Einsatz. Die BIM-Manager von Wolff & Müller führten regelmäßige Qualitätsprüfungen durch. Diese sorgten dafür, dass die im Modell hinterlegten Informationen, wie zum Beispiel die Höhe einer Wand, richtig waren und den Vorgaben entsprachen. Außerdem prüfte das Team den Informationsgehalt von einzelnen Elementen, wie etwa die korrekte Schreibweise oder die Sinnhaftigkeit von Informationen. Da diese alphanumerische Prüfung regelbasiert abläuft, ist sie schnell und effizient. Im Zuge der Qualitätsprüfung führte das Team auch Kollisionsprüfungen durch. So ließ sich feststellen, ob sich zum Beispiel Tragwerk und Rohrleitungen in die Quere kamen. Auch während der Bauvorbereitung und -ausführung nutzt das Projektteam das Datenmodell für verschiedene BIM-Anwendungsfälle, wie die Simulation des Bauablaufs oder die Modellauswertung, das heißt um beispielsweise die Menge an Beton zu kalkulieren.