Mit Leichtbeton in die Breite gehen
Wie lassen sich Bestandsbrücken für neue Verkehrskapazitäten auslegen, ohne sie zu überlasten? Die Xaver-Hafner-Brücke bei Straubing zeigt, wie es geht: Dank einer neuen Gesimskappe aus Leichtbeton entstand auf der Autobrücke aus den Achtzigerjahren ein neuer Geh- und Radweg.

Die Xaver-Hafner-Brücke bei Straubing verfügt nun dank der Verbreiterung einseitig über einen neuen, kombinierten Geh- und Radweg.
Foto: Herbert Stolz
Die Xaver-Hafner-Brücke führt über die Donau und wurde 1985 rund fünf Kilometer östlich von Straubing erbaut. Damals wurde die Brücke vor allem für den motorisierten Verkehr konzipiert: es gab also zwei breite Fahrstreifen, schmale Gehwege und keinerlei Fahrradspuren. Doch mit dem zunehmenden Radverkehr durch das wachsende Radwegenetz wurde ein Ausbau zum Muss. Das Problem: Die 640 Meter lange Hohlkastenbrücke ist in Querrichtung vorgespannt – ein herkömmlicher Ausbau nach außen wäre hier schlichtweg statisch unzulässig gewesen. Die Lösung? Eine raffinierte Kombination aus Umverteilen und Anbauen: So wurde die Fahrbahn zwischen 2022 und 2023 zunächst um 50 Zentimeter verschmälert und nach innen gerückt. Anschließend erfolgte der Anbau eines neuen Gesimskopfes, der statt ursprünglich 35 nun 50 Zentimeter breit ist. So konnte auf einer Brückenseite ein zweieinhalb Meter breiter, kombinierter Geh- und Radweg angelegt werden.

Der neue Gesimskopf aus Leichtbeton sorgt zusammen mit der Fahrbahnreduktion und dem Außengeländer für die gewünschte Geh-und-Radweg-Breite von zweieinhalb Metern.
Foto: Herbert Stolz
Leichtbeton: der Schlüssel zur Gewichtsersparnis
Das Herzstück des Ausbaus bilden rund 500 Kubikmeter Leichtbeton LC30/33D1.6 der Firma Liapor. „Um die Erweiterung möglichst leicht zu gestalten, wurde sie mit Liapor-Leichtbeton realisiert. Dieser spart gegenüber herkömmlichem Beton rund 35 Prozent Gewicht ein und belastet das Tragwerk nicht zusätzlich“, erklärt Fabian Schrädobler, Bauoberleiter beim Ingenieurbüro Fritsche und Partner mbB in Deggendorf. Der neue Gesimskopf besteht komplett aus diesem Material. Die darin enthaltenen Blähtonkugeln von Liapor reduzieren die Dichte des Baustoffs, der aber mit bis zu 33 N/mm² Druckfestigkeit allen Belastungen im Projekt problemlos standhält. Weiterer Pluspunkt: Der Baustoff ist resistent gegen Frost, Tausalze und Korrosion – ideal für Infrastrukturbauten. Bauherr der Erweiterung war übrigens das Landratsamt Straubing-Bogen.

Der Leichtbeton wurde mittels Oberflächen-Rüttelbohle abgezogen und per Besenstrich finalisiert.
Foto: Fritsche und Partner mbB
Bauen am schwebenden Gerüst
Die Herausforderung beim Bau: Der Leichtbeton musste in luftiger Höhe präzise auf und an die bestehende Brückenstruktur aufgebracht werden. Dafür wurde ein Kappengerüst in Form einer entsprechenden Konsole erstellt, die an die Kragarme des Überbaus angehängt wurde. In deren Schalung wurde der Leichtbeton vom Fahrmischer aus in Schichtdicken zwischen 16 und 25 Zentimetern eingebracht und mittels Oberflächen-Rüttelbohle abgezogen. Über die komplette Brückenlänge ließen sich so sehr homogene Oberflächen erstellen. Sie wurden per Besenstrich finalisiert und erhielten so eine rutschfeste Oberfläche, die sich besonders für Rad- und Gehwege eignet. Hergestellt und geliefert wurde der Liapor-Leichtbeton von der Heidelberg Materials AG, Zementwerk Burglengenfeld. Die Ausführung übernahm die Geiger Bauwerksanierung GmbH & Co. KG in Warngau.

Vom Fahrmischer aus wurden insgesamt rund 500 Kubikmeter Liapor-Leichtbeton LC30/33D1.6 eingebracht.
Foto: Fritsche und Partner mbB
Modernisierung mit Modellcharakter
Mit der Reduktion der Fahrbahn, der Verbreiterung mit Leichtbeton und der nun außenseitigen Montage des Geländers ließ sich die neue Brückenbreite wie gewünscht umsetzen. Seit Februar 2024 können Radfahrer und Fußgänger sicher über den neuen Weg die Donau queren. Das Projekt unterstreicht Niederbayerns Vorreiterrolle im Radwegebau, zeigt aber auch: Durch den Einsatz innovativer Materialien wie Leichtbeton und intelligente Bauverfahren lassen sich Bestandsbrücken zeitgemäß modernisieren und neue, statisch sichere Kapazitäten für alle Verkehrsteilnehmer schaffen, ohne ihre Tragwerke zu überlasten.
Weitere interessante Praxisbeispiele zum Einsatz von Liapor-Leichtbeton beim Brückenbau finden Sie in dieser Sonderausgabe: https://www.liapor.com/liapornewsapp/extra_bruecken