Ein Bau aus Ziegeln, Holz und Lehm
Der Verband für Ländliche Entwicklung (VLE) Oberpfalz hat ein neues Dienstgebäude in Tirschenreuth beim Büro Brückner & Brückner Architekten in Auftrag gegeben. Dieses hat sich für eine Kombination aus Kaltziegeln und gefüllten Mauerziegeln mit Holz-Lehm-Massivdecken entschieden. Damit setzt es neue Maßstäbe für zukunftsorientiertes und nachhaltiges Bauen.
Der Regierungsbezirk Oberpfalz im Osten Bayerns ist bekannt für seine vielfältige Landschaft, die von Wäldern, Hügeln und Flüssen geprägt ist, sowie für viele historische Städte und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Mit der Förderung und Entwicklung der ländlichen Gebiete befasst sich der Verband für Ländliche Entwicklung (VLE) Oberpfalz. So unterstützt dieser beispielsweise die Umstrukturierung landwirtschaftlicher Flächen, um deren Bewirtschaftung und die lokale Infrastruktur zu verbessern. Auch die Dorferneuerung wird vom VLE gefördert, um die Lebensqualität in den Gemeinden zu verbessern. Während das Amt für Ländliche Entwicklung als staatliche Behörde für die Umsetzung staatlicher Programme zur ländlichen Entwicklung zuständig ist, konzentriert sich der Verband auf die Interessen und die Unterstützung seiner Mitglieder. Beide arbeiten jedoch eng zusammen – zukünftig soll dies auch örtlich gegeben sein. So wird das neue Gebäude des Verbands in direkter Nachbarschaft zum Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz errichtet. Mit einem Investitionsvolumen von 2,5 Millionen Euro entsteht in diesem Kontext ein kompaktes und wirtschaftliches Dienstgebäude mit 15 Büroarbeitsplätzen. Der Umzug von Regensburg nach Tirschenreuth soll nicht nur organisatorische Vorteile bringen, sondern auch neue Arbeitsplätze in die Region verlagern.
Der historischen Baukultur verpflichtet
Realisiert wird ein Kubus mit Lichthof. Er verfügt über eine Grundfläche von 19 mal 19 Meter und umfasst zwei Geschosse. Brückner & Brückner Architekten lehnen ihren Zugang zum nachhaltigen Bauen an die historische Baukultur der nördlichen Oberpfalz an. Für die vertikalen Bauteile entwarfen die Architekten eine intelligente Kombination aus 49 Zentimeter starken, wärmedämmenden Außenwänden aus mit Holzfasern gefüllten Hochlochziegeln und massiven, nicht wärmegedämmten Ziegeln. Letztere werden aus kalt verpresstem Ziegelrezyklat hergestellt. Die Ziegeloberflächen werden im Innenraum nur geschlämmt; verputzt wird lediglich die Außenfassade. Horizontal kommen Holz-Lehm-Massivdecken zum Einsatz. Zusammen mit den rational dimensionierten Fensteröffnungen minimiert die hohe Masse der Bauteile den Energiebedarf. So ist in dem Bürogebäude keine aktive Kühlung vorgesehen. Sogar auf außenliegende Verschattungselemente konnte verzichtet werden.
Vergossener Lehm in Holz
Die in dem Projekt verbauten Lehm-Holz-Massivdecken von Leipfinger-Bader sind angelehnt an die historische Stakendecke. Die feingliedrige Tragstruktur besteht aus Holz. In diese wird ein speziell entwickeltes Massivlehmgemisch mit einer Rohdichte von 2 200 Kilogramm pro Kubikmeter gegossen. Es erzeugt Raumabschluss, Brandschutz, Schallschutz und thermische Masse. Zeit- und kostenintensives Stampfen entfällt. Die bis zu 7,5 Meter langen Holzelemente werden manuell zusammengefügt, bei Leipfinger-Bader mit Lehm vergossen und als Fertigteile auf die Baustelle geliefert. Diese Decken bieten hervorragende Schall- und Brandschutzeigenschaften und sind vollständig recycelbar.
Kalt verpresst und ökologisch verfüllt
Mit dem Kaltziegel von Leipfinger-Bader wurde für die tragenden Innenwände ein besonders ressourcenschonendes Produkt gewählt. Denn er besteht zu weiten Teilen aus rezykliertem Ziegelschleifstaub. Dieser Ziegel wird isostatisch gepresst und anschließend ohne Energieeinsatz luftgetrocknet. Dadurch entsteht ein leistungsfähiges Produkt mit hoher Rohdichte und Druckfestigkeit. Mit dieser Rohdichte von 2 kg/dm³ trägt er zur Stabilität und Langlebigkeit des Bauwerks bei. Seine Druckfestigkeitsklasse 10 und die charakteristische Druckfestigkeit von fk=4,4 N/mm² gewährleisten, dass der Kaltziegel selbst hohen Belastungen standhält und somit ideal für tragende Innenwände geeignet ist. Darüber hinaus erfüllt der Kaltziegel Schallschutzanforderungen, sodass er zu einem ruhigen Arbeitsumfeld beiträgt. Der Kaltziegel bietet eine nachhaltige Lösung für den Bau, da er sowohl ökologisch als auch ökonomisch vorteilhaft ist. Er eignet sich damit für den Einsatz in Projekten wie dem Neubau des VLE Oberpfalz, die auf eine hohe Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz abzielen. In den Außenwänden kommt mit dem Unipor WS08 Silvacor ein mit Holzfasern gefüllter Hochlochziegel zum Einsatz, der ebenfalls dem hohen Anspruch des Bauprojektes an Nachhaltigkeit gerecht wird. Die sortenreinen Nadelholzfasern erzeugen eine hohe Dämmwirkung, tragen zum Wärmeschutz bei und überzeugen als CO2-neutrale Füllung hinsichtlich der Ökobilanzierung. Mit seiner geringen Wärmeleitfähigkeit von 0,08 W/(mK) trägt der Hochlochziegel zu niedrigen Gesamtenergiebedarf des Gebäudes bei.
Zukunftsweisende Materialien
Die Verwendung der Lehm-Holz-Massivdecke sowie die eingesetzten Wandbaustoffe im neuen Gebäude des Verbands für Ländliche Entwicklung unterstreichen das Engagement für nachhaltiges Bauen. Die gewählten Materialien reduzieren den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes erheblich und tragen zu einer langen Lebensdauer bei. Die Kombination der modernen Materialien macht das Gebäude zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Das neue Verbandsgebäude in Tirschenreuth ist damit ein Paradebeispiel für zukunftsweisendes Bauen im ländlichen Raum.