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Naturbaustoff 29.10.2020, 14:07 Uhr

Ein Haus aus Stroh

Das Haus von Kai Klotzbach im Landkreis Sigmaringen soll so regional und ökologisch wie möglich sein. Die Baustoffe, mit denen er baut sind: Stroh, Holz und Lehm.

Gut verdeckt hinter der vorgehängten hinterlüfteten Fassade verbirgt die Dämmung aus Stroh. Foto: Kai Klotzbach

Gut verdeckt hinter der vorgehängten hinterlüfteten Fassade verbirgt die Dämmung aus Stroh.

Foto: Kai Klotzbach

Holz, Stroh und Lehm sind bewährte Baumaterialen. Mit ihnen können ökologische Bauten entstehen. Bereits 900 und 1.500 strohgedämmte Häuser gibt es in Deutschland. Das hat der Fachverband Strohballenbau Deutschland geschätzt. Ein weiteres kommt im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg hinzu. Hier baut Kai Klotzbach zusammen mit seiner Familie ein Haus, das möglichst aus ökologischen Materialien besteht. Die Naturbaustoffe verknüpft er mit moderner Solartechnik für eine ökologische Wärme- und Stromversorgung. So gelingt ihm ein Wohnhaus mit Komfort aus Stroh. Auf 187 Quadratmeter Wohnfläche entsteht ein KfW-Effizienzhaus-Standard 40 für sechs Personen.

Stroh in der Wand

Neben den ökologischen Baustoffen soll vieles auch regional sein. Daher hat sich Familie Klotzbach für die Fenster, Haustür und Außenjalousien für die Schreinerei gegenüber vom Grundstück entschieden. Der benachbarte Landwirt liefert die Strohballen für die Dämmung. „Wenn wir das Dämmmaterial vor Ort bekommen können, ist das perfekt“, so Klotzbach. Da Stroh mittlerweile als standardisierter Baustoff zählt, musste Klotzbach das Stroh zertifizieren lassen. Hierzu hat er eine Palette mit sechs Strohballen eingeschickt. Mit dem zertifizierten Stroh konnte dann die Familie die Holzständer-Elemente befüllen. Rund 1.100 Strohballen haben sie in die Elemente für Wände, Dach und Bodenplatte gepresst. Der gesamte Wandaufbau sieht so aus: Unbehandelte Douglasie bildet die Außenhaut der hinterlüfteten Fassade. Dahinter kommen die Holzständer-Elemente mit einer sechs Zentimeter starken Weichfaserplatte und der 36 Zentimeter starken Lage Strohballen. Innen werden die Strohballen von Lehmputz bedeckt. Diese Schicht ist fünf Zentimeter stark. Da das Stroh auch die Bodenplatte ausfüllt, sollte hier der Kontakt zum Erdreich vermieden werden. Dies wird dadurch erreicht, indem das Haus auf erhöhten Einzelfundamenten steht.

Ökologische Stromerzeugung

Zwei Lagen Stroh kamen für die Dämmung des Daches zum Einsatz. Dadurch ist die Dachdämmung insgesamt 72 Zentimeter dick. Zum Norden hin ist das Dach mit Ziegeln gedeckt. Die Südseite ist die Sonnenseite. Hier kommen die Photovoltaik-Module aufs Dach. Sie bringen eine Spitzenleistung von insgesamt 11,2 Kilowattpeak. Den gewonnenen Strom nutzt die Familie zur Selbstversorgung. Er wird in die Haushaltsgeräte und die Haustechnik fließen. Damit der erzeugte Strom, der am Tag nicht verbraucht wird, für den Abend oder die Nacht zwischengespeichert werden kann, nutzt Klotzbach die Möglichkeit eines Photovoltaik-Akku-Systems mit 8,3 kWh Speicherkapazität. Der errechnete Autarkiegrad liegt bei knapp 72 Prozent. Das Energiekonzept umfasst auch Solarkollektoren. Die Entwickler des Konzeptes um Thomas Hartmann, Geschäftsführer von Hartmann Energietechnik aus Rottenburg-Oberndorf, haben die Südfassade für die Installation der Solarkollektoren empfohlen. Auf zwei Felder, neben den Fenstern wurden daher die Kollektorflächen mit jeweils 15 Quadratmetern aufgestellt. Um ein Maximum an Solarwärme, auch im Winter, zu erzeugen, sind die Kollektoren senkrecht angeordnet. Etwa 55 Prozent ihres Wärmebedarfs für die Raumheizung und das warme Wasser können Klotzbachs mit der Solarthermie-Anlage decken. Im Technikraum im Erdgeschoss steht der Wärmespeicher, der fast 4.000 Liter Wasser umfasst. „Es ist ein gut gedämmtes Gebäude und die Fassadenkollektoren brauchen keinen größeren Speicher“, erklärt Thomas Hartmann. Der verbleibende Wärmebedarf wird mit einem Holzvergaserofen gedeckt. Noch in diesem Jahr will Familie Klotzbach einziehen und ihr regionales und ökologisches Strohballenhaus nutzen.

Kompakt die Daten zum Strohballenhaus:

  • Einfamilienhaus in Holzständerbauweise mit KfW-Effizienzhaus-Standard 40
  • Standort: Landkreis Sigmaringen, Baden-Württemberg
  • 187 m² Wohnfläche
  • Dämmung Außenwände, Dach und Bodenplatten: Stroh
  • Energieversorgung: Sonnenhaus-Konzept

Aufbau Außenwände (von außen nach innen):

  • Sägeraue Douglasien-Schalung, Hinterlüftung, 6 cm Weichfaserplatte, 36 cm Strohballen, 5 cm Lehmputz. Wandstärke: insgesamt knapp 59 cm

Dach:

  • 2 Lagen Strohballen (72 cm), 3-Schicht-Platten von innen, darauf die Sparren

Fenster:

  • dreifach verglaste Holzfenster

Wärmeversorgung:

  • 2 x 15 m² Solarkollektoren an der Südfassade, 4.000 Liter Pufferspeicher von Jenni Energietechnik
  • Solarer Deckungsgrad: 55 Prozent
  • Nachheizung mit Holzvergaserofen mit 22 kW wasserseitiger Leistung und 5 kW luftseitiger Leistung
  • Stromversorgung:
  • Indach-Photovoltaikanlage mit 11,2 Kilowatt (kW) Leistung
  • Stromspeicher mit 8,3 kWh Speicherkapazität
  • Autarkiegrad: 71,8 Prozent

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