Holzbau und Massivbau stehen im Vergleich
In Wolfurt wurden zwei Häuser gebaut, die von außen gleich aussehen, das Baumaterial sich aber grundlegend unterscheidet. Eins entstand als Holzbau, das andere als Massivbau. Der Bau der Häuser zeigt, wo die Potenziale der einzelnen Bauarten liegen.
Das Generalunternehmen Rhomberg Bau hat in Wolfurt ein innovatives Projekt gestartet. Erstmals wurden zwei identische Wohnhäuser in unterschiedlichen Bauweisen errichtet. In Konkurrenz traten der Holzbau und der Massivbau. Jetzt wurden die ersten Ergebnisse des Bauprojekts sichtbar. Die Untersuchungen haben festgestellt, dass der Holzbau großes Potenzial hat. Beim Massivbau haben die Planer erkannt, dass dort Potenziale in den Faktoren Zeit und Kosten stecken.
Schon beim Spatenstich 2018 standen die Ziele fest. Die Verantwortlichen wollten feststellen, welche Unterschiede es bei der Baudauer, der Lärm- und Staubentwicklung sowie der Baustellenlogistik und der Energieeffizient zwischen Holzbau und Massivbau gibt. „Die Erkenntnisse aus dem Vergleich sollen dazu beitragen, zukünftig die besten Materialien und Bauweisen für qualitativ hochwertigen, ökologischen und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum zu wählen”, erklärte Christian Jauk von Rhomberg Bau. Die bisherigen Daten zeigen, dass, egal welcher Baustoff eingesetzt wird, die Bauwirtschaft großes Potenzial hat.
Der Massivbau ist bei den Baukosten günstiger
Vergleicht man die Baukosten der unterschiedlichen Bauweisen, dann hat der Massivbau leichte Vorteile. Bereits die Kalkulation für zweigeschossige Gebäude zeigte, dass sich der Holzbau mit einer Holzfassade um 0,6 Prozent vom Massivbau mit einem Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) unterscheidet. Steigt die Anzahl der Geschosse, dann wird der Unterschied zwischen Holzbau und Massivbau noch größer. Dies liegt unter anderem daran, dass die Wandstärken der tragenden Wände wachsen und die Anforderungen an den Brandschutz höher werden. Jauk relativiert hier die Ergebnisse, in dem er zu bedenken gibt, dass, wenn der Massivbau statt mit WDVS mit einer Holzfassade ausgeführt werden würde, sich die Preise angleichen.
Der Holzhybrid kann schneller gebaut werden
Aus städtebaulichen Gründen musste der Holzbau in Wolfurt ein Stockwerk höher gebaut werden. Damit die Berechnung der Bauzeit trotzdem vergleichbar ist, wurde diese entsprechend angepasst. Das Ergebnis zeigt Vorteile für den Holzbau. „Besonders der hohe Vorfertigungsgrad, die weitgehend trockene Bauweise sowie die sehr kurze wetterabhängige Phase, gaben hier den Ausschlag”, erklärt Jauk. Der Abschlussbericht zeigt, dass der Holzbau eine bis zu 60 Prozent schnellere Bauzeit ermöglicht. Durch die verkürzte Bauzeit ergeben sich weitere positive Folgen: Der Kunde kann das Gebäude schneller übernehmen und nutzen, Baustellengemeinkosten und Vorhaltezeiten reduzieren sich und die Vorfertigung ermöglicht eine geringere Anzahl an Transporten zu der Baustelle.
Detailplanung verbessert Bauqualität
Der Massivbau ist im Vergleich eigentlich die Bauweise mit weniger Fehlern. Die Gründe liegen darin, dass der Holzbau oft komplexe Details beinhaltet, anfällig für Feuchtigkeit ist und viele Arbeiten mit einer bereits fertigen Oberfläche stattfinden. Doch in diesen Punkten konnte der Holzbau in den letzten Jahren bei der Bauqualität aufholen. Bei dieser Bauweise wird meist detailliert geplant, um Fehler im Vorfeld zu erkennen und zu vermeiden. Die Weiterentwicklung der Holzbauweise und die Sensibilisierung zu diesem Thema haben dazu geführt, dass eindeutige Qualitätsvorteile entstanden sind.
Der Holzbau erhält die höchste Förderung
Die Gesamtökobilanz der Baustoffe ist für ein Niedrigenergiehaus bedeutend. Bei den drei untersuchten Faktoren Globales Erwärmungspotenzial, Primärenergie, nicht erneuerbar und Ökoindex zeigte die Holzbauvariante ein großeres Einsparpotenzial. Die Einsparung zwischen Holz- und Massivbau wird beim Globalen Erwärmungspotenzial deutlich. Dieser liegt bei 375 t CO2equ und entspricht den CO2-Emissionen für Heizung und Warmwasser des Gebäudes über 90 Jahre.
Der Ökoindex des Holzbaus in Wolfurt erhält von der Vorarlberger Wohnbauförderung die höchste Förderstufe. Um den tatsächlichen Energieverbrauch der Gebäude zu messen und zu vergleichen laufen vom Energieinstitut jetzt erst die Untersuchungen nach dem Beginn der Nutzung richtig an.
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