Kohlendioxidabscheide- und -verflüssigungsanlage geplant
Unter dem Namen „Capture-to-Use“ (Cap2U) haben die Unternehmen Heidelberg Materials und Linde ein Joint Venture zum Bau und Betrieb einer Kohlendioxidabscheide- und -verflüssigungsanlage im Zementwerk Lengfurt gegründet. Die Anlage wird durch Linde Engineering geplant und gebaut und soll Ende 2025 in Betrieb gehen. Als Beispiel für ein ganzheitliches Baustoffrecycling wurde R-Beton für die Bodenplatten verwendet.
Unter dem Namen „Capture-to-Use“ (Cap2U) haben die Unternehmen Heidelberg Materials und Linde ein Joint Venture zum Bau und Betrieb einer Kohlendioxid-Abscheidungs- und -Verflüssigungsanlage gegründet, die derzeit auf dem Gelände des Zementwerks Lengfurt entsteht. Die Anlage wird von Linde Engineering geplant und gebaut. Pro Jahr sollen hier rund 70 000 Tonnen CO2 abgeschieden und aufbereitet werden. Auf Basis einer speziell für Rauchgase entwickelten Aminwäsche wird das Kohlendioxid direkt aus einem Teil des Abgasstroms des Zementklinkerofens abgetrennt. Anlagen zur Reinigung und Verflüssigung, Tanks zur Zwischenspeicherung des Produkts sowie Verladeeinrichtungen gehören ebenfalls zum Projektumfang.
Absorptionskolonne geliefert und aufgestellt
Im November 2024 wurden die ersten großen Anlagenteile errichtet. Bereits Mitte August wurden drei wichtige Kolonnen, die zum Herzstück der Kohlendioxidabscheide- und -verflüssigungsanlage zählen, per Schiff nach Lengfurt geliefert. In den folgenden Wochen wurden sie zunächst mit allen Anbauteilen wie Plattformen, Steigleitern, Rohrleitungen und Isolierung komplettiert, bis sie schließlich zum Aufstellen bereit waren. Besonders spektakulär war der Kranhub für die größte Kolonne: Die 54 Meter lange und 100 Tonnen schwere Absorbtionskolonne wurde per Schwerlast-Kran auf dem Werksgelände aufgestellt und punktgenau eingepasst.
Bodenplatten aus R-Beton – regionale Kooperation mit der Reithelshöfer Gruppe
Die Bodenplatten für die Anlage wurden mit rund 1000 Kubikmeter R-Beton gegossen. Ermöglicht wurde dies durch eine Kooperation zwischen Heidelberg Materials Mineralik und der Reithelshöfer Gruppe, die das Werk von Heidelberg Materials Beton mit der entsprechenden Menge an rezyklierter Gesteinskörnung versorgen konnte. Insgesamt liegt die CO2-Reduzierung in den Betonsorten für die Bodenplatten bei fast 60 Prozent.
Start der Anlage für 2025 geplant
Die neue Anlage in Lengfurt soll 2025 in Betrieb gehen und ermöglicht erstmals die Weiterverwertung des abgeschiedenen CO2 aus der Zementproduktion als Rohstoff für industrielle Anwendungen. Das aufbereitete Gas kann dank seiner Reinheit sowohl in der Chemie- als auch in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden, beispielsweise als Kohlensäure in Mineralwasser. Für die Umsetzung des Projekts in Lengfurt werden neben den Investitionen des Joint Ventures auch Fördermittel aus dem Förderprogramm „Dekarbonisierung in der Industrie“ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) bereitgestellt.