Mauerwerksbau: Zu einfach und profan für Ingenieure?
Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt fordert Prof. Eric Brehm in einer Zwischenbilanz als DAfM-Vorstandsvorsitzender eine bessere Vermittlung von Techniken der Ausführung und korrekten Planung von Mauerwerksbauteilen.
Vor zwei Jahren übernahm Prof. Dr.-Ing. Eric Brehm den Vorstandsvorsitz im Deutschen Ausschuss für Mauerwerk e.V. (DAfM). Der Bauingenieur lehrt Stahlbeton- und Mauerwerksbau an der Hochschule Karlsruhe und ist als Beratender Ingenieur in der Praxis tätig.
Weiterentwicklung des Mauerwerksbaus behindert
In einer Zwischenbilanz seiner Tätigkeit beklagt er die mangelnde Unterstützung in der Ausbildung: „Unser Problem ist, dass Mauerwerk als Bauweise einfach zu etabliert ist und unter Ingenieuren schlichtweg als zu einfach und zu profan angesehen wird“, sagt Prof. Brehm in einem vom DAfM verbreiteten Interview. „Vieles wird an den Hochschulen nicht mehr gelehrt, weil die Mauerwerksweise aufgrund ihrer sehr langen Historie quasi selbstverständlich geworden ist.“
Dabei sei Mauerwerk im Wohnungsbau nach wie vor die dominierende Wandbauweise und ein High-Tech-Produkt, das kosteneffizient und nachhaltig ist. „Bei objektiver Betrachtung ist Mauerwerk als Wandbaustoff im Wohnungsbau eigentlich unschlagbar“, so der DAfM-Vorsitzende.
Techniken der Ausführung und korrekten Planung kommen zu kurz
„Es fehlt in der Hochschulausbildung auch die Vermittlung von Techniken der Ausführung und korrekten Planung von Mauerwerksbauteilen“, kritisiert Prof. Brehm. „Wir brauchen verpflichtende Baukonstruktionsvorlesungen, in denen Mauerwerk wieder explizit auftaucht, und das nicht nur bei den Bauingenieur-, sondern insbesondere auch in den Architekturstudiengängen.“
Robotik im Mauerwerksbau
Als besonderes Thema seines wissenschaftlichen Engagements sieht Prof. Brehm den Einsatz von Robotik im Mauerwerksbau. „Die Robotertechnik hat besondere Relevanz, weil ja die gesamte Industrie massiv unter dem Mangel an Maurern und Handwerkern leidet. Insgesamt bearbeiten wir in unserem ZIM-Netzwerk inzwischen bereits acht verschiedene Vorhaben.“
Dabei stelle die Initiierung und Beteiligung an Netzwerken des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) aus Sicht seines Vorsitzenden einen Meilenstein für den DAfM dar. Andere Fortschritte auf dem Weg, den Ausschuss sichtbarer zu machen, seien die digitale Fortbildungsreihe „Feierabendseminar“ und die Einführung eines Hochschulpreises , für den „erfreulich viele Einreichungen zu verzeichnen waren. Ich freue mich schon auf die Preisverleihung im Herbst“, so Prof. Brehm.
Die Rolle des DAfM
Den DAfM, dessen Mitglieder derzeit vor allem die Themen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität bewegen, sieht der Vorstandsvorsitzende an einer Schlüsselposition: „Wir haben Richtlinienkompetenz und sprechen direkt mit der Bauaufsicht.“ Und wenn im Moment bestimmte Bauweisen politisch favorisiert werden, „sind wir zudem auch eine Instanz, die die Mittel zur exakten, technischen Argumentation für die Mauerwerksbauweise vorlegen kann. Außer dem DAfM gibt es schlichtweg keine übergeordnete Organisation, die solche Beiträge leisten und solche Diskurse mit echter Expertise begleiten kann.“
Speziell mit Blick auf die Nachhaltigkeit wird derzeit ein Ausschuss für Sanierung im Bestand vorbereitet, in dem dann auch Themen wie die bauphysikalische Ertüchtigung oder Möglichkeiten zur Nachverdichtung mit Mauerwerk behandelt werden.
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