600.000-Kubikmeter-Abbruch: Digitalisierungsopfer digital vermarktet
Deutschlands größter Abbruchbagger macht in Nürnberg einem Opfer der Digitalisierung den Garaus. Ironie der Geschichte: Dank einer digitalen Schüttgutplattform lassen sich die kostbaren Reste an Stahl und Abbruchmaterialien auch über die Grenzen des süddeutschen Raums hinaus vermarkten.
Sie galt einst als größte Druckerei Europas: An der Breslauer Straße in Nürnberg wurden Jahr für Jahr millionenfach Kataloge für Quelle, Otto oder Ikea gedruckt. Aber auch die Anlage in Nürnberg wurde wie viele andere Druckereien in Deutschland Opfer der Digitalisierung. Im April letzten Jahres endete der Betrieb. Nun schafft die Hagedorn Unternehmensgruppe Platz für ein neues Schulzentrum und ein modernes Gewerbegebiet, die auf der rund 100.000 Quadratmeter großen Fläche entstehen sollen.
Dreistöckige Maschinen mit 600 Tonnen
Für das Hagedorn-Team ist es das bisher größte Abbruchprojekt des Jahres. Denn nicht nur die Historie des Druckerei-Komplexes ist mächtig, auch die Tiefdruckmaschinen sind wahre Giganten. Jede Maschine – bestehend aus Stahl, technischen Kleinteilen und Druckfarbe – ist 600 Tonnen schwer und 18 Meter lang, ausgestreckt über drei Stockwerke. Dazu drei Meter breite Papierbahnen, die über hunderte von Umlenkrollen millimetergenau geführt wurden. Massive, 18 Zentimeter dicke Stahlplatten, zahllose Leitungen, riesige Abscheider für die Lösemittelrückgewinnung und die mächtigen Fundamente stellen das Hagedorn-Team beim Abbruch vor besondere Herausforderungen.
600.000 Kubikmeter umbauter Raum
„Ein Gelände wie in Nürnberg bauen wir nicht alle Tage zurück. Bei solchen Dimensionen – 600.000 Kubikmeter umbauter Raum – brauchen wir nicht nur unsere leistungsstärksten Maschinen wie Deutschlands größtem Abbruchbagger, den KMC 1600. Nur mit gut durchdachter Planung schaffen wir innerhalb kurzer Zeit einen neuen Standort mit Zukunft“, sagt Hagedorn-Projektleiter Sebastian Watermann.
Am Ende des gewaltigen Abbruchs bleiben voraussichtlich 180.000 Tonnen Recyclingmaterial übrig, die dem Stoffstrommanagement zugeführt werden müssen. Dank der digitalen Schüttgutplattform Schüttflix (ein Start-up der Baubranche, das zur Hagedorn Unternehmensgruppe gehört) werden die kostbaren Reste an Stahl und Abbruchmaterialien auch über die Grenzen des süddeutschen Raums hinaus vermarktet.
Noch bis zum Jahreswechsel geht es auf der aktuell größten Baustelle weiter. Dann soll auf der 100.000 Quadratmeter großen Fläche wieder Leben einkehren: Zum einen – dank der Nähe zur TU Nürnberg – als Hightech-Gewerbepark, zum anderen als Bildungsstandort für ein modernes Schulzentrum. Schon im kommenden Sommer kann der Bau beginnen.