Asbestgefahr in verbreiteten Baumaterialien bannen
Eine tückische Bedrohung stellt Asbest auch heute noch in unscheinbaren Materialien dar. Denn der krebserregende Stoff ist in rund 75 Prozent aller Gebäude verarbeitet, die vor Oktober 1993 gebaut oder saniert wurden. Eine neue Richtlinie gibt praxisnahe Hilfestellung bei der Bearbeitung solcher Materialien.
Eine Wellasbest-Dacheindeckung ist leicht erkennbar. Weit verbreitet sind nach Angaben der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (GBG) allerdings nach wie vor nicht auf den ersten Blick als asbesthaltig identifizierbare Materialien wie Bodenbeläge, Fliesenkleber, Putze und Spachtelmassen, die dennoch Asbestfasern enthalten können. Bei der Bearbeitung solcher Materialien durch Schleifen, Bohren oder Abstemmen werden Asbestfasern freigesetzt und entfalten ihr toxisches Potenzial.
Die Folgen dieser „versteckten“ Gefahr können für die handelnden Personen gesundheitlich dramatisch sein. Der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zufolge gab es im Jahr 2020 in Deutschland über 1500 Todesfälle durch asbestbedingte Berufskrankheiten. Nicht betrachtet wird hier die wohl noch viel größere Dunkelziffer von Menschen, die an gesundheitlichen Folgen von Asbestkontakt leiden. Die EU-Kommission geht davon aus, dass jährlich etwa 88.000 Menschen and den Folgen von Kontakt mit Asbest versterben.
Praxisorientierte VDI-Richtlinie
Die nun als Weißdruck erschienene Richtlinie VDI 6202 Blatt 3 „Schadstoffbelastete bauliche und technische Anlagen – Asbest – Erkundung und Bewertung“ beschreibt die Untersuchung auf typische asbestverdächtige Materialien und gibt an, welche Aussagesicherheiten der Erkundung zu Asbestvorkommen unter bestimmten Bedingungen erzielt werden können.
Sie ist nach Angaben des VDI GBG weltweit die erste Norm, in der die Probenanzahl von schadstoffverdächtigen Baumaterialien abgeleitet wird. Sie gibt damit dem Gutachter ein praxisorientiertes Werkzeug an die Hand, um transparent und nachvollziehbar eine Erkundung durchzuführen und dokumentieren zu können.
Kürzlich erschienen
Herausgeber der Richtlinie ist die VDI GBG. Die im September 2021 erschienene Richtlinie ersetzt den Entwurf von Oktober 2019, kostet 97,40 Euro und kann online bestellt werden. VDI-Mitglieder erhalten 10 Prozent Preisvorteil auf alle VDI-Richtlinien. VDI-Richtlinien können in vielen öffentlichen Auslegestellen kostenfrei eingesehen werden.
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