Bauer forciert Digitalisierung der Baustelle – und hofft auf Bauma-Innovationspreis
Gerade hat die Firmengruppe einen Digital-Anbieter übernommen und die Zusammenarbeit mit einem Start-up vereinbart. Nun richtet sich der Blick auf die in Kürze in München beginnende Messe Bauma, denn das Schrobenhausener Unternehmen hat es mit seinem Augmented-Reality-Trainingssystem „Next Level Operator“ beim Innovationspreis in die Runde der Finalisten geschafft.
Die Bauer AG hat die gesamten Anteile an der Fielddata.io GmbH erworben. Das bedeutet, dass sämtliche digitalen Lösungen, die der Software-Anbieter für den Spezialtiefbau entwickelt, künftig exklusiv für die Kunden der Bauer Maschinen GmbH sowie für die Bauer Spezialtiefbau GmbH zur Verfügung stehen.
Fielddata stellt Software zur Verfügung, mit deren Unterstützung sich heterogene Geräteflotten managen und bestmöglich in den Arbeitsablauf integrieren lassen. Dazu gehören offene Schnittstellen, unter anderem die erst kürzlich verabschiedete „MiC 4.0“ API des Arbeitskreises Machines in Construction.
Bereits seit 2019 bestand zwischen der Fielddata.io und Bauer ein Kooperationsvertrag, um gemeinsam digitale Spezialtiefbau-Lösungen zu entwickeln. Diese Verzahnung wird nun noch enger. Die Kolleginnen und Kollegen der Fielddata.io GmbH werden dabei vollständig integriert mit den Bauer-Kollegen zusammenarbeiten.
„Es freut uns sehr, dass unser bisheriger Kooperationspartner Bauer nun auch als alleiniger Anteilseigner das weitere Wachstum der Firma begleitet“, so Fielddata-Geschäftsführer Jochen Maurer.
Dr. Rüdiger Kaub, Geschäftsführer der Bauer Maschinen GmbH, erwartet, dass die Kunden im Spezialtiefbau von den Vorteilen profitieren. „Das Gesamtpaket aus Maschinen und Technologien für Datenanalysen und Qualitätsdokumentationen sorgt für einen reibungslosen digitalen Workflow“, bekräftigt er.
Kooperation mit Start-up zum Abbau von Datensilos
Erst kürzlich hatten die Bauer Spezialtiefbau GmbH und die Abaut GmbH haben eine Kooperation vereinbart. „Wir freuen uns sehr darüber, denn Bauer Spezialtiefbau ist eines der innovativsten Unternehmen mit weltweiten Referenzen für die Baubranche“, so Sebastian Kaluza, Geschäftsführer des Contech-Start-ups Abaut GmbH aus München, das Software im SaaS-Modell (Software as a Service) anbietet. Und Florian Bauer, der im Vorstand der Bauer AG unter anderem das Ressort Digitalisierung verantwortet, bekräftigt: „Mit Abaut haben wir einen Partner gefunden, der uns tatkräftig bei der Digitalisierung unserer Baustellen nach vorne bringt.“
Flut der heterogenen Datenströme bändigen und nutzen
Die Bauindustrie sehe sich wachsenden Datenströmen gegenüber, die auf Baustellen in der Ausführungsphase generiert werden, so Bauer. In diesen Datenströmen schlummere ein enormes Potenzial, doch meist handle es sich um unterschiedliche Datenformate. Diese zu bündeln, zu kombinieren und im Anschluss zu analysieren stellt eine große Herausforderung dar. So kommt es oft zur Bildung von Datensilos, die zum Verlust von wertvollen Informationen und Erkenntnissen über den Bauprozess führen.
Die Kooperation zwischen Abaut und Bauer Spezialtiefbau zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem mithilfe der Abaut-Plattform unterschiedliche Datenformate erhoben, kombiniert und analysiert werden, um daraus einen digitalen Zwilling der Bohr- und anderer Baustellenprozesse zu erstellen.
Bilderkennung zur Anomalie-Erkennung mithilfe von Lean Construction
„Für uns ist vor allem die Prozess- oder Zustandserkennung durch Bilderkennung interessant“, so Marcus Daubner, Leiter Digitalisierung in der Bauer Spezialtiefbau GmbH. „Die hier generierten Prozessdaten ergänzen unser Portfolio sehr sinnvoll.“
Nach den Prinzipien von Lean Construction könne mithilfe der digitalisierten Prozesse die Auswirkungen jeder Anomalie nun auch in Bezug auf das Gesamtbild visualisiert werden. Damit lasse sich in Zukunft nicht nur die Effizienz einzelner Prozesse, sondern auch der gesamten Baustelle stetig optimieren.
Mehr Sicherheit mit Augmented Reality (AR)
Gerätefahrer gut auszubilden erhöht die Sicherheit auf Baustellen. Doch Ereignisse wie die Corona-Pandemie haben gezeigt, dass es nicht immer möglich ist, Gerätefahrertrainings in Präsenz abzuhalten. Auch das Thema Nachhaltigkeit und die Frage, welche Dienstreisen vermeidbar sind, spielen eine immer wichtigere Rolle. Aus diesen Gründen hat die Bauer Training Center GmbH zusammen mit der Usaneers GmbH die Anwendung „Next Level Operator“ entwickelt.
„Die Trainingslösung wurde für Spezialtiefbaugeräte konzipiert, ist aber problemlos auf andere Baustellenbereiche und Geräte anwendbar“, erläutert Jerobeam Rückert, Geschäftsführer der Bauer Training Center GmbH. Für das Baugewerbe gibt es zwei Trainingsoptionen, die jeweils eine stabile Internet-Verbindung sowie die Augmented-Reality-Brille (AR-Brille) mit entsprechender Software voraussetzen.
Wer bekommt die AR-Brille?
- Bei Option 1 trägt der zu Schulende die AR-Brille, der Trainier ist von einem beliebigen Ort auf der Welt zugeschaltet und führt live durch die Anwendung. Der zu Schulende findet so einen Arbeitsplatz unter realen Bedingungen vor, erhält dabei aber die notwendige Unterstützung zur Bewältigung der Aufgabe sowie die dazu nötige Theorie. Das Sichtfeld der Brille wird in eine Web-Applikation übertragen und ermöglicht dem Trainer so eine standortunabhängige Interaktion per Video und Audio. Die vielfältigen Tools der AR-Anwendung ermöglichen es unter anderem Objekte in der Arbeitsumgebung hervorzuheben, Bilder, Videos oder technische Unterlagen in das Sichtfeld einzublenden oder auch gemeinsam am geteilten Bildschirm zu arbeiten. Der zu Schulende hat dabei die ganze Zeit die Hände frei, um die geforderten Tätigkeiten auszuführen.
- Bei Option 2 trägt der Trainer die Brille und ist am Gerät oder auf der Baustelle. Der zu Schulende verfolgt das Geschehen aus der Ferne. Diese Option ist besonders für Gruppen geeignet, da mehrere Teilnehmer das Training von ihrem eigenen Endgerät oder gemeinsam im Ausbildungszentrum verfolgen können.
Vier Vorteile für Schulung mittels Augmented Reality
Generell bietet diese digitale Trainingslösung nach Angaben von Bauer zahlreiche Vorteile:
- Erstens einen enormen Zugewinn an Sicherheit auf der Baustelle durch regelmäßige Schulungen.
- Zweitens eine bessere Ausschöpfung der technischen Möglichkeiten des Gerätes und damit verbunden eine effizientere Arbeitsweise. Dies gehe einher mit geringeren Ausfallzeiten, denn durch die besseren Maschinenkenntnisse können Schäden vermieden werden.
- Drittens könne das Training individuell auf den Wissenstand des einzelnen Gerätefahrers angepasst werden.
- Und schließlich müsse der Trainer nicht vor Ort sein. Gerade bei einer Vielzahl von Baustellen kann er dadurch weitaus mehr Kollegen betreuen. Das spart allen Parteien Reisekosten und schont die Umwelt.
„Das Next Level Operator Training eröffnet uns und unseren Kunden ganz neue Möglichkeiten bei der Fort- und Weiterbildung“, so Jerobeam Rückert. „Wir sind stolz darauf, dass wir es mit dieser zukunftsträchtigen Technologie beim diesjährigen Bauma-Innovationspreis in die Runde der Finalisten geschafft haben.“
Empfehlung der Redaktion – das könnte Sie auch interessieren:
- Nichts mehr verpassen: Hier geht‘s zur Newsletter-Anmeldung
- Aktuelle Beiträge aus der Branche
- Wichtige Abkürzungen aus der Baubranche
- Hochleistungsbohrgerät: Auf dem Weg zur dieselfreien und leisen Baustelle
- Urban Mining: Zweites Leben für Baumaterialien und Baustoffe
- Altlastensanierung: Injizierte Bakterien beseitigen Schadstoffe bis in 27 Meter Tiefe
- Geländemodell: Erleichtere Bodensanierung durch Drohnenflug