Betonfertigteile bieten Lösungen
Der komplette Bauprozess beim Bauen mit Beton ist das Thema der Ulmer Betontage. Im Fokus sind dabei die vorgefertigten Betonbauteile.
Die Ulmer Betontage gehen mit den Forschungsinstituten, Herstellern, Zulieferern, Tragwerksplanenden, Architektinnen und Architekten und ausführenden Unternehmen der Bauwirtschaft in den Dialog. Ziel ist es die Betonbauweise deutlich nachhaltiger zu machen, mit leichten Konstruktionen und ressourcenschonendem Materialeinsatz. Zudem ist Dr. Ulrich Lotz, Geschäftsführer der FBF Betondienst GmbH und Veranstalter der Ulmer Betontage, davon überzeugt, dass die Branche mit modernen vorgefertigten Betonbauteilen die langfristig nachhaltigste Bauweise überhaupt stellen.
Klimawandel und CO2-Debatte beim Betonbau
Beton ist noch immer der meistverwendete Baustoff weltweit. Doch sieben Prozent des CO2-Ausstoßes auf der Erde entstehen bei der Produktion des benötigten Zements. Daher ist die wichtigste Aufgabe der Zement- und Betonindustrie Techniken zu entwickeln, um die CO2-Emissionen zu senken. Lotz betont, dass die Bauwirtschaft eine große Verantwortung für die Zukunft trägt und sie die Veränderungen aktiv gestalten kann und wird.
Betonfertigteile im Fokus
Die Kernzielgruppe des Kongresses sind weiterhin die Hersteller von vorgefertigten Betonbauteilen. Im Jahr 2022 hat die deutsche Betonfertigteilindustrie einen Umsatz von über acht Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entspricht einem Zuwachs von knapp zehn Prozent. Doch die Umsatzsteigerung ist größtenteils preisgetrieben, da die Produktionsmenge rückläufig war. Einen weiteren Dämpfer erwartet die Branche für dieses Jahr, durch die getrübte Baukonjunktur. Gründe sind die Preiserhöhungen bei Baumaterialien und Energie, die hohen Bauzinsen sowie der Kaufkraftverlust. Gerechnet wird in der Branche mit einem Umsatzrückgang für 2023 um fünf Prozent.
Einbruch im Wohnungsbau
Im vergangenen Jahr stiegen die Auftragseingänge nominal um 4,8 Prozent (real –9,7 Prozent). Dabei machten sich im Wohnungsbau steigende Kreditzinsen und die hohen Baukosten bemerkbar. Dies verunsicherte viele Bauwillige oder sie konnten sich das Bauen einfach nicht mehr leisten. Daher waren die Ordereingänge rückläufig mit –3,9 Prozent. Dieses machte sich auch bei der Herstellung von Betonbauteilen für den Wohnungsbau bemerkbar. Die Umsätze von großformatigen Wandbauteilen stiegen um fünf Prozent, die Menge ging jedoch um ein Prozent zurück. Bei der Herstellung von großformatigen Deckentafeln konnte ein Zuwachs von 20 Prozent in der Menge und 21 Prozent im Nettowarenwert verzeichnet werden.
Rückhalt im Wirtschaftsbau
Der Wirtschaftsbau und die öffentliche Hand waren für die Baubranche eine Stütze. Nominal legten die Auftragseingänge beim Wirtschaftsbau um 6,3 Prozent zu. Dabei stiegen die Aufträge im Bereich des Tiefbaus um 16,5 Prozent. Beim Hochbau ist dagegen ein Rückgang von einem Prozent zu verzeichnen. Für die Hersteller von konstruktiven Fertigteilen, die typische Bauteile für den Gewerbe- und Industriebau wie Balken, Stützen und Binder produzieren, bedeutet dies eine Umsatzsteigerung von 19 Prozent, die Menge erhöhte sich allerdings nur um vier Prozent.
Investitionen der öffentlichen Hand
Im Jahr 2022 war die öffentliche Hand bereit zu investieren. So stiegen die Aufträge im öffentlichen Bau um 9,2 Prozent. Der öffentliche Hochbau verzeichnete dabei einen Zuwachs von 4,8 Prozent. Beim Straßenbau lag das Plus bei acht Prozent und beim Tiefbau bei 13,1 Prozent. Die Hersteller von Entwässerungsbauteilen wie Rohre und Schächte aus Beton konnten davon nicht profitieren. Ihr Umsatz stieg um neun Prozent, doch die Menge reduziert sich um 1 Prozent.
Umsatzrückgänge für 2023 erwartet
Die Betonfertigteilindustrie rechnet für das laufende Jahr mit einem Einbruch der Baukonjunktur und einen Umsatzrückgang von insgesamt fünf Prozent. Gründe hierfür sind hauptsächlich im Wohnungsbau zu suchen. Stark bemerkbar machen sich die Folgen der fast vollständigen Streichung der Neubauförderungen im letzten Jahr. Diese führten zu Auftragsstornierungen. Durch die steigenden Kreditzinsen und die hohen Baupreise rechnet die Branche mit weiteren Nachfragerückgängen, insbesondere in Einfamilien- und Zweifamilienhausbau. Im ersten Quartal 2023 sind die Baugenehmigungen, die ein guter Indikator für die künftige Auftragslage sind, rückläufig. Zudem nahm der Auftragsbestand in diesem Zeitraum ebenfalls ab (–10,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sieht es beim Wirtschaftsbau mit 4,1 Prozent und beim öffentlichen Bau mit 7,8 Prozent besser aus.
Forderungen der Baufertigteilbranche
Es wird immer deutlicher, dass das Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr immer weiter in die Ferne rückt. Die Branche merkt aber an, dass mit vorgefertigten Betonbauteilen schnell und qualitativ hochwertiger Wohnraum geschaffen werden kann. Daher fordern sie weitere Investitionsanreize und weniger kostentreibende Vorschriften, die das Bauen insgesamt teurer machen.
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