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Wohn- und Gemeinschaftsprojekt 09.12.2024, 00:00 Uhr

Collegium Academicum gewinnt Nachhaltigkeitspreis

Das Wohn- und Gemeinschaftsprojekt Collegium Academicum in Heidelberg wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur ausgezeichnet. Mit ihrer Wahl würdigt die Jury neben der architektonischen Qualität des selbstverwalteten Projektes auch die Eigeninitiative einer Gruppe junger Menschen. Entstanden ist ein zukunftsfähiges Areal, in dem die Gemeinschaft nachhaltig gestärkt wird.

Die Ostfassade des Collegium Academicum in Heidelberg. Bild: Thilo Ross

Die Ostfassade des Collegium Academicum in Heidelberg. Bild: Thilo Ross

„Das Collegium Academicum ist ein Paradebeispiel dafür, wie gemeinschaftliches Planen, Bauen und Leben funktionieren kann“, sagt Prof. Amandus Samsøe Sattler, DGNB Präsident und Vorsitzender der Jury. „Die Eigeninitiative einer jungen Generation und das auf allen Ebenen gelungene Ergebnis stimmt zuversichtlich, dass es uns als Gesellschaft gelingen kann, unsere ureigenen Bedürfnisse in einer sowohl gleichberechtigten als auch nachhaltigen Gemeinschaft zusammen mit anderen zu erfüllen.“

Ein Zeichen für gemeinschaftliches Bauen

Als Reaktion auf fehlenden bezahlbaren Wohnraum und aus dem Bedürfnis heraus, ökologisch vertretbar zu leben, wurde das Projekt Collegium Academicum von einer Gruppe junger Aktivistinnen und Aktivisten ins Leben gerufen. Umgesetzt wurde es im Zuge der Internationalen Bauausstellung in Heidelberg in einem partizipativen Entwurfs- und Bauprozess. Heute bildet das Collegium Academicum das größte selbstverwaltete und selbstfinanzierte Wohn- und Gemeinschaftsprojekt für Menschen in der Ausbildung in Deutschland.

Klimaanpassung versteht sich von selbst

Auf der Konversionsfläche eines ehemaligen US-Militärhospitals fungiert das aus zwei sanierten Bestandsbauten und einem Neubau bestehende Areal als Entrée für ein aktuell entstehendes Quartier. Gleichzeitig spielt es eine Schlüsselrolle bei der Wiederbelebung des für lange Zeit brachliegenden Stadtteils Rohrbach. Die Jury sieht das Projekt als Vorbild für eine sozial gerechte und gesellschaftsbildende Nachbarschaft inklusive der Umsetzung aller Parameter des nachhaltigen Bauens, der Nachnutzung und einer klimaangepassten Architektur.

Gemeinschaftsflächen machen suffiziente Individualräume möglich

Der im Zuge des Projektes von DGJ Architektur entworfene Holzneubau vereint im Sinne der Suffizienz flexibles und flächensparendes Wohnen, Leben und Lernen, ohne dabei auf Qualität zu verzichten. Neben Wohnraum bietet das Collegium Academicum unterschiedliche Gemeinschaftsflächen wie eine Aula für Veranstaltungen, Werkstätten, Seminar- und Arbeitsräume. Innerhalb der 46 Wohngemeinschaften verändern die Bewohnerinnen und Bewohner dank flexibler Trennwände ihre Individualfläche zwischen sieben und 14 Quadratmetern eigenständig, wodurch der gemeinschaftlich genutzte Bereich je Wohnung entsprechend größer oder kleiner wird.

Sozial gerechte Transformation bei allen drei Finalisten spürbar

Neben dem Collegium Academicum in Heidelberg standen das integrative Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbund e.V. in Dresden vom Büro Alexander Poetzsch Architekturen und die Erweiterung Werk II der Firma elobau in Leutkirch im Allgäu vom Büro f64 Architekten und Stadtplaner in der Endauswahl. Bei allen drei Projekten ist es den Beteiligten gelungen, über eine grundsätzlich nachhaltige Bauweise hinaus auch die soziale Komponente beim Bauen einzubeziehen und ganz unterschiedliche Orte für die Gemeinschaft zu schaffen.

Eine hochkarätige Jury

Alle Einreichungen wurden von einer Fachjury bewertet, die auch in diesem Jahr wieder mit einem breit aufgestellten Kreis an anerkannten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Bauen und Gesellschaft besetzt war. Bei der diesjährigen Jury mit dabei waren Heike Gruner, Geschäftsstelle Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“, Martin Haas, haas.cook.zemmrich – STUDIO 2050, Prof. Thorsten Helbig, knippershelbig, Prof. Maren Kohaus, Technische Hochschule Rosenheim, sustainable architecture, Reiner Nagel, Bundesstiftung Baukultur, Gabriele Pfründer, Gebäudemanagement Schleswig-Holstein, Prof. Matthias Rudolph, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Prof. Amandus Samsøe Sattler, ensømble studio architektur Berlin, Frank Schönert, Hütten & Paläste sowie Ralph Wölffing-Seelig, Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen bdla, Landesverband Baden-Württemberg e.V..

Ein Preis, der Debatten entfacht

v.l.n.r.:DGNB Präsident Prof. Amandus Samsøe Sattler, Frederik Ehling, Partner DGJ Architektur, Dr. Franziska Meier, Geschäftsführerin der Collegium Academicum GmbH und Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. Bild: Dariusz Misztal

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur wurde zum zwölften Mal gemeinsam von der DGNB und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis vergeben. Die Preisverleihung fand am 29. November 2024 im Rahmen des 17. Deutschen Nachhaltigkeitstags in Düsseldorf statt.

Die Auszeichnung wird unterstützt durch die Bundesarchitektenkammer, den Bund Deutscher Architektinnen und Architekten, die Bundesstiftung Baukultur sowie Caparol. Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB: „Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wurde in diesem Jahr durch einen parallel zur Veranstaltung veröffentlichten Artikel begleitet, der die Seriosität des Preises in Frage stellt. Mindestens mit Blick auf unseren gemeinsam vergebenen Architekturpreis möchten wir die Anschuldigungen entschieden zurückweisen. Der DNP Architektur ist in seiner Methodik über viele Jahre etabliert und genießt zurecht eine hohe Reputation. Viele wertvolle Debatten konnten in den letzten Jahren mit dem Wettbewerb angestoßen werden.“ Weitere Informationen und die Jurybegründungen zu den nominierten Projekten gibt es unter www.dgnb.de/dnp-architektur und www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/architektur.

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Von Von DGNB / Melanie Schulz