Die Highlights der Bauma-Woche – und fast eine halbe Million Besucher
Ein Andrang fast wie zu Vor-Corona-Zeiten und interessante Exponate sowie Neuheiten prägten das Bilder der Bauma 2022.
Die Bauma war vom 24. bis 30. Oktober in München Treffpunkt vieler Menschen aus der Bauwirtschaft, die sich nicht nur darüber freuten, dass das Großereignis mit vielen Kontakten im dritten Corona-Jahr durchgeführt werden konnte, sondern auch eine Reihe von Neuheiten bestaunen konnten. Über einige Trends der Baumaschinen-Messe und die Preisträger sowie Nominierten des Innovationswettbewerbs haben wir bereits berichtet.
Hier eine Reihe weiterer Neuheiten der Messe und – ein aktueller Nachtrag zu dieser Meldung – die Besucherzahlen, die die Messe München am letzten Veranstaltungstag wenige Stunden vor Ende der Messe bekanntgab (siehe Kasten ganz unten):
Neuartige Deckenschalung und Schritt in Richtung Automatisierung
Doka stelle eine neue Systemfamilie im Bereich Deckenschalung vor, bestehend aus den sich ergänzenden Teilen DokaXdek-Tisch, DokaXdek-Element und DokaXdek-I-Rahmen. Das neuartige Deckensystem kann sowohl als Einzelsystem angewandt werden als auch in Kombination. Mit reduzierten Bauteilgewichten von unter 15 Kilogramm verringere der DokaXdek-I-Rahmen die körperliche Belastung des Baustellenpersonals enorm.
Weitere Erleichterung kann der Schalungsroboter DokaXbot bringen, mit dem sich Decken in Höhen von bis zu 5,2 Meter erreichen lassen. Er arbeitet allerdings (noch) nicht autonom, sondern wird von einem Bediener an der richtigen Stelle vorpositioniert, die DokaXdek-Elemente sowie die DokaXdek-I-Rahmen werden dann semi-automatisch in die eingestellte Höhe gehoben und eingelegt.
Beton drucken statt Mörtel
Auf der Messe wurde bei Concrefy, das wie Doka zur Umdasch-Gruppe gehört, Strukturbeton aus lokalen Rohstoffen mit einer Korngröße von 10 Millimeter hergestellt und gedruckt. Man sei das erste Unternehmen, das weltweit, das wirklich Beton (und nicht nur Mörtel) drucke, erklärte Wolfgang Litzlbauer, Vorstandsvorsitzender der Umdasch Group. Erklärtes Ziel des Unternehmens ist es, bis 2040 CO2-neutral zu arbeiten, „damit wir in Zukunft eine Existenzberechtigung haben“, wie Litzlbauer am Abend des ersten Messetages bei einer Presseveranstaltung betonte.
Beheizbare Schalungen und Betonmonitoring für den Einsatz nachhaltiger Zemente
Um mit neuartigen, nachhaltigeren Betonen gute Ergebnisse erzielen zu können, werden ebenfalls Anstrengungen unternommen. Denn solche Betone enthalten weniger Zement oder andere Zementsorten mit weniger Zementklinker, der für die Frühfestigkeit verantwortlich ist. Daher härten sie langsamer aus und gelten in der Praxis als „sensiblere“ Betone, die nicht nur teurer sind, sondern aufgrund des ungewohnten Verhaltens schon zu Unfällen geführt haben.
Zur praktischen Unterstützung von Kunden im Umgang mit solchen Betonen verfolgt Doka derzeit hauptsächlich zwei Wege: einerseits die Entwicklung eines Betonmonitoring-Systems, das den Betonzustand aus einer Temperaturmessung ableitet und den richtigen Zeitpunkt zum Weiterarbeiten signalisiert, andererseits die Beschleunigung der Aushärtung, wie Werner Wenighofer erläuterte, Leiter Business Development der Concremote Doka Group, einer divisionsübergreifenden Arbeitsgruppe der Umdasch Gruppe.
Wenn also nicht genug Zeit zum Abwarten zur Verfügung steht, beschleunigt das Erhöhen der Temperatur die Aushärtung. Dafür könnte der Einsatz einer sanft und „intelligent“ (eben nur nach Bedarf) beheizten Schalung den Einsatz von CO2-reduzierten Betonen unterstützen. Die durch den Extra-Strombedarf emittierte CO2-Menge erreiche dabei einen kleinen Teil der Menge, die sich durch Verwendung nachhaltigerer Zemente einsparen lasse, betonte Wenighofer auf Basis erster Untersuchungsergebnisse.
Schalungen für schnellen Baufortschritt
VarioMax heißt das neue Unterstützungssystem für Filigrandecken von Meva, das die zum Aufbauen benötigte Zeit im Vergleich zum Aufbau mit H20-Trägern halbieren kann, wie sich Erstanwender Michael Weißinger zitieren ließ, der Geschäftsführer des Karl Weißinger Baugeschäfts in Bad Teinach-Zavelstein. So dauerte es zu dritt gerade einmal 70 Minuten, um die Deckenunterstützung eines Einfamilienhauses in Bad Liebenzell mit einer Gesamtfläche von 160 Quadratmeter aufzubauen – komplett, inklusive des Abladens vom Lieferwagen und des Nivellierens.
Die neue EuMax-Pro-Stütze ist nach Angaben des Unternehmens auf alle firmeneigenen Deckensysteme abgestimmt. Der gekröpfte G-Haken und nummerierte Löchern im Innenrohr vereinfachen die Einstellung. Die leichte Handschalung AluFix eigne sich mithilfe der neuen absenkbaren Evo-Stützenköpfe nun auch als Deckenschalung, nicht mehr nur für den Fundament- und GaLa-Bau sowie das Bauen im Bestand.
Leicht-, Hand- und Wandschalung sowie bessere Arbeitssicherheit
Paschal zeigte die Leichtschalung NeoR als Weiterentwicklung der Universalschalung Raster/GE. Die NeoR sei die leichtere und zugleich stabilere Handschalung mit einfachem Handling, die aufgrund neuer Erweiterungen noch vielseitigere Anwendungen ermöglichen. Die Logo.pro-Wandschalung mit einseitiger Ankertechnik ist jetzt auch in der Elementhöhe 340 Zentimeter für ein noch schnelleres Schalen von großen Höhen verfügbar. Darüber hinaus erhöhen zahlreiche Anschlussmöglichkeiten für das Seitenschutzsystem Secuset die Arbeitssicherheit auf der Baustelle.
Echtzeitdaten von der Spundwand
ArcelorMittal stellte auf der Bauma seine erste „intelligente“ Spundwand „SmartSheetPile“ vor, die Daten in Echtzeit liefert und damit das Aufdecken potenzieller Schwachstellen in der baulichen Nutzung in einem möglichst frühen Stadium unterstützen soll. Bei dieser Technologie sammeln Sensoren, die in die Spundwand eingebaut sind, hochwertige und präzise Daten, die analysiert und für fundierte Entscheidungen genutzt werden können. Relevante Informationen über den strukturellen Zustand der Spundwand, zum Beispiel über Korrosion, Verformung oder Neigung, können auf Online-Überwachungs-Dashboards angezeigt oder sogar in den digitalen Zwilling der Anlage eingespeist werden.
Der SmartSheetPile sei in der Lage, unfall- oder witterungsbedingte Schäden zu erkennen und im Katastrophenfall Alarm zu schlagen. So könnte zum Beispiel eine drohende Überschwemmung verhindert werden. Die gesammelten Daten sollen auch weitere Erkenntnisse für Konstrukteure liefern, die wiederum in die Entwicklung neuer optimierter Konstruktionsmodelle einfließen können.
Grüner Stahl aus dem Saarland
Für die saarländische Stahlindustrie, die sich zu den Pariser Klimazielen bekennt, ist die Herstellung von grünem Stahl und die dazu erforderliche Transformation der Produktion das aktuell wichtigste Großprojekt. Der ambitionierte Fahrplan sieht vor, dass ab 2027 erster grüner Stahl im Saarland hergestellt wird, wie bei Dillinger anlässlich der Bauma betont wurde.
Dafür wird in den nächsten fünf Jahren neben der mittelfristig zu ersetzenden Hochofen-Route eine neue Produktionsroute mit Direkt-Reduktionsanlage zur Herstellung von Eisenschwamm und Elektro-Lichtbogenöfen zur Stahlherstellung aufgebaut, so das in Dillingen/Saar beheimatete Unternehmen. Ziel der Transformation der saarländischen Stahlindustrie sei es, weiterhin die hochwertigen Grobbleche und Langprodukte, allerdings CO2-neutral produziert, im bisher bekannten Umfang anzubieten.
Weitere Firmen-Neuheiten
Mit einer neuen RTG-Gerätegeneration hat die Terra Infrastructure GmbH – ehemals Thyssenkrupp Infrastructure GmbH – ihren Mietpark im Bereich der Sparte Maschinentechnik erweitert. Es handelt sich um die Teleskopmäklergeräte RG 14 T und RG 16 T auf BS-55-Trägern, mit denen Spundwandprofile oder Rohre mit einer Rammgutlänge von 14 und 16 Metern in den Baugrund einvibriert werden können. Die neue Baureihe wurde von der RTG Rammtechnik GmbH entwickelt, einem 100-prozentigem Tochterunternehmen der Bauer-Maschinen-Gruppe.
Erstmals im Programm hat das Unternehmen nun auch Vinyl-Spundwände als Alternative zu Stahlspundwänden und Holz. Weiterhin wurden die Baggeranbauvibrationsrammen der HFB-Serie einem Facelifting unterzogen.
Zum ersten Mal am Bauma-Stand der Beumer Group war die FAM präsent, da das Unternehmen aus Magdeburg seit Mai zur Beumer gehört. Die FAM plant, konstruiert und fertigt schlüsselfertige Anlagen und Systeme für die Gewinnung, Förderung, Verladung und Lagerung von Mineralien, Rohstoffen und Gütern.
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