Digitalisierungsindex in Baubranche steigt nur langsam
Die Baubranche liegt laut einer Studie über die Digitalisierung im deutschen Mittelstand weiterhin unter dem Durchschnitt aller Branchen. Obwohl es sie gibt, kennen 44 Prozent der Unternehmen keine Fördermöglichkeiten. Wenn überhaupt, dann investieren Unternehmen der Baubranche vor allem in Security, Kommunikation und Produktivität.
Hohe Investitionen in den Neubau von Wohnungen und steigende Preise für Bauleistungen brachten die Baubranche vergleichsweise gut durch das zweite Pandemie-Jahr. Beim Thema Digitalisierung gehört das Baugewerbe allerdings zu den Nachzüglern im deutschen Mittelstand: Nach Stagnation im Vorjahr stieg der Digitalisierungsindex der Baubranche 2021 auf 53 von 100 möglichen Punkten, bleibt also unter dem branchenübergreifenden Durchschnitt, der bei 59 Punkten liegt. Zu diesem Ergebnis kommt die repräsentative Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2021/2022“, die die Deutsche Telekom und das Analystenhaus Techconsult bereits zum sechsten Mal durchführten.
21 Prozent der Unternehmen in der Baubranche wollen nun auf mehr Digitaltechnik setzen
Nachdem die Unternehmen im Baugewerbe 2020 vergleichsweise wenig in IT-Sicherheit und Datenschutz investierten, wollen 21 Prozent diesen Bereich jetzt ausbauen. Auch die Kundenkommunikation sowie Produktivität im Unternehmen sollen digitaler werden. Beispielsweise mit Onlineshop-Lösungen, mobilem Endgerätemanagement oder Messenger-Diensten.
„Im Vergleich zu anderen Sektoren des deutschen Mittelstands ist die wirtschaftliche Entwicklung der Baubranche stabil. Jedes dritte Unternehmen konnte 2021 seinen Umsatz steigern“, sagt Thomas Spreitzer, verantwortlich für den Geschäftskundenvertrieb bei der Telekom Deutschland. „Im Hinblick auf die Digitalisierung ist der Sektor allerdings noch nicht so stark wie andere Branchen, obwohl es zahlreiche Möglichkeiten über Tracking der Baustellenfahrzeuge bis zur Überwachung der Baustellen gibt.“ Laut der Befragung planen allerdings 93 Prozent der Unternehmen, auch in Zukunft in ihre digitale Transformation zu investieren.
Digitalisierung ermöglicht effektive Zusammenarbeit
Die Bauunternehmen nutzen digitale Technologien vor allem, um Bauprojekte effektiver zu gestalten oder planen dies in den kommenden 12 Monaten. Vor allem erfassen und verarbeiten die Betriebe ihre Auftragsdaten digital (36 Prozent). Für einen besseren Überblick über alle Prozesse auf der Baustelle setzt knapp ein Drittel (31 Prozent) digitale Bautagebücher ein.
Die Unternehmen nutzen außerdem digitale Lösungen, um Diebstahl rechtzeitig zu erkennen, aber auch um Geräte auf der Baustelle schneller zu finden. Je 20 Prozent verwenden Diebstahlsoftware für ihr Equipment und orten Baumaschinen und -geräte.
Für einen verbesserten Kundenservice wollen die Bauunternehmen in Zukunft in Online-Bestell- und Reservierungssysteme sowie Online-Shop-Lösungen investieren (22 Prozent). Egal ob aus dem Homeoffice, auf Geschäftsreise oder direkt auf der Baustelle: Um standortunabhängig arbeiten zu können, nutzen bereits oder planen 42 Prozent der Bauunternehmen Messenger-Dienste und Videokonferenz-Software einzuführen.
Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle
Für 71 Prozent der mittelständischen Bauunternehmen spielt Nachhaltigkeit bereits eine zentrale Rolle, 36 Prozent der Bauunternehmen setzen schon auf klimafreundliche Produktionsprozesse. Jedes dritte Bauunternehmen (34 Prozent) plant mithilfe von digitalen Lösungen Routen effizienter und spart so Kraftstoff. Ein Drittel (32 Prozent) achtet bereits darauf, den Energieverbrauch von Gebäuden nach geltenden Standards niedrig zu halten.
Potenzial von Fördermitteln oft ungenutzt
Um nachhaltige Projekte mithilfe digitaler Lösungen voranzutreiben, könnten die Bauunternehmen Fördermittel nutzen. Bund, Länder und Kommunen bieten eine große Bandbreite an Fördermöglichkeiten. Allerdings nutzen dieses Angebot bisher lediglich 21 Prozent der Bauunternehmen. 44 Prozent kennen die Fördermöglichkeiten nicht. Rund einem Drittel (35 Prozent) sind sie bekannt, die Betriebe nutzen sie aber nicht: Sie wünschen sich mehr Transparenz und externe Unterstützung, um das passende Programm zu finden und zu beantragen (29 Prozent).
Zur Befragung
Der „Digitalisierungsindex 2021/22“ fragt den Grad der Digitalisierung von mehr als 2000 Mittelständlern in Deutschland ab. Die analysierten Handlungsfelder: Beziehung zu Kunden, Produktivität im Unternehmen, digitale Geschäftsmodelle sowie IT-Sicherheit und Datenschutz. Maximal möglich ist ein Indexwert von 100 Punkten über alle Kriterien hinweg. Die Befragung lief von August bis September 2021.