Exklusiv-Video: Zielkonflikte im Bau angehen, Bestand besser nutzen
Bei der Web-Paneldiskussion „Baubranche 2023 – quo vadis“ benannten Schüßler-Plan-Geschäftsführerin Christina Zimmermann, „Deutschland baut!“-Vorstand Michael Halstenberg und der VDI-Fachbeirats-Vorsitzende Dr. Ulrich Klotz aktuelle Zielkonflikte, denen sich die Bauwirtschaft derzeit ausgesetzt sieht, und diskutierten teils unkonventionelle Lösungsstrategien.
Der Bedarf nach Bauleistungen ist ungebrochen. Die Auftragsbestände sind aktuell sehr gut. Neue Bauprojekte schreiben sich vermehrt Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf die Fahnen. Und trotzdem ist es die Baubranche, die für 50 Prozent der deutschlandweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist.
Vor diesem Hintergrund diskutierten auf Einladung der Fachzeitschrift Bauingenieur am 1. Februar 2023 unter dem Motto „Baubranche 2023 – quo vadis“ Fachleute der Branche in eine Online-Veranstaltung.
Technische Ansätze für weniger Kohlendioxidausstoß
Insgesamt diagnostizierten die Gäste in der Web-Paneldiskussion einige Zielkonflikte in der Baubranche, beispielsweise den, dass durch energetische Sanierung CO2 eingespart wird, durch den Zubau von Gebäuden und Infrastruktur aber wieder große Mengen des Treibhausgases entstehen, sodass man netto praktisch nicht von der Stelle kommt.
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Obwohl moderne, technische Lösungen in vielen Bereichen vorhanden sind, entstehen, so Dr. Ulrich Klotz, Assoziierter Partner und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Smoltczyk & Partner GmbH und Vorsitzender des VDI-Fachbeirats Bautechnik, 60 Prozent der CO2-Emissionen allein durch Transporte im Tiefbaubereich. Es gibt sehr wohl verschiedene Leuchtturmprojekte mit interessanten Ansätzen zum Thema Recycling, jedoch werden diese Konzepte in Deutschland nicht in der Breite angewendet.
Bestandsgebäude länger nutzen
Christina Zimmermann, M.Sc., Geschäftsführende Gesellschafterin von Schüßler-Plan, würde sich wünschen, dass Bestandsgebäude nicht etwa wegen veränderter Anforderungen sofort abgerissen, sondern länger genutzt werden. Dies könnte sich positiv auf die CO2-Bilanz auswirken.
Abfallrecht kollidiert mit Produktnutzung
Auch Michael Halstenberg, Leiter des Verbands- und Kooperationsmanagements Bau bei der VHV Allgemeine Versicherung und Mitglied des Vorstands Deutschland Baut! e. V., Berlin, möchte die Ressourcen bei Abbruch gerne im Kreislauf erhalten. Gerade bei Gebäuden sollte der Abriss, sofern möglich, verboten werden. Denn Abfallvermeidung wird im Abfallrecht geregelt, obwohl die Vermeidung von Abfall gerade dazu führt, dass ein Produkt im Stoffkreislauf gehalten werden kann, dass aber bürokratisch aufwendig wieder in die Produktwelt und das Produktrecht zurückgeholt werden muss. Er schlägt moderne Verwertungskonzepte vor, insbesondere auch bei der Sanierung von Bestandsgebäuden, die am Ende den Planern mehr Spielraum bieten.
Schnellere und übergreifende Genehmigungsverfahren als Voraussetzung
Das Schweizer Modell als Vorbild wurde in der Web-Paneldiskussion der Fachzeitschrift Bauingenieur beim Thema Recycling und Stoffströme genannt, um den Wirtschaftsstandort Deutschland auch langfristig zu sichern. Die Schweiz hat eine Mindestgrenze bei der Recyclingquote. In Deutschland hingegen gelten Höchstgrenzen.
Die Teilnehmenden waren sich außerdem einig, dass neue Ideen flächendeckend zum Einsatz kommen müssen, nicht nur bei Pilotprojekten. Und es braucht vor allem schnellere und übergreifende Genehmigungsverfahren, so der Tenor der Online-Veranstaltung der Fachzeitschrift Bauingenieur. Innovationen, wie BIM oder das modulare Bauen, sind bereits erfolgreich in der Anwendung. Trotzdem braucht es, auch hier waren sich alle einig, ganz konkrete Botschaften seitens der Politik.
Folien und das Exklusiv-Video in voller Länge
Die während der Veranstaltung präsentierten Folien finden Sie hier:
Wer den spannenden Web-Talk mit den Bau-Experten verpasst hat, kann ihn sich im Fenster unten in voller Länge ansehen (aus Datenschutzgründen müssen Sie die „Inhalte freischalten“, da das Video auf der Youtube-Plattform liegt):
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