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14.10.2024, 00:00 Uhr

Finalisten stehen fest

Diese drei Projekte haben es beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur ins Finale geschafft: das Collegium Academicum in Heidelberg, das integrative Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes in Dresden und die Erweiterung des Werks II der Firma elobau in Leutkirch im Allgäu. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) vergibt den Preis gemeinsam mit der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis. Am 29. November werden die Auslober das Gewinnerprojekt in Düsseldorf bekannt geben.

Einmal im Jahr verleiht die DGNB den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, drei Projekte haben es in die engere Auswahl geschafft. Foto: DGNB

Einmal im Jahr verleiht die DGNB den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, drei Projekte haben es in die engere Auswahl geschafft.

Foto: DGNB

Nachhaltigkeitspreis Architektur

„Die drei Finalisten beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur zeigen, wie eine sozial gerechte Transformation in der Architektur funktionieren kann“, sagt Prof. Amandus Samsøe Sattler, DGNB Präsident und Vorsitzender der Jury. „Neben der Notwendigkeit, Vorhandenes zu nutzen, den Bestand zu erhalten und regional zu denken, kommt dem Menschen in seinem sozialen Umfeld gerade in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels eine besondere Bedeutung zu. Unsere Finalisten haben das für unterschiedliche Bauaufgaben gemeistert und wegweisende Orte für die Gemeinschaft geschaffen.“

Gemeinschaft: Collegium Academicum in Heidelberg

Das Collegium Academicum ist im Zuge der Internationalen Bauausstellung in Heidelberg entstanden. Es stellt hierzulande das größte selbstverwaltete und selbstfinanzierte Wohn- und Gemeinschaftsprojekt für Menschen in der Ausbildung dar. Das Wohnprojekt umfasst zwei sanierte Bestandsbauten und einen Neubau. Diese sollen als Entrée für ein neu entstehendes Viertel auf der Konversionsfläche eines ehemaligen US-Militärhospitals fungieren. Gleichzeitig soll es dabei helfen, den für lange Zeit brachliegenden Stadtteil Rohrbach wiederzubeleben. Die Jury sieht das Projekt als Vorbild für eine gesellschaftsbildende Nachbarschaft. Außerdem seien alle Parameter des nachhaltigen Bauens, der Nachnutzung und einer klimaangepassten Architektur umgesetzt worden.

Flexibel und flächensparend

Insbesondere der von DGJ Architektur entworfene Holzneubau vereint flexibles und flächensparendes Wohnen, ohne dabei auf Qualität zu verzichten. Neben Wohnraum beinhaltet das Collegium Academicum unterschiedliche Gemeinschaftsflächen wie eine Aula für jegliche Art von Veranstaltungen, Werkstätten, Seminar- und Arbeitsräume. Innerhalb der 46 Wohngemeinschaften verändern die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Individualfläche zwischen sieben und 14 Quadratmetern eigenständig, wodurch der gemeinschaftlich genutzte Bereich je Wohnung entsprechend größer oder kleiner wird.

Miteinander: Integratives Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes in Dresden

In Dresden wurde eine brachliegende Industriefläche zum integrativen Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbund e.V. umgenutzt. In den Augen der Jury hat das ortsansässige Büro Alexander Poetzsch Architekturen einen respektvollen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz gefunden, um das alte Fabrikgelände zu reaktivieren und einen lebendigen Ort des Miteinanders zu schaffen. Die vorgefundene Struktur wurde nur punktuell erweitert und in Holzständer-Bauweise aufgestockt. Dadurch bleiben die Spuren der industriellen Vergangenheit erhalten, sicht- und erlebbar.

Reaktiviert und aufgestockt

Neben dem vorbildlich nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und Fläche lernen die Nutzerinnen und Nutzer des Gebäudes ganz nebenbei dessen Geschichte zu lesen und den Wert vorhandener Bausubstanz zu schätzen. Das Familienzentrum umfasst eine Beratungsstelle, Verwaltungs- und Konferenzräume, eine therapeutische Wohngemeinschaft, einen Jugendklub, eine Werkstatt, eine kleine Bibliothek und einen Innenhof als Ort der Begegnung im Zentrum des Geschehens.

Interaktion: Erweiterung Werk II Fa. elobau in Leutkirch

Die eingeschossige Erweiterung des Werkgebäudes der Firma elobau in Leutkirch im Allgäu umfasst zwei Hallen mit Arbeitsplätzen für Produktion und Büro. Der Herausforderung, einen Industriebau sowohl nachhaltig als auch architektonisch hochwertig zu gestalten, ist das Büro f64 Architekten und Stadtplaner aus Sicht der Jury vollumfänglich begegnet. Die Ausrichtung der als Holzkonstruktion konzipierten Sheddächer ermöglicht eine blendfreie Belichtung des Innenraums mit Tageslicht. Zusammen mit der sichtbaren Holzkonstruktion entsteht im Innenraum eine hohe Aufenthaltsqualität.

Hochwertig und nachhaltig gestaltet

Die Grundrisse sind flexibel bespiel- und anpassbar. Sichtbezüge und die Schaffung gleichwertig gestalteter Arbeitsplätze für die Mitarbeitenden in Produktion und Verwaltung fördern den Austausch untereinander. Der regionale Kontext wird insbesondere durch die Lärchenholzschindeln als traditionelle Fassadenbekleidung im Allgäu hergestellt. Mit der Beauftragung vor Ort ansässiger Firmen für die Ausführung und der vorrangigen Verwendung lokaler Bauprodukte bezieht sich das Gebäude insgesamt auf die Bautradition der ländlich geprägten Gegend.

Präsentation der Finalisten auch im Livestream

Der Gewinner wird beim 17. Deutschen Nachhaltigkeitstag im Rahmen einer Abendveranstaltung am 29. November 2024 in Düsseldorf bekannt gegeben. Für alle Interessierten, die nicht vor Ort dabei sein können, besteht die Möglichkeit, die Finalisten bereits am Vormittag im Live-Stream über dnp.tv kennenzulernen. Zwischen 11:00 und 12:00 Uhr präsentieren die Beteiligten ihre Projekte dem interessierten Publikum.

Hochkarätige Jury

Alle eingereichten Projekte wurden von einer Fachjury bewertet, die durch die DGNB und die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis berufen wurde. Die Jury ist mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Bauen und Gesellschaft besetzt. Zu den Mitgliedern zählten in diesem Jahr Heike Gruner von der Geschäftsstelle Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“, Martin Haas von haas.cook.zemmrich – STUDIO 2050, Prof. Thorsten Helbig von der knippershelbig GmbH, Prof. Maren Kohaus von der Technischen Hochschule Rosenheim, sustainable architecture GmbH, Reiner Nagel von der Bundesstiftung Baukultur, Gabriele Pfründer vom Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR, Prof. Matthias Rudolph von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Prof. Amandus Samsøe Sattler vom Büo ensømble studio architektur Berlin, Frank Schönert von Hütten & Paläste sowie Ralph Wölffing-Seelig vom Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen bdla, Landesverband Baden-Württemberg e.V.. Weitere Informationen und die Jurybegründungen zu den einzelnen Projekten gibt es unter www.dgnb.de/dnp-architektur und www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/architektur.

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Von Von DGNB / Melanie Schulz