Immer weniger Aufträge auf dem Bau
Dreizehn Monate in Folge ist der Auftragseingang in der Baubranche nun im Minus und der Umsatzrückgang ist mittlerweile zweistellig. Dabei wird im Wohnungsbau am wenigsten investiert.
„Dem Bau gehen so langsam die Aufträge aus“, kommentiert Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, die aktuellen Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe und erklärt weiter: „Der aktuelle Auftragsbestand wird von den Bauunternehmen noch sukzessive abgebaut, es kommt aber immer weniger nach. Der Auftragseingang, woraus sich künftige Umsätze und Gewinne speisen, wies im April abermals einen realen Rückgang aus. Das war mittlerweile der dreizehnte Monat in Folge. Es ist somit kein Wunder, dass nun auch der Umsatz zweistellig im Minus ist.“
Auftragsrückgang im Vergleich zu 2022
Für den Monat April 2023 gibt das Statistische Bundesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Rückgang der Aufträge von real 10,3 Prozent für das Bauhauptgewerbe an. Ein realer Ordereinbruch von 16,9 Prozent ist sogar für den gesamten Zeitraum von Januar bis April ausgewiesen. Der Umsatz scheint mit nominal 2,7 Prozent noch leicht im Plus zu sein, doch aufgrund der stark gestiegenen Baumaterialien und Baupreisen ist er real um 10,8 Prozent eingebrochen. Reale 8,9 Prozent umfasst das Umsatzminus für die ersten vier Monate in 2023.
Investitionsstreik im Wohnungsbau
„Nach wie vor leidet insbesondere der Wohnungsbau unter dem kostenbedingten „Investitionsstreik“ der privaten und gewerblichen Investoren“, erläutert Müller die aktuelle Situation. Im April ist beim Wohnungsbau der Auftragseingang preisbedingt um 29,8 Prozent eingebrochen. Für die ersten vier Monate ergibt sich ein Minus von 34,6 Prozent. Durch den Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen im gleichen Zeitraum von 27,3 Prozent ist auf den Auftragseinbruch zurück zu schließen. „Die schon jetzt zu beobachtende Knappheit wird sich somit noch deutlich verstärken“, betont Müller.
Orderplus im Wirtschaftstiefbau
Im Bereich des Wirtschaftstiefbaus und der öffentlichen Hand konnte im April sowohl ein nominales als auch reales Orderplus verzeichnet werden. Im Wirtschaftstiefbau ist dieses auf Großaufträge der Bahn zurückzuführen. Doch dieses Plus kann den Einbruch beim Wohnungsbau und den Rückgang in den anderen Sparten der Baubranche nicht ausgleichen. Von Januar bis April 2023 ist über alle Bausparten ein reales Minus zu verzeichnen. Müller: „Für die nahe Zukunft der Branche ist dies keine gute Entwicklung.“ Müller könne es den Bauunternehmen nicht verdenken, dass sie auf die nächsten sechs Monate pessimistisch schauen würden. Dies spiegelt auch der ifo Konjunkturtest wider, bei dem im Mai 39 Prozent der Befragten angegeben haben, dass sie für ihre Geschäftslage eher eine ungünstige Entwicklung erwarten. Im Wohnungsbau waren es sogar 57 Prozent.
(Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des ifo Instituts sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.)
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