Initiative „Phase Nachhaltigkeit“ wächst um namhafte Büros
Mehr als 250 Architektur- und Planungsbüros engagieren sich bei der Initiative „Phase Nachhaltigkeit“. Ganz neu mit dabei sind nun Tragwerksplaner.
Zahlreiche namhafte Büros bekannten sich in der vergangenen Woche in Stuttgart als Erstunterzeichner zur Initiative „Phase Nachhaltigkeit“, die 2019 gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und der Bundesarchitektenkammer ins Leben gerufen wurde. Sie wird unterstützt vom Bund Deutscher Innenarchitekten bdia, dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) sowie ganz neu vom Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB).
„Nach nicht mal drei Jahren ist es toll zu sehen, dass für viele Büros die ‚Phase Nachhaltigkeit‘ das Thema auf eine neue Ebene gehoben hat und zur wesentlichen Leitlinie ihrer Nachhaltigkeitsstrategie geworden ist“, erklärt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB.
„Deklaration Nachhaltigkeit“ als Grundlage für Bauherrengespräche
Eine zentrale Idee der Initiative ist es, dass sich die teilnehmenden Büros dazu verpflichten, in ihren Bauherrengesprächen die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen zu forcieren. Hierbei werden sie durch die „Deklaration Nachhaltigkeit“ unterstützt. Das Dokument soll dabei helfen, Nachhaltigkeitsthemen frühzeitig im Projekt mit den Bauherren zu diskutieren und darauf aufbauend im Sinne einer ganzheitlichen Planung eine gemeinsam angestrebte Zielsetzung zu definieren. Die Inhalte der Deklaration sollen als Anregungen dienen und können bei der Ausformulierung des Planervertrags mit einfließen.
Bislang war die Deklaration Nachhaltigkeit in zwei Varianten für Architektur und Innenarchitektur verfügbar. Zum Jahrestreffen der Initiative am 25. Mai 2022 in Stuttgart wurden jetzt zwei neue Versionen für die Disziplinen Landschaftsarchitektur und Tragwerksplanung vorgestellt und den teilnehmenden Büros zur Kommentierung gegeben. Wie die bisherigen Varianten umfassen die Deklarationen auch diesmal wieder sechs Themenfelder mit bis zu vier Nachhaltigkeitszielen. Im Erstgespräch sollen Bauherren angeben, ob diese für ihr Projekt sehr wichtig, wichtig oder weniger wichtig sind.
Besondere Tragwerksplanungsaspekte
Für die Tragwerksplanung adressiert die Deklaration im Themenfeld „Suffizienz“ Aspekte wie einen möglichst geringen Flächenverbrauch oder die Planung möglichst widerstands- und entwicklungsfähiger Bauwerke. Auch das Planen jenseits der Gesetze und Normen zur Antizipation von Zukunft wird motiviert. Zudem sollten flexible Möglichkeiten zur Nachnutzung mitgedacht werden. Im Themenbereich „Klimaschutz und Klimaanpassung“ steht die Vermeidung von CO2-Emissionen über den Lebenszyklus ebenso im Fokus wie die Umsetzung einer CO2-neutralen Energieerzeugung am Bauwerk. Hinzu kommt das Vorsehen von CO2-Senken sowie das Bauen mit regional verfügbaren Materialien.
Unter „Umwelt“ werden in der Deklaration die Förderung und Sicherstellung von Biodiversität, der bewusste Umgang mit der Ressource Wasser sowie das Mikro- und Makroklima angesprochen. Motivieren will die Deklaration Nachhaltigkeit auch zu einer zirkulären Wertschöpfung: über die Wieder- und Weiterverwendung von Ressourcen, den Einsatz schadstofffreier Materialien, eine resiliente Bauweise sowie das Vorausdenken eines nachhaltigen Betriebs.
Im Themenfeld „Fokus Mensch“ will die Deklaration dazu anregen, Beteiligungsprozesse vorzusehen, Akzeptanz unter den betroffenen Personengruppen zu fördern, Abläufe und Entscheidungsprozesse offenzulegen und bei der Planung die vorhandene Infrastruktur zu berücksichtigen. Hinzu kommt das Themenfeld „Baukultur“, bei dem es unter anderem um die Schaffung von zeitlosen, zukunftsfähigen Bauwerken mit einer hohen gestalterischen Qualität geht. Auch zum Bauen im Bestand wird motiviert – über die Vermeidung von Abriss und die Beachtung des Kontextes, in dem gebaut wird.
Erstunterzeichnung von Tragwerksplanungsbüros
Das Jahrestreffen in Stuttgart nutzten zahlreiche Büros aus dem Bereich der Tragwerksplanung, um der Initiative offiziell beizutreten. Als Erstunterzeichner unterstützen sie die „Phase Nachhaltigkeit“ in ihrer Disziplin von Beginn an. Mit dabei sind folgende Büros:
- BuP. Boll Beraten und Planen Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG
- Drewes + Speth Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB
- Engelsmann Peters GmbH
- IngenieurGruppe Bauen
- Knippershelbig GmbH
- Krebs+Kiefer Ingenieure GmbH
- Schlaich Bergermann Partner
- Werner Sobek AG
- WH-P GmbH
- WSK Ingenieure Berlin GmbH
„Als Bauingenieurin freue ich mich besonders über das große Interesse aus dem Bereich der Tragwerksplaner an der Initiative“, sagt Christine Lemaitre. „Es ist ein wunderbares Zeichen dafür, dass sich Planende aller Art beim Thema Nachhaltigkeit zusammenschließen wollen, um wirklich etwas zu erreichen.“ Dies gilt auch mit Blick auf die unterstützenden Organisationen. Neben den Initiatoren der DGNB und der Bundesarchitektenkammer sowie den seit 2021 aktiven BDIA und BDA ist ab sofort auch der BDB mit dabei.
Mehrwerttabellen geplant
Im zweiten Halbjahr 2022 werden im Rahmen der Initiative eine Reihe weiterer Neuentwicklungen vorgestellt. So erarbeiten die teilnehmenden Büros derzeit unter anderem sogenannte Mehrwerttabellen. Diese sollen als Grundlage für Bauproduktehersteller dienen, um Planenden genau die Informationen zur Verfügung zu stellen, die diese für die Planung von nachhaltigen Projekten tatsächlich benötigen.
„Wir brauchen kein Marketing und Schmuckwerk, sondern transparent die richtigen Fakten zu den ganzheitlichen Aspekten der Nachhaltigkeit – so können Hersteller einen wirklichen Beitrag leisten“, sagt Lemaitre.
Kostenlose Teilnahme an der Initiative
Für interessierte Büros gibt es die Möglichkeit, sich als Unterzeichner der Initiative zu registrieren. Die Teilnahme ist kostenlos. Unterzeichner verpflichten sich lediglich dazu, die Deklaration Nachhaltigkeit im Gespräch mit Bauherren zu nutzen. Gleichzeitig erhalten sie exklusiv Zugang zu Veranstaltungen sowie zum internen Bereich der Phase Nachhaltigkeit.
Alle Informationen zur Initiative „Phase Nachhaltigkeit“ gibt es unter www.phase-nachhaltigkeit.jetzt.
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