Politisch motivierte Zerstörungswut trifft auch Baufirmen
Ein erneuter Brandanschlag auf eine Baustelle in Leipzig führt zu Forderungen nach mehr Unterstützung durch die Politik.
In der Nacht auf heute wurde erneut ein Brandanschlag auf eine Baustelle der Hentschke Bau GmbH in Leipzig-Stünz verübt. Wie das Unternehmen mitteilte, liegt der Sachschaden im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich. Beschädigt worden seien zwei Baumaschinen, die vollständig ausbrannten. Gebaut werden hier nach Angaben des Bauunternehmens Eisenbahnüberführungen zur weiträumigen Optimierung des Schienenverkehrs und des Schienennetzes in der Region.
Anschläge auf Unternehmen, die Infrastruktur aufbauen
„Wir bauen hier im Verbund mit anderen Unternehmen zivile Infrastruktur für die Menschen unseres Landes. Dieser Brandanschlag ist, wie viele weitere vorher, ein Anschlag auf die Gesellschaft insgesamt“, erklärt die Leitung des Unternehmens, das seinen Stammsitz in Bautzen hat. „Wir fordern mehr Unterstützung durch die Politik und die Sicherheitsbehörden. Es ist bereits der siebte folgenschwere Brandanschlag auf unser Unternehmen, hinzu kommen dutzende Sabotagen, Sachbeschädigungen und Übergriffe auf Mitarbeiter.“
Dass die Gewalt noch immer grassiere, sei das Ergebnis jahrelangen Wegschauens von Politik und weiten Teilen der Gesellschaft. Der Begriff „Aktivismus“ dürfe nicht länger verharmlost werden. „Was wir und andere erleben ist längst eine Form von Terror gegen Unternehmen, deren Beschäftigte und die arbeitende Mitte“, so die Stellungnahme des Unternehmens. „Es werden rücksichtlos Menschenleben und wirtschaftliche Existenzen bedroht. Was wir auf deutschen Autobahnen, in Museen und eben auch auf unseren Baustellen erleben, ist kein legitimer Protest mehr.“
Es dürfe keinerlei Toleranz gegenüber den Attentätern und gewaltbereiten Gruppen geben, lautet die Forderung von Hentschke Bau. Seit Jahren werde ermittelt, aber Erfolge blieben aus. Selbst Morddrohungen würden nicht geahndet.
Preissteigerungen verschärft
Das Unternehmen wies nicht nur darauf hin, dass die Wiederbeschaffung viele Monate dauere und teuer sei, auch die Versicherungsprämien wirken als Kostentreiber – teilweise ließen sich Baumaschinen gar nicht mehr sinnvoll versichern. Das alles komme zu den allgemeinen Preissteigerungen für Energie und Material hinzu. „Die Folgewirkungen solcher Taten sind immens und treffen am Ende alle“, so Hentschke Bau.
Im Übrigen verursachen solche Brandanschläge auch massive Umweltschäden. „Hier werden viele Schadstoffe freigesetzt, die die Natur nachhaltig belasten. Diese Art Terror zerstört weit mehr als Bagger und leblose Dinge. Es muss endlich gehandelt werden.“
Die Unternehmen insgesamt hätten es satt, Freiwild für selbsternannte Aktivisten, politische Fehlentscheidungen und falsche Toleranz gegenüber gewaltbereiten Akteuren zu sein. „Wir erwarten jetzt ein hartes Durchgreifen der öffentlichen und zivilen Institutionen und werden dies auch im Verbund mit anderen betroffenen Unternehmen einfordern. Die Gewalt gegen Unternehmen muss endlich Folgen haben“, erwartet das Unternehmen.
Prominente Baustellen in Sachsen und Mitteldeutschland
In einem Gespräch mit dem Bauingenieur ergänzte Unternehmenssprecher Falk S. Al-Omary, dass im aktuellen Fall noch kein Bekennerschreiben gefunden worden sei. Bei früheren Anschlägen gab es teilweise solche Bekennerschreiben, die auf einen linksextremen Hintergrund hindeuteten. In Sachsen kümmert sich bereits seit 2019 eine „Soko LinX“ um die Aufklärung linksextremistischer Straftaten.
Bei der Frage, warum die Anschläge zwar nicht nur, aber oft die Hentschke Bau treffen, verwies Al-Omary darauf, dass Hentschke Bau einfach sehr viele prominente Baustellen in Sachsen und Mitteldeutschland betreue und das Unternehmen deswegen ohnehin im Fokus des öffentlichen Interesses stehe. Immer wieder würden aber auch politische Motive durch die Gewalttäter vorgeschoben. So sei in einem Falle auf den Bau eines Gefängnisses verwiesen worden. Das allerdings könne keine Begründung für Gewalt sein.
Die Hentschke Bau GmbH gehört nach eigenen Angaben zu den größten Arbeitgebern in Ostsachsen und beschäftigt mehr als 700 Mitarbeiter. Sitz des Unternehmens ist Bautzen. Der geschäftsführende Gesellschafter Dipl.-Ing. Jörg Drews ist Stadtrat seiner Heimatstadt Bautzen.
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