Rund 10 Prozent realer Preisanstieg beim Bauen – Entspannung 2022?
Die Preise für den Neubau von Wohngebäuden sind gegenüber dem Vorjahr um 12,6 Prozent gestiegen – einschließlich eines Sondereffekts. Schon allein in den letzten drei Monaten stiegen die Kosten enorm. Erst für nächstes Jahr ist Besserung in Sicht.
Das Statistische Bundesamt hat Anfang Oktober die Baupreisindizes für Wohngebäude und Straßenbau veröffentlicht und dabei den stärksten Anstieg der Baupreise seit 51 Jahren ermittelt. Diese Preisentwicklung für den Neubau von Wohngebäuden im August 2021 von 12,6 Prozent binnen Jahresfrist ist das Ergebnis der stark gestiegenen Baumaterialpreise, so die Einschätzung, des Hauptgeschäftsführers des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Hinzu komme ein Basiseffekt durch die befristete Mehrwertsteuersenkung im 2. Halbjahr 2020. Denn auch ohne diesen Effekt hätte der Preisanstieg bei 9,7 Prozent gelegen, argumentiert Müller.
Auch kurzfristig starker Anstieg der Materialpreise
Doch auch im Jahr 2021 selbst ergibt sich ein starker Anstieg: Im Vergleich zu Mai dieses Jahres und somit innerhalb von nur drei Monaten seien die Preise um 3,5 Prozent gestiegen – hochgerechnet auf ein ganzes Jahr wären dies 14 Prozent. Dies sei aber nicht verwunderlich, so der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, schließlich haben die Preise der für den Bau notwendigen Materialien in kürzester Zeit aufgrund deutlich gestiegener Nachfrage bei gleichzeitiger Knappheit stark angezogen.
So habe der Erzeugerpreisindex für Bauholz im August um 120 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen – und hier sei die Mehrwertsteuer noch nicht einmal enthalten. Entsprechend sei der Preis für Zimmer- und Holzbauarbeiten im gleichen Zeitraum um 46,5 Prozent gestiegen.
Weitergabe der Kosten nur mit Stoffpreisgleitklausel
„Die Bauunternehmen können die gestiegenen Materialkosten – auch angesichts der im Vergleich zu anderen Branchen niedrigen Umsatzrendite am Bau – nicht allein schultern. Diese müssen bei neuen Projekten eingepreist werden“, so Müller. Schließlich würden die Unternehmen bei schon bestehenden Verträgen größtenteils auf den gestiegenen Kosten sitzen bleiben, sofern keine Stoffpreisgleitung vereinbart wurde.
Auch Infrastrukturbau betroffen
„Nicht nur die Holzpreise sind explodiert, auch der Preis für Betonstahl hat deutlich angezogen, und zwar um 87 Prozent“, erläuterte Müller die angespannte Situation. „Es verwundert somit nicht, dass auch der Neubaupreis für Straßenbrücken um knapp 13 Prozent gestiegen ist.“
Müller ging auch auf eine Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ein: „Angesichts dieser Preissteigerungen betrachten wir die aktuelle Prognose des DIW für Preise aller Bauleistungen von 7,1 Prozent für das Gesamtjahr 2021 als realistisch.
Die Prognose von 5,6 Prozent für 2022 erscheint uns aber deutlich zu hoch. Zum einen gehen wir davon aus, dass sich die Lieferengpässe und somit die Preissteigerungen bei Baumaterialien Anfang kommenden Jahres beruhigen werden und zum anderen wird der Basiseffekt 2022 dämpfend wirken.“
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