Tongruben als Rückzugsräume für bedrohte Arten
Der Abbau von mineralischen Rohstoffen verändert bestehende Lebensräume, schafft aber auch neue.
Schutz und Erhalt der Artenvielfalt bekommen eine immer höhere Priorität. Die hinter der Marke Poroton stehenden Unternehmen Schlagmann Poroton und Wienerberger wollten mehr darüber wissen, welchen Einfluss der Tonabbau auf die Artenvielfalt haben könnte. Deshalb lassen sie, beginnend an fünf Standorten ihrer Unternehmen in Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg, die Biodiversität kartieren.
„Wie erwartet sind die untersuchten Tonabbaustätten von zahlreichen bestandsbedrohten Arten besiedelt“, sagt Dr. Werner Dieter Spang, Geschäftsführer der Spang Fischer Natzschka GmbH. Das Beratungsunternehmen für Umwelt- und Raumplanung aus Wiesloch führt die Untersuchung im Auftrag der Deutschen Poroton GmbH aus, dem in Berlin ansässigen Verband der Unternehmen Schlagmann Poroton und Wienerberger.
Die Kartierung der Biodiversität auf den Werksgeländen sei nur der erste Schritt, so Dipl.-Ing. Clemens Kuhlemann, Geschäftsführer der Deutschen Poroton. „Mit den gesammelten Daten werden wir dann Maßnahmen entwickeln, um den Erhalt dieser Arten im Einklang mit unserer unternehmerischen Tätigkeit zu fördern“, versprach er.
Die Untersuchung weist auch gefährdete Arten nach
Spang Fischer Natzschka hat begonnen, die vorkommenden Tier- und Pflanzenarten an einigen Unternehmensstandorten systematisch zu erfassen. Dabei wurden auch gefährdete Arten gefunden, die bereits auf der „Roten Liste“ stehen. Für stillgelegte, renaturierte, rekultivierte wie auch aktive Tongruben sei damit nachgewiesen, dass diese auf ihrem Gelände bedrohten Arten Schutz und Lebensraum bieten.
Im Zuge der Untersuchung seien viele seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten sowohl in aufgegebenen Werksbereichen, die bereits renaturiert oder rekultiviert waren, als auch in aktiv genutzten Tongruben gefunden worden. Zu ihnen zählen unter anderem die Moschus-Malve, die Geburtshelferkröte, der Wiedehopf und die Binsenjungfer.
Anzahl entdeckter Arten höher als in der Umgebung
Außerdem sei aufgefallen, dass die Anzahl an dort entdeckten Arten deutlich höher war als auf den umgebenden Feld-, Wald- und Ackerflächen. Die weitläufigen Werksgelände erfüllen demnach eine Funktion als Rückzugsraum für Arten, die woanders keinen Lebensraum mehr finden. Damit leisten sie während der Abbauphase einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Pflanzen, Amphibien, Vögeln und Insekten.
„Diese Arten kommen in den Abbaustätten nur deshalb vor, weil dort Ton abgebaut wird“, erläutert Spang. „In der umgebenden Kulturlandschaft fehlen sie oft. Deshalb sind Tonabbaustätten auch ein wichtiges Element im Biotopverbund.“
Biodiversitätsdatenbank als Instrument für die Dokumentation
Das sind die ersten Ergebnisse der Ende September abgeschlossenen Kartierungsarbeiten. Der vollständige Bericht wird bis Anfang 2022 erscheinen und in die Biodiversitätsdatenbank der Baustoff-Steine-Erden-Industrie bbs einfließen. Dieses Instrument soll die Branche dabei unterstützen, ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu erfassen und zu dokumentieren.
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