U-Halle gewinnt Nachhaltigkeitspreis
In diesem Jahr ging der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur an das Projekt U-Halle in Mannheim. Das Projekt überzeugte die Jury nicht nur mit der Umnutzung des ehemaligen Distributionszentrums in Mannheim für die BUGA 23, sondern auch das Nachnutzungskonzept über die BUGA 23 hinaus war stimmig.
„Bestand erhalten und diesen sinnvoll weiternutzen ist das Gebot der Stunde“, sagt Prof. Amandus Samsøe Sattler, DGNB Präsident und Vorsitzender der Jury. „Mit der Transformation einer unattraktiven Lagerhalle in einen abwechslungsreichen, öffentlich zugänglichen Ort ist den Projektbeteiligten ein architektonisches Highlight ganz im Sinne einer zeitgemäßen Umbaukultur gelungen. Dabei ist neben der Expertise der beauftragten Planungsbüros insbesondere der Mut der Stadt Mannheim als Bauherrin hervorzuheben, nichts für die BUGA 23 neu zu bauen.“ Das Gewinnerprojekt zeigte der Jury, dass der öffentliche Bauherr ein positives Zeichen in die Gesellschaft senden kann, wenn er verantwortlich mit der gebauten Umwelt umgeht. Mit dem Umbau der U-Halle ist ein partizipativer und identitätsstiftender Ort für die Mannheimer Bevölkerung geschaffen wurden, der die jüngere Geschichte der Stadt als US-Militärbasis widerspiegelt.
Zeitgemäß umgebaut
Die U-Halle ist eine schlichte, 700 Meter lange Halle. Sie diente den amerikanischen Streitkräfte auf dem Spinelli Militärgelände als ehemalige Lagerhalle. Der Umbau hat diesen Ort prägnant für Veranstaltungen, Ausstellungen und Gastronomie geöffnet. Dabei ist es zu einem Beispielprojekt für zeitgemäße, zirkulär ausgeführte Transformation bestehender Gebäude geworden. Das Architekturbüro Hütten & Paläste verzichtete für die BUGA-Ausstellung auf einen temporären Neubau. Das Berliner Architektenteam setzt auf eine zeitgemäße Nachnutzung, vermied graue Energie und erhielt die Identität des Ortes.
Zirkulär bauen
Erhalt, Wiederverwendung und Ressourcenschonung sind die Schlagworte zur Umnutzung der insgesamt 20.000 Quadratmeter großen Fläche gewesen. Entstanden ist ein Gebäude, dass für weitere Lebenszyklen steht. Es ist multifunktional und nachhaltig veränderbar. Im Gebäude finden sich Materialien aus dem Rückbau an anderer Stelle wieder. Betonbruch wurde zum Beispiel zur Geländemodellierung verwendet. Als Sichtschutz, Trenn- und Fassadenelemente dienen ehemalige Dachpaneele. Die Konstruktionen lassen sich beim Rückbau sortenrein trennen.
Alt und Neu vereint nach Umbau
Neue Raumzusammenhänge wurde durch das segmentweise Öffnen der monotonen Halle erzeugt. In allen Bereichen ist die Tragstruktur sichtbar. Am Bestand fanden nur Ausbesserungen und Reparaturen statt. Diese wurden so umgesetzt, das die neu eingebrachten Bauteile erkennbar sind. So sind Alt und Neu als Collage zu sehen. Die Freiräume zwischen den Hallenbereichen wurden entsiegelt. Dies schafft Retention und Versickerung von Regenwasser und bietet Habitate für heimische Pflanzen und Tiere. Die Entsiegelung hat auch für die Mannheimer Innenstadt einen Vorteil, da somit eine wichtige Frischluftschneise geöffnet wurde. Neben dem Umbau wurde ein Regelwerk erarbeitet, dass die weiteren Möglichkeiten zum Umbau aufzeigt. Diese können weitestgehend eigenständig von den Nutzenden durchgeführt werden.
Alle Finalisten bauten im Bestand
Im Finale zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur standen insgesamt drei Bauprojekte die sich alle mit dem Bestand auseinerander gesetzt haben. Neben der U-Halle in München war es die Bundesgeschäftsstelle vom Deutschen Alpenverein in München und das Congress Center Hamburg. Sattler freute sich über die vielen Einreichungen und die neun Nominierten und drei Finalisten und betont, dass Baukultur wichtig ist, da sie sich immer mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und somit in der Gesellschaft ankommt. Zum elften Mal wurde der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur von der zirkulär und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis gemeinsam vergeben.
Die Fachjury zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur setzte sich in diesem Jahr wie folgt zusammen: Sabine Djahanschah (Deutsche Bundesstiftung Umwelt), Martin Haas (haas.cook.zemmrich – STUDIO2050), Prof. Thorsten Helbig (knippershelbig), Prof. Fabienne Hoelzel (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart), Markus Lehrmann (Architektenkammer Nordrhein-Westfalen), Reiner Nagel (Bundesstiftung Baukultur), Prof. Dr.-Ing. Anja Rosen (Bergische Universität Wuppertal), Prof. Matthias Rudolph (Transsolar Energietechnik), Prof. Amandus Samsøe Sattler (ensømble Studio Architektur Berlin), Beatrice Soltys (Baubürgermeisterin Stadt Fellbach), Stephan Weber (Architektenkammer Baden-Württemberg).