Vonovia setzt auf digitale serielle Holzhybrid-Bauweise von Gropyus
Ein Schwergewicht der Wohnungswirtschaft und ein gar nicht mehr so kleines Start-up-Unternehmen für Immobilien-Technologie geben ihre Zusammenarbeit bekannt.
Die Gropyus AG, ein PropTech-Unternehmen im Bereich des nachhaltigen und seriellen Bauens und Wohnens, geht mit der Vonovia SE eine strategische Partnerschaft ein. Die Unternehmenskooperation stellten Gropyus-CEO Markus Fuhrmann und Daniel Riedl, Vorstandsmitglied und CDO von Vonovia, am gestern Abend in Berlin im Beisein von Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, im Rahmen einer Fachkonferenz der Vonovia zur Zukunft des Bauens vor.
Proptech steht für „Property Technology“ und bezieht sich auf Immobilien einschließlich deren Betrieb, Verwaltung etc., also wohnungswirtschaftliche Aspekte. Da im Englischen dafür der Begriff „Real Estate“ gängig ist, findet man manchmal statt Proptech auch die Bezeichnung RealTech.
Wohnbau in digitaler serieller Holzhybrid-Bauweise
Gropyus hat ein Gebäudebetriebssystems (Building Operation System, BOS) entwickelt, das eine vollständige Digitalisierung der Wertschöpfungskette ermöglichen soll – von der Planung über die automatisierte Fertigung bis hin zum Betrieb. Darüber hinaus besitzt Gropyus Erfahrungen mit der Konzeptionierung und Realisierung von Wohnbauprojekten in digitaler serieller Holzhybrid-Bauweise.
Geplant sei, zukünftig gemeinsam Projekte – Neubau und Nachverdichtung – zu entwickeln und umzusetzen. Sowohl neue Wohnungen als auch Bestandswohnungen der Vonovia sollen mit dem Gebäudebetriebssystem von Gropyus ausgestattet und somit energie- und kosteneffizienter werden.
Gemeinsame Projekte in Österreich und Deutschland geplant
Markus Fuhrmann, CEO von Gropyus sagte: „Diese Partnerschaft ist für Gropyus ein wesentlicher strategischer Schritt. Gemeinsam können wir Projekte entwickeln – sowohl in Österreich als auch in Deutschland.“
Daniel Riedl, CDO Vonovia SE erklärte, die Aufstockung von bestehenden Gebäuden mithilfe der Expertise von Gropyus noch weiter verbessern zu können. „Die serielle Holz-Hybrid-Bauweise, die bei Gropyus vollständig digitalisiert umgesetzt wird, ist ein weiterer Schritt, um sehr effizient neuen Wohnraum zu schaffen“. Die Kooperation bezeichnete er als einen wichtigen Beitrag, um die Situation am Wohnungsmarkt zu entspannen.
Wohnhaus in Weißenthurm bei Koblenz als Pilotprojekt
Gropyus hatte Ende Mai 2022 die Fertigstellung ihres ersten Pilotprojekts „Im Wohnpark Nette 6“ gefeiert und damit das erste vollintegrierte und digitalisierte Gebäude des Unternehmens eröffnet. Das Techprop-Unternehmen wolle „raus aus der Manufaktur“, die die Wohnungswirtschaft heute auszeichne, ließ sich der CEO Fuhrmann damals zitieren.
Das neunstöckige Wohngebäude wurde in serieller Holz-Hybrid-Bauweise mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft erbaut, steht in Weißenthurm bei Koblenz und verfügt insgesamt über eine Bruttogeschossfläche von 4.193 Quadratmeter, verteilt auf 54 Wohnungen.
Errichtung in Rekordzeit
Aufgrund der volldigitalisierten und integrierten Bauprozesse ließ sich das das Bausystem des 9-stöckigen Holz-Hybrid-Gebäudes in Rheinland-Pfalz nach Angaben des Unternehmens in nur elf Wochen errichten, bei außergewöhnlich hohen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards. Die vollständige Digitalisierung der Wertschöpfungskette ermögliche eine vollumfängliche Nachvollziehbarkeit aller Prozesse und verwendeten Materialien und schaffe so die Basis für eine tief in allen Prozessen verankerte „tiefe Nachhaltigkeit“ („Deep Sustainability“).
Bei der Errichtung des Wohnhauses in Weißenthurm kam die integrierte Wertschöpfungskette von Gropyus zum Einsatz: Von der Planung, dem Design und den entsprechenden Zulassungen, über die Bauphysik, das Bausystem, die Herstellung und Steuerung der Robotik und die Produktion der Module bis hin zum Brandschutz sowie der Integration des eigenen Betriebssystems BOS. Gropyus werde auch nach dem geplanten Verkauf des Objekts weiterhin am Betrieb beteiligt sein.
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