Wachstumschancen für den Wohnungsbau
Der Beschluss des Wachstumschancengesetzes ist auf die Kabinettsklausur Ende August auf Schloss Meseberg verschoben. Die richtige Ausgestaltung des Wachstumschancengesetzes ist für jedem Bereich wichtig, um der ökonomischen Krise entgegenzuwirken und zugleich die Dekarbonisierung zu fördern. Dass auch ein Schwerpunkt auf den Wohnungsbau gelegt werden muss, fordert die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM).
Die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) vertritt als Dachverband die Interessen der Mauerstein erzeugenden Industrie, sowohl politische als auch wirtschaftliche und technische Interessen. Das Wachtsumschancengesetz soll Wachstum, Investitionen und Innovationen Impulse geben und für Unternehmen Steuervereinfachungen ermöglichen. Hier fordert der DGfM-Vorstand einen Schwerpunkt auf den Wohnungsbau bei der Ausgestaltung des Gesetztes zu legen. Die DGfM hat bereits an die Bundesminister Christian Lindner, Klara Geywitz und Robert Habeck Forderungen gesandt:
- Die Sonderabschreibung für den Mietwohnungsbau des § 7 b EStG muss für alle Mietwohnungsneubauten anwendbar sein, nicht nur für die besonders kostenintensiven EH 40-Häuser.
- Für aktivierungspflichtige Klima-Investitionen im Gebäudebereich bedarf es einer verkürzten Abschreibungsdauer von fünf bis zehn Jahren.
Wohnungsbau ist zentral für die Energiewende
„Es wäre fatal, einem der größten und für den sozialen Frieden wichtigsten Sektor, dem Wohnungsbau, die notwendigen Wachstumschancen zu versagen. Schon beim Wohnungsbau-Tag im April hatten wir der Bundesregierung klar gemacht, wie zentral er für die Energiewende, die Transformation der Industrie und die Klimaziele ist“, erinnert der DGfM-Vorsitzende Dr. Hannes Zapf. Er bemängelt, dass seitdem politisch wenig geschehen sei, auch wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Bedeutung der Branche betont habe. „Stattdessen sieht der Markt überall Negativrekorde: Die Baubeginne liegen über 50 Prozent unter den Vorjahren, die monatlichen Baugenehmigungen auf Zehnjahres-Tiefstwerten. Wenn keine neuen Häuser aus dem Boden wachsen, wird es weder für Wirtschaft noch Gesellschaft vorangehen“, mahnt Zapf.
Anhebung der degressiven AfA
Jan Dietrich Radmacher, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Kalksandsteinindustrie, sieht im Bekenntnis zum bezahlbaren Wohnungsneubau eine politische Nagelprobe für die Koalition und gibt den Hinweis: „Ohne nachhaltige Anreize wird es keine Investitionen in Bautätigkeit geben. Der Vorschlag zur Anhebung der degressiven AfA von Ministerin Geywitz geht in die richtige Richtung und darf jetzt keinesfalls politisch zerredet werden.“ Dabei gibt Rademacher zu bedenken, dass diese Regelung für aktuelle und bereits genehmigte Projekte wichtig sei. Denn diese Projekte könnten schnell gebaut werden, da die Planungs- und Genehmigungszeiten für neue Projekte auch beim Mauerwerksbau die Zeit auf der Baustelle überstiegen.
400.000 Wohnungen wären machbar
Daniel Marczinkowsky, Vorstandsmitglied DGfM und Geschäftsführer der XELLA Deutschland GmbH, sieht Chancen, wenn die politischen Weichen richtiggestellt sind: „Ein Blick in die Statistik zeigt: Der Neubau von 400.000 Wohnungen pro Jahr ist kein Hexenwerk, sondern kann schon gelingen, wenn die Rahmenbedingungen von Finanzierung, Anforderungen und damit Baukosten, Förderung sowie Baulandangebot durchschnittlich gut sind.“ Er betont, dass das Material für die jährlich benötigten 400.000 Wohnungen liefert werden können, meint aber, dass um dieses zu erreichen Finanzierungshürden genommen werden müssten: „Eine degressive Abschreibung wäre ein Schritt in die richtige Richtung.“
Ökonomischen Aspekte der Wohnungsbaukrise
„Jeden Monat bis zu 30 Prozent weniger Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr bedeuten monatlich bis zu zwei Milliarden Euro weniger Bauinvestitionen. Die dadurch entstehenden Einnahmeverluste bei Grunderwerbsteuer, Mehrwertsteuer und Sozialabgaben übersteigen schon lange jegliche Kosten, die mit zeitlich begrenzten Abschreibungsvorteilen verbunden wäre“, berechnet Heinz-Jakob Holland, Vorstandsmitglied DGfM und Vice President Business Development Central-West-Europe der H+H, die ökonomischen Aspekte der Wohnungsbaukrise und meint weiter: „Wer eine sich letztlich selbst finanzierende Wohnungsbauförderung in der derzeitigen Situation ablehnt, der macht nicht Politik für, sondern gegen Wohnungssuchende.“
Bauwirtschaft jetzt stärken
An die zentrale Aussage von Gewerkschaften, Mieterbund, Bau- und Immobilienbranche auf dem Wohnungsbau-Tag 2023, dass bereits heute Kurzarbeit und Produktionsstopp in der Industrie Realität seien und eine tief greifende Krise der Baubranche drohe, erinnert Guido Runkel, stellvertretender Vorsitzender der DGfM: „Wenn die Bauwirtschaft jetzt gezwungen ist, Personal abzubauen, droht ein Aderlass, der Strukturen auf Jahre hinaus zerschlagen könnte.“