Zeitreise: Wer kennt diese Gebäude?
Die Expertise von Berlinerinnen und Berlinern ist bei der Beschreibung historischer Fotografien im Rahmen eines Forschungsprojekts gefragt.
Tausende historische Fotografien lagern in den Rollregalen der Wissenschaftlichen Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR in Erkner. Die Aufnahmen zeigen Straßen, Plätze und Gebäude in ganz Ostdeutschland.
Motiv und Aufnahmedatum sind jedoch oft nicht bekannt, die Orte selbst teils nicht mehr wiederzuerkennen. Die Wissenschaftlichen Sammlungen haben nun ausgewählte historische Aufnahmen von Ost-Berlin auf der Online-Plattform Zooniverse hochgeladen und wenden sich an die Öffentlichkeit: mit der Bitte, bei der Beschreibung der Fotos mitzuhelfen.
Historische Fotografien und Dias einordnen
Denn nach und nach digitalisieren die Wissenschaftlichen Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner ihren großen Bestand an teils unbeschriebenen historischen Fotografien und Dias. Ihr Ziel: „Wir wollen die Aufnahmen damit auffindbar und auswertbar machen. Und erhoffen uns davon für unsere Forschung neue und besondere Einblicke in die Entwicklung von Architektur und Alltag in der DDR“, erklärt Rita Gudermann, Projektleiterin in den Wissenschaftlichen Sammlungen. „Für Berlinerinnen und Berliner ergibt sich hier eine schöne Gelegenheit, sich auf eine Zeitreise zu begeben – und wir können erheblich von ihrem historischem Wissen zu Ost-Berlin profitieren!“, lautet ihre Erwartung.
Eine Auswahl der Fotos von Ost-Berlin kann auf der Citizen-Science-Plattform Zooniverse ohne vorherige Anmeldung angesehen, kommentiert und mit Schlagworten versehen werden. Bürgerinnen und Bürger können so dazu beitragen, grundlegende Angaben zu Entstehungsort und -datum zu ergänzen. Ihre Einträge werden anschließend geprüft und zusammengeführt. Verifizierte Informationen gehen dann in die Beschreibung der digitalisierten Archivalien ein.
Start mit Aufnahmen aus Berlin
Das Archiv verfügt noch über viele weitere Aufnahmen, die Gebäude, städtebauliche Ensembles und Architekturentwürfe aus dem gesamten Gebiet der ehemaligen DDR zeigen. Damit sie leichter zugeordnet werden können, werden zunächst jedoch nur Fotos von Berlin auf Zooniverse gezeigt.
Viele der Bilder – aufgenommen über mehr als vier Jahrzehnte hinweg – wurden 1992 aus dem Bestand des Instituts für Städtebau und Architektur (ISA) der Bauakademie der DDR übernommen. Im Lauf der Jahre kamen mehr als 150 private Nachlässe von Menschen hinzu, die in der DDR mit Architektur und Planung beschäftigt waren.
Bürgerwissenschaftliche Erschließung von Archivbeständen
Das Projekt CitizenArchives zur bürgerwissenschaftlichen Erschließung von Archivbeständen wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert und vom IRS in Kooperation mit der Programmfabrik GmbH durchgeführt. Auf Basis der gemachten Erfahrungen entwickelt das Projekt Web-basierte Anwendungen zur Nutzerbeteiligung für andere Spezialarchive.
„CitizenArchives“ ist Teil einer umfassenderen Initiative zur Digitalisierung der Bestände der Wissenschaftlichen Sammlungen mit Fördermitteln des Landes Brandenburg und des Bundes.
Spezialarchiv für Architektur, Planung und Stadtgeschichte
Die Wissenschaftlichen Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR sind ein international nachgefragtes Spezialarchiv für Architektur, Planung und Stadtgeschichte. Als Teil des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner werden sie auch für die eigene Forschung des Instituts genutzt, die sich auf die Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Veränderungen und der Transformation von Räumen fokussiert.
Das IRS berät Akteure aus Politik und Zivilgesellschaft, um die zukunftsfähige Entwicklung von Dörfern, Städten und Regionen zu fördern und sozialräumliche Ungleichheit zu lindern. Dafür arbeiten über 50 Forschende aus den Fachdisziplinen der Wirtschafts- und Sozialgeographie, Politikwissenschaft, Soziologie, Planungswissenschaft, Geschichtswissenschaft sowie der Kunst- und Architekturgeschichte als interdisziplinäres Team zusammen.
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